Die Kyll ist einer der Flüsse, die im vergangenen Sommer große Schäden verursacht haben. Damit ein solches Hochwasser die Wohnhäuser nicht mehr erreicht, müssen neue Schutzmaßnahmen ergriffen werden, wie zum Beispiel das Erhöhen der Mauer an der Kyll oder ein mobiler Hochwasserschutz.

Dabei kann jede Hochwasserschutzmaßnahme auch negative Auswirkungen an einer anderen Stelle des Flusses haben. Um herauszufinden, welche Maßnahmen überhaupt Sinn machen und welche nicht, wird gerechnet.
Hochwassermodelle werden am Schreibtisch erstellt, ohne dass nur ein Stein verbaut wird. Dazu brauchen die Experten genaue Daten und die gibt es seit dem Kyllhochwasser nicht mehr. Denn die Flut hat das Bett der Kyll stark verändert. Deshalb wird die Kyll von ihrer Mündung in die Mosel bei Ehrang bis zum Pegel in Kordel gerade neu vermessen.
Die Insel in der Kyll in Trier-Ehrang
In diesem Vermessungsbereich liegt auch eine Insel. Sie schmiegt sich auf einer Länge von ungefähr 600 Metern in das Kylltal in Trier-Ehrang und wird gesäumt von der Kyll auf der einen und einem kleinen Seitenarm, dem Mühlgraben, auf der anderen Seite. Die Insel ist beliebt bei Kleingärtnern und Jugendlichen, aber auch bei Vögeln und Wildschweinen, denn mit ihrem teils dichten Bewuchs von Beerensträuchern und Bäumen bietet sie Ruhe und Rückzugsort zugleich.

Während des Hochwassers Mitte Juli stand die gesamte Insel zwei bis drei Meter unter Wasser. Die angrenzenden Häuser und die Bahnstrecke waren auch von den Fluten betroffen. Die Fluten haben Erdmassen an den Ufern der Insel abgetragen und an anderer Stelle hat sich der Sand wieder abgelagert.
Schutz vor künftigen Hochwasser
Seit der Flut befasst sich ein Team von Experten mit den Maßnahmen an der Kyll- und damit auch mit der Kyllinsel. Gemeinsam mit der oberen Naturschutzbehörde und Hochwasserexperten hat die Stadt Trier geprüft, wie Schäden bei einem erneuten Hochwasser im Rahmen gehalten werden können. Alexander Hammel vom Gewässer- und Hochwasserschutz der Stadt Trier erklärt, dass der Sand, der bei der Flut auf der Insel angespült wurde, weggebaggert werden muss. Denn durch die Sandhügel an den Ufern ähnelt das Profil der Insel nun einer Schüssel, die beim nächsten Hochwasser vollaufen würde.

Damit das Wasser sich nicht zu sehr an der Insel staut und die anliegenden Häuser flutet, soll die Insel außerdem flacher werden. Die Ufer werden mit kleinen Baggern abgeflacht, zusätzlich sollen Rinnen von der Mitte der Insel bis zum Kyll-Ufer hin gegraben werden. Diese Rinnen sollen circa vier Meter breit und mit Bausteinen gefestigt werden.
Gemeinsam mit dem THW wird Ende April eine Behelfsbrücke zur Kyll-Insel über den Mühlgraben aufgebaut. Nur so sei es möglich, die Maschinen auf die Insel zu bekommen, sagt Alexander Hammel. Um überhaupt an die Ufer durch den dichten Bewuchs von teils dornigem Gestrüpp zu kommen, werden Schneisen in die üppige Vegetation geschnitten. Auf dem Rest der Insel wolle man die Vegetation aber schonen.
Ziel sei, so Hamm, dass das Wasser bei einer Überschwemmung oberflächig schnell abfließe und sich nicht staut.
Totholz erhalten oder nicht?
Auf der Kyllinsel liegen umgekippte Bäume- Totholz. Kann das bleiben oder muss es weg? Diese Frage sei nicht so einfach zu beantworten, sagt Alexander Hammel. Denn einerseits wolle man die Biodiversität des Standortes fördern mit den natürlich entstandenen Tothölzern, in denen viele Insekten und Kleintiere wohnen. Andererseits ist das Holz bei der nächsten Überschwemmung eine potenzielle Gefahr für Brücken und Wehre.

Auf der Kyll-Insel will man trotzdem versuchen, einige umgefallene Bäume liegen zu lassen. Sie werden so im Boden verankert, dass sie beim nächsten Hochwasser nicht weggeschwemmt werden. Außerdem werden die Fichten auf der Kyllinsel abgeholzt. Diese wurzeln sehr flach und können bei Hochwasser schnell entwurzelt werden, sagt Hammel vom Bauamt der Stadt Trier.

Kleingartenparadies ist vorbei
Eine weitere Gefahr bei Hochwasser sind die Gartenhäuser, die unerlaubt über Jahre auf der Kyll-Insel entstanden sind. Viele Teile der Insel sind in Privathand und werden von Besitzern als Garten genutzt. Deshalb sind im Sommer nicht nur Bäume und Schubkarren von der Flut weggespült worden, sondern auch Gartenhäuser und Kühlschränke. Schon vor der Flut sollte die Insel deshalb offiziell geräumt werden. Bauten sind hier verboten.

Gartenhäuser und Geräte seien bei Hochwasser eine genauso große Gefahr für Brücken wie Baumstämme, sagt Hammel. Deshalb werden die Gartenlauben, die das Hochwasser überlebt haben, entfernt. Einige eifrige Gärtner haben ihre Beete bereits wieder bestellt. Das Wühlen in der Erde ist erlaubt- nur Gartenlauben dürfen nicht mehr gebaut werden.