Der Trierer Bischof Ackermann hat am Dienstag erstmals einen Rechenschaftsbericht zum Thema sexueller Missbrauch für das Jahr 2022 vorgelegt.

Was 2022 unternommen wurde

Bistum Trier legt erstmals Jahresbericht zum Thema Missbrauch vor

Stand
Autor/in
Nicole Mertes
Nicole Mertes arbeitet als Redakteurin im SWR Studio Trier

Erstmals hat das Bistum Trier einen Rechenschaftsbericht zum Thema Missbrauch vorgelegt. Es geht um das Jahr 2022. Was wurde unternommen, um Kinder vor Missbrauch zu schützen?

Der Jahresbericht ist eine Broschüre mit 38 Seiten. Interessant ist vor allem der Bereich Aufarbeitung. Demnach hat das Bistum Trier im Jahr 2022 insgesamt 789.000 Euro an 51 Opfer sexuellen Missbrauchs gezahlt. In Anerkennung des Leids, so drückt es das Bistum aus. Dazu kommen noch 764.000 Euro an ehemalige Schüler des katholischen Internats Albertinum Gerolstein, die Opfer körperlicher, seelischer und teils auch sexueller Gewalt waren.

Wie das Bistum Kinder besser schützen will

In dem Rechenschaftsbericht geht es darum, was das Bistum unternommen hat, um Kinder besser vor Gewalt und sexuellem Missbrauch durch Priester zu schützen. Jede Pfarrei soll ein eigenes Schutzkonzept aufstellen. Von den 748 Pfarreien im Bistum Trier hatten aber bis Ende 2022 erst 175 ein solches Konzept vorgelegt. Dazu gehört die Pfarreiengemeinschaft Hillesheim in der Eifel. Die anderen Pfarreien arbeiten noch daran, sagte das Bistum.

Was unternimmt das Bistum bei aktuellen Missbrauchsfällen?

Auch im Jahr 2022 haben sich 29 Menschen, die Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sind, erstmals beim Bistum gemeldet. 16 Menschen beschuldigen noch lebende Priester oder Pfarrangestellte, 13 beschuldigen schon verstorbene Priester. Es waren auch drei Missbrauchsfälle dabei, die in den vergangenen drei Jahren passiert sind. Sechs Fälle wurden an die Staatsanwaltschaft gegeben. Bei schon laufenden Verfahren gegen Priester wurden zwei Beschuldigte aus dem Priesteramt entlassen.

Opfer haben kein Vertrauen in die Kirche

Bischof Stephan Ackermann will künftig jährlich einen Rechenschaftsbericht zum Thema Missbrauch vorlegen. Dies kündigte er im Januar an - nur wenige Wochen, nachdem eine Studie zu Fällen sexuellen Kindesmissbrauchs durch Priester in der Amtszeit des verstorbenen Trierer Bischofs Bernhard Stein veröffentlicht wurde. Stein war von 1967 bis 1981 Bischof von Trier.

Dezember 2022: Studie belastet früheren Bischof Stein

Die Studie der Universität Trier war im Dezember 2022 vorgestellt worden. Sie wies nach, dass Bischof Stein sexuellen Missbrauch durch Priester deckte, die Täter schützte und sich um die Opfer nicht kümmerte.

Wir erleben, dass die Glaubwürdigkeit der Kirche massiv in Frage gestellt ist.

200 Fälle von sexuellem Missbrauch aus dieser Zeit wurden nachgewiesen, 81 Priester als Täter belegt. Die Studie sprach von systemischem Versagen und forderte die aktuelle Bistumsleitung auf, zu handeln. Der Trierer Bischof Ackermann sagte bei der Vorstellung des Rechenschaftsberichts: "Wir erleben, dass die Glaubwürdigkeit der Kirche massiv in Frage gestellt ist, dass Menschen Misstrauen haben."

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Der jetzt vorgelegte Rechenschaftsbericht wirbt auch um Vertrauen. Das Bistum Trier wolle zeigen, was es unternimmt, um sexuellen Missbrauch zu verhindern und dass es auch einschreite, wenn Fälle vorkämen. Doch Bischof Ackermann sagte auch, dass man Vertrauen nicht einfach so bekomme, sondern dass es von Ergebnissen abhänge. Er sagte, er hoffe, dass mehr Betroffene von sexuellem Missbrauch sich melden, man werde ihnen zuhören.

Kritik: Beitrag der Betroffenen nicht genug gewürdigt

Im Mai 2022 hatte der Verein von Opfern sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier, (MissBiT) eine eigene Studie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Trier vorgelegt. Die Studie der Universität Trier zu Bischof Stein belegte die von MissBiT offengelegten Fakten. Die unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier forderte eine schnellere Akteneinsicht für Betroffene und mehr Transparenz bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs. Der Rechenschaftsbericht für das Jahr 2022 ist auch eine Reaktion darauf. Doch Missbrauchsopfer sehen in dem Bericht auch Lücken.

Wir haben sehr viel an Aufarbeitung beigetragen.

Der Verein MissBiT kritisiert, dass der Beitrag Betroffener in dem Rechenschaftsbericht des Bistums kaum erwähnt ist. "Wir haben sehr viel an Aufarbeitung beigetragen", sagt Hermann Schell von MissBiT. Bischof Ackermann habe sich selbst und seine Verantwortung zu sehr aus dem Rechenschaftsbericht herausgehalten.

2022 tritt Ackermann als Missbrauchsbeauftragter zurück

2022 war auch das Jahr, in dem Bischof Ackermann vom Amt des Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz zurücktrat. Dazu steht nichts in dem Rechenschaftsbericht. Zwölf Jahre lang - seit 2010 - hatte er das Amt innegehabt. Sein Nachfolger ist der Aachener Bischof Helmut Dieser. Ackermann sagte, er habe als Missbrauchsbeauftragter auch Fehler gemacht.

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Zu den Fehlern Ackermanns gehörte, den echten Namen eines Missbrauchsopfers in einer Konferenz mit Bistumsmitarbeitern öffentlich zu nennen. Der Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz sagte daraufhin, Ackermann sei als Missbrauchsbeauftragter nicht mehr tragbar. Ackermann ist wegen der Namensnennung des Missbrauchsopfers inzwischen zu einer Schmerzensgeldzahlung verurteilt worden. Auch das steht nicht im Rechenschaftsbericht.

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