Erste Jugendvertretung Verbandsgemeinde Gerolstein. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)

Erste Jugendvertretung der VG wird gewählt

Schulfach "Wählen" in der Verbandsgemeinde Gerolstein

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Anna-Carina Blessmann

Demokratie direkt in der Schule: Am Dienstag können Jugendliche in der Verbandsgemeinde Gerolstein die erste Jugendvertretung wählen. Drei der 25 Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich vor.

"Ich finde es wichtig, dass die Erwachsenen sehen, dass wir nicht so unvernünftig sind, wie sie vielleicht denken. Dass wir nicht ausgeschlossen werden, sondern politisch mitmachen können." So begründet Tom Caspers aus Oberbettingen seine Kandidatur für die Jugendvertretung.

"Ich möchte, dass Veranstaltungen, die es schon lange in Gerolstein gibt, in Zukunft auch von Jugendlichen mit geplant werden. Damit das Veranstaltungen für jede Generation werden", sagt Benjy Thömmes. Er ist 17 Jahre alt und Schüler der Berufsbildenden Schule in Gerolstein. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
"Ich möchte, dass Veranstaltungen, die es schon lange in Gerolstein gibt, in Zukunft auch von Jugendlichen mit geplant werden. Damit das Veranstaltungen für jede Generation werden", sagt Benjy Thömmes. Er ist 17 Jahre alt und Schüler der Berufsbildenden Schule in Gerolstein. Bild in Detailansicht öffnen
"Ich habe vor allem das Ziel, dass Jugendliche in Gerolstein mehr Freizeitmöglichkeiten bekommen", sagt Philipp Ludwig. Er wohnt in Gerolstein, ist 17 Jahre alt und geht in die 11. Klasse für Fachabitur Wirtschaft und Verwaltung an der Berufsbildenden Schule Gerolstein. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
"Ich habe vor allem das Ziel, dass Jugendliche in Gerolstein mehr Freizeitmöglichkeiten bekommen", sagt Philipp Ludwig. Er wohnt in Gerolstein, ist 17 Jahre alt und geht in die 11. Klasse für Fachabitur Wirtschaft und Verwaltung an der Berufsbildenden Schule Gerolstein. Bild in Detailansicht öffnen
"Ich möchte ein Ansprechpartner sein, an den sich Jugendliche mit ihren Ideen wenden können", sagt Tom Caspers. Er ist 17 Jahre alt, kommt aus Oberbettingen und ist Schüler am beruflichen Gymnasium Technik in Gerolstein. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
"Ich möchte ein Ansprechpartner sein, an den sich Jugendliche mit ihren Ideen wenden können", sagt Tom Caspers. Er ist 17 Jahre alt, kommt aus Oberbettingen und ist Schüler am beruflichen Gymnasium Technik in Gerolstein. Bild in Detailansicht öffnen

Insgesamt 25 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren treten dafür am Dienstag zur Wahl an. Sechs weiterführende Schulen in der Verbandsgemeinde werden zum ersten Mal zu Wahllokalen. Für wenige Stunden heißt es dann: Demokratische Teilhabe statt Mathe, Deutsch und Bio.

Politisch in der Verbandsgemeinde Gerolstein mitmachen

Diese Teilhabe ist auch Kandidat Benjy Thömmes wichtig: Er möchte, dass die Jugendlichen in Gerolstein beteiligt werden. Zum Beispiel, indem sie bei der Neugestaltung des Bahnhofsgeländes Betonwände mit Graffiti besprühen dürfen.

Oder, indem Jugendliche bei den Planungen für jährliche Veranstaltungen in Gerolstein miteinbezogen werden. Damit diese zu Veranstaltungen für jede Generation werden. Sollte Benjy zu den 21 Jugendlichen gehören, die gewählt werden, könnte er zukünftig Anträge wie diese in den Verbandsgemeinderat einbringen.

Ansprechpartner für die Jugend

Auch Philipp Ludwig aus Gerolstein hat Ideen für die Jugendvertretung. Zum Beispiel soll es regelmäßig eine Poolparty im Freibad geben. Oder es soll für 13- bis 18-Jährige ein Treffpunkt entstehen: "Damit Jugendliche einen Zufluchtsort haben."

Ohne die Jugendvertretung wäre es schwierig, sich einzubringen, glaubt Tom. Viele seiner Freunde hätten gute Ideen, zum Beispiel für einen Fahrradpark in der Verbandsgemeinde.

"Wir haben mit unseren Ideen aber nie einen richtigen Ansprechpartner gefunden. Jemanden, an den wir uns hätten wenden können, damit das auch durchgesetzt wird. Diese Position möchte ich nun gerne in der Jugendvertretung einnehmen."

Perspektive der Jugendlichen

Ob sie mit ihren Anliegen dann auch tatsächlich Gehör bei den Erwachsenen finden, wissen die drei natürlich noch nicht. Benjy ist aber überzeugt, dass sie gute Denkanstöße an die Erwachsenen weitergeben können.

Diese sehen schließlich die Abstimmungsergebnisse der Jugendvertretung. Benjy sagt, er kenne schon viele Menschen in den Räten und der Verwaltung. Deshalb möchte auch er ein Bindeglied darstellen zwischen Jugend und Verwaltung.

"Ich denke, dass viele in den Räten gar nicht mitbekommen, was die Jugend gerade interessiert. Ich glaube, da kann man mit der Jugendvertretung in der Hinsicht auch behilflich sein. Mal die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen."

Wahlkampf und Austausch

Die drei machen vor allem über soziale Netzwerke Wahlkampf, erzählt Tom. Klassische Plakataktionen in Gerolstein wären nicht nur finanziell schwierig: "Das könnten die Erwachsenen seltsam finden, weil sie damit gar nichts zu tun haben. Aber wir müssen uns ohnehin darum kümmern, als Jugendvertretung auch akzeptiert zu werden."

Wie viel von seiner Freizeit er zukünftig in die politische Arbeit stecken wird, das weiß Tom noch nicht. Mit den anderen Kandidatinnen und Kandidaten habe er sich schon über Ideen für die Arbeit in dem Jugendgremium ausgetauscht. Aber wirklich planen könne man erst nach der Wahl.

Benjy findet es gut, dass niedrigschwellig direkt in der Schule gewählt werden kann. Aber er kritisiert auch, dass die Wahlberechtigten zwingend ihre Wahlbenachrichtigung mitbringen müssten: "Ich finde es schade, dass einem damit eine - zwar kleine - aber dennoch eine Hürde in den Weg gelegt wird."

Politisches Engagement auch im jungen Alter

Noch vor etwa zehn Jahren gab es öfter Vorwürfe, die Jugend engagiere sich nicht mehr politisch. Benjy, Philipp und Tom gehören aber zur "Fridays for Future"-Generation und finden es durchaus wichtig, sich auch im vermeintlich Kleinen der Kommunalpolitik stark zu machen.

"Wir können mit der Wahl ein Zeichen setzen. Viele Jugendliche möchten sich politisch engagieren. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass so etwas auf die Beine gestellt wird. Dass unsere Stimme auch gehört wird."

Philipp ist schon länger politisch interessiert und möchte in seiner Freizeit nicht nur mit Freunden abhängen: "Man bekommt nicht immer die Gelegenheit, sich politisch zu engagieren. Vor allem nicht in so einer kleinen Stadt. Diese Gelegenheit möchte ich mit der Jugendwahl ergreifen."

"Im Allgemeinen finde ich es sehr wichtig, sich zu beteiligen. Nicht nur in der Politik, sondern auch im ehrenamtlichen Bereich. Wir sind alle zusammen eine Gesellschaft und da muss jeder etwas für die anderen tun."

Bildung Demokratie lernen – Wie Kinder und Jugendliche mitbestimmen können

Schon Kinder können Demokratie, wenn sie in der Kita abstimmen, was sie spielen wollen. Ob in Schülerparlamente oder bei der Wahl ab 16: Politische Teilhabe ist ein Kinderrecht.

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