Für den Landwirt Bunjes votierten beim Parteitag am Samstag 123 von 194 Delegierten, für seinen Herausforderer, den ehemaligen Sprecher der Grünen Jugend Benjamin Buddendiek aus Mainz, stimmten 68 Delegierte. Es gab eine Nein-Stimme und zwei Enthaltungen.
Für Cramme-Hill hatten zuvor 155 von 187 Delegierten gestimmt. 16 enthielten sich der Stimme oder votierten mit Nein. Die Kreisvorsitzende war die einzige Kandidatin. Die digitale Wahl muss noch per Briefwahl bis zum 31. März bestätigt werden.

Der Grundsatz der Grünen von Trennung von Amt und Mandat erforderte die Neuwahl. Die bisherige Landesvorsitzende Misbah Khan wurde in den Bundestag gewählt. Ihr Mit-Vorsitzender, Josef Winkler, gehört dem neuen Landtag an.
Chemielaborantin aus Trier
Die 35-jährige Cramme-Hill ist gelernte Chemielaborantin. Sie will den Öffentlichen Personennahverkehr bezahlbarer machen und setzt sich für grüne Schulpolitik ein. "Schulische Inklusion findet nicht statt", kritisierte sie in ihrer Bewerbungsrede. Außerdem liege ihr die Energiepolitik sowie eine "zielführende, respektvolle Kommunikation" zwischen den Grünen auf dem Land, in Mainz und in Berlin am Herzen.
Was der zweifachen Mutter fehlt, ist politische Erfahrung auf Landesebene. Cramme-Hill hatte im Vorfeld angekündigt, dass sie auch als Landesvorsitzende Sprecherin der Trierer Grünen bleiben möchte.
Landwirt aus Kaiserslautern
Paul Bunjes ist ausgebildeter Landwirt und studiert aktuell ökologische Landwirtschaft. Der 27-Jährige hat schon für den Bundestag und für den Landtag kandidiert. Politische Erfahrungen sammelte er als Stadtrat in Kaiserslautern und als Mitglied des erweiterten Landesvorstandes der Partei.
Auch bei den Koalitionsverhandlungen zur rheinland-pfälzischen Ampelregierung war Bunjes im vergangenen Jahr eingebunden. Er arbeitete in der Fachgruppe Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau mit. Bunjes thematisiert in seinem Bewerbungsschreiben, dass die Wahlergebnisse der Grünen im Ländlichen Raum ausbaufähig seien: "Um in Zukunft tragfähige zweistellige Ergebnisse in Rheinland-Pfalz zu erreichen, müssen wir hier genau hinschauen."

Erweiterter Landesvorstand gewählt
Am Sonntag wählten die Delegierten zudem den erweiterten Landesvorstand. Er ist nach den Worten von Integrations- und Familienministerin Katharina Binz zentrales Debatten- und wichtiges Vernetzungsgremium - auch nach Berlin. Die stellvertretende Ministerpräsidentin wurde als Vertreterin der Landesregierung mit 80,24 Prozent der Stimmen in das Gremium gewählt. Auf die Kandidatur habe sie sich mit der zweiten grünen Ministerin, Katrin Eder (Klimaschutz), geeinigt. Der Vorsitzende der Landtagsfraktion, Bernhard Braun, ist qua Amt Mitglied.
Gewählt wurden außerdem Lena Etzkorn aus Koblenz für die Grüne Jugend und Tabea Rößner aus Mainz für die Landesgruppe im Bundestag. Als weitere Mitglieder auf den anderen Plätzen wählten die Delegierten: Lea Siegfried aus Kaiserslautern, Lukas Hartmann aus Landau, Hannah Heller aus Speyer, Julian Joswig von den Grünen im Rhein-Hunsrück-Kreis sowie Stefani Jürries aus dem Kreis Ahrweiler.
Grünen-Spitze in RLP verteidigt Waffenlieferungen in die Ukraine
Neben den Wahlen beschäftigten sich die Grünen beim Landesparteitag auch mit dem Krieg in der Ukraine. Dabei gab es auch viel Lob für die Außenpolitik der Ampel-Regierung im Bund. "Nachdem unsere Gesellschaft durch die Corona-Pandemie einen Teil ihrer inneren Sicherheit verloren hat, ist nun durch den Ukraine-Krieg auch unsere äußere Sicherheit gefährdet", sagte die stellvertretende rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, Katharina Binz, am Samstag in Idar-Oberstein. "Bei einem Angriffskrieg auf eine Demokratie ist es völlig gerechtfertigt, das verbriefte Selbstverteidigungsrecht auch zu unterstützen durch die Lieferung von Waffen."
Binz ist unter anderem Ministerin für Integration, Kultur und Familien in der Ampel-Landesregierung. Nach dem brutalen Krieg Putins werde es aber hoffentlich sehr bald um die Frage gehen, wie wieder eine stabilere Friedensordnung in Europa und der Welt geschaffen werden könne, sagte Binz. "Und militärische Mittel allein können da nicht die Antwort sein."
Diskussion um Waffenlieferungen
Die scheidende Landesvorsitzende der Grünen, Misbah Khan, sagte, für die Ukrainer bedeute der Krieg gerade: "Wir müssen Putin ein Ende setzen - oder Putin setzt uns ein Ende." Sie finde es richtig, der Ukraine in dieser extremen Situation zu helfen und auch Waffen zu liefern. Klar sei auch: "Waffen beenden keinen Krieg, Waffen führen Krieg", sagte Khan und sprach sich dafür aus, weiter gegen den Krieg auf die Straße zu gehen.
Widerspruch kam vom digital zugeschalteten Delegierten Karl-Wilhelm Koch aus der Vulkaneifel. Er kritisierte die Waffenlieferungen und betonte: "Waffen verlängern nur diesen Krieg."
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Flüchtlingen helfen - unabhängig von ihrer Herkunft
Binz betonte im Hinblick auf die Flüchtlingswelle, die Landesregierung werde sich mit aller Kraft für die Geflüchteten und Vertriebenen aus der Ukraine einsetzen, und zwar "unabhängig von ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung." Die Integrationsministerin warnte zugleich davor, dass die Stimmung "in eine offene Feindschaft gegen Menschen russischer Abstammung und Russen und Russinen umschlägt".
Inzwischen seien rund 1.700 Vertriebene aus der Ukraine in den fünf Aufnahmeeinrichtungen des Landes angekommen. Aber ganz viele seien bereits in Kommunen sowie bei Freunden und Familien untergekommen, die allermeisten Frauen und Kinder, darunter viele sehr kleine, berichtete Binz.
Khan hob ebenfalls die Bedeutung des Engagements für die Flüchtlinge hervor. Sie stellte aber auch fest: Manchen sei der Krieg zum ersten Mal nah, "weil die Fliehenden aus Europa kommen, und weil sie weiß sind". "Bei allem Respekt für die Ukrainer und Ukrainerinnen, ich finde, hier müssen wir den Finger in die Wunde legen." Für die Grünen gebe es keine Menschen erster, zweiter und dritter Klasse.
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Grüne verabschieden Leitantrag zur Vielfalt
Mit großer Mehrheit verabschiedeten die rheinland-pfälzischen Grünen einen Leitantrag zum "Zusammenhalt in Vielfalt". Die Vielfaltspolitik sei die übergeordnete Strategie für zahlreiche politische Projekte und Schwerpunkte, sagte Integrations-, Frauen- und Familienministerin Katharina Binz. Tessa Ganserer, eine der beiden ersten Transfrauen im Deutschen Bundestag, sagte in einer Videobotschaft, noch immer würden Menschen "nur weil sie so sind, wie sie sind" daran gehindert, gleichberechtigt dazu zu gehören. Der Leitantrag sieht vor, dass der Landesvorstand alle zwei Jahre auf einer Delegiertenversammlung über den Prozess der Umsetzung des Vielfaltsstatus berichtet.