Ein Pflug schlägt 2018 ein Leck in eine NATO-Pipeline. Benzin tritt aus, der Eifelkreis baggert die kontaminierte Erde weg. (Symbolbild)

Umweltverschmutzung am Tanklager Lichtenborn-Stalbach

Wer zahlt halbe Million Euro für weggebaggerte Erde in der Eifel?

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Autor/in
Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon

Ein Pflug schlägt 2018 ein Leck in eine NATO-Pipeline. Benzin tritt aus, der Eifelkreis baggert die kontaminierte Erde weg. Jetzt klagt er die Kosten vor dem Verwaltungsgericht ein.

Eigentlich sollte saubere Energie entstehen, indem ein Windpark gebaut wird, stattdessen wurden 2.600 Tonnen Erde verseucht. Rückblick in das Jahr 2018: Im September wird ein Bauunternehmen als Subunternehmerin einer anderen Baufirma beauftragt, bei Stalbach Erdarbeiten für einen Windpark durchzuführen.

In dem Bereich steht aber auch das ehemalige Tanklager Lichtenborn-Stalbach, das nach dem Zweiten Weltkrieg vom französischen Militär gebaut und im Kalten Krieg bis 1992 genutzt wurde, um Treibstoff für seine Fahrzeuge zu lagern. Dazu gehören NATO-Pipelines, die unterirdisch verlaufen. Und genau solch eine NATO-Pipeline wird durch den Kabelpflug der Firma beschädigt.

Umweltkatastrophe verhindert

Obwohl das Tanklager seit mehr als 20 Jahren nicht mehr genutzt wurde, tritt Treibstoff aus, laut Kreis Benzin oder Superkraftstoff. Eine Umweltkatastrophe droht. Also handelt die Kreisverwaltung als Untere Wasser- und Bodenschutzbehörde. Sie baggert nach eigenen Angaben 2.636 Tonnen verseuchtes Erdreich aus und entsorgt es.

Die Baugrube wird wieder aufgefüllt, ein Wirtschaftsweg und die Mutterbodenschicht werden wiederhergestellt. Das ist nicht kostenlos: Nicht nur die Firma, die die Erde entsorgt hat, muss bezahlt werden. Sondern auch ein Gutachter, der die Umweltgefahr bewertet hat. Insgesamt entstehen Kosten von 583.313,72 Euro - mehr als eine halbe Million Euro.

Suche nach Schuldigem

Eigentlich wäre derjenige, der den Schaden verursacht hat, dafür zuständig gewesen, die Erde wegzubaggern, so der Kreis. Da ein Schuldiger aber nicht rechtzeitig gefunden werden konnte, hat der Kreis die Sofort-Maßnahmen in Abstimmung mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord selbst durchgeführt.

Um das Geld dafür zurückzubekommen, hat der Kreis nach eigenen Angaben im Jahr 2021 mehrere Kostenbescheide erlassen, unter anderem auch an das Subunternehmen, das dagegen heute vor dem Verwaltungsgericht Trier klagt.

Klägerin sieht keine Schuld bei sich

Der Anwalt der Klägerin Rolf Klutinius möchte sich nicht ausführlich zum laufenden Verfahren äußern, sagt dem SWR aber so viel: Seine Mandantin sei der Meinung, keine Schuld an der drohenden Umweltverschmutzung gehabt zu haben. Denn man habe vor den Arbeiten gefragt, ob Leitungen im Boden verlaufen. Das sei verneint worden - von wem, sagt Klutinius nicht.

Außerdem habe der Kreis sein Ermessen nicht ausgeübt, als er dem Subunternehmen den Kostenbescheid zugestellt hat. Schließlich kämen auch andere Schuldige in Frage. Klutinius wird auch hier nicht konkret, in Betracht kommen aber etwa diejenigen, die die Existenz der unterirdischen Leitungen verneint haben sollen oder die Betreiber des Tanklagers an sich.

Woher kam der Treibstoff?

Eine Frage, die bis heute ungeklärt ist, ist nämlich: Wieso war noch Treibstoff in den Pipelines? Schließlich wurden die Leitungen nach Angaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der ein Teil des Tanklagers heute gehört, in den 1990er Jahren "nach den damals gültigen Regeln der Technik ordnungsgemäß abgetrennt, entleert, gereinigt und verschlossen". Sie beruft sich dabei auf die ihr vorliegenden Unterlagen.

Tatsächlich hat der Eifelkreis nach eigenen Angaben gegen die Bundesrepublik Deutschland stellvertretend für die Französischen Streitkräfte, die das Tanklager errichtet hatten, geklagt. Diese Klage wurde vom Landgericht Koblenz abgewiesen. Aber: "Der Eifelkreis war und ist auf mehreren Verfahrenswegen damit befasst, eine Kostenerstattung geltend zu machen", sagt ein Sprecher des Kreises.

Die heutige Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Trier wird also nicht die letzte rund um die verhinderte Umweltverschmutzung in Stalbach gewesen sein.

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