Das Problem des Enkeltrick-Betrugs ist seit Jahren bekannt. Auch in der Region Trier. Das Polizeipräsidium warnt regelmäßig davor. Und trotzdem versuchen es die Betrüger immer wieder.
2.000 Betrugsfälle pro Jahr in der Region Trier
Seit 2019 steigen die Zahlen deutlich an, teilt das Polizeipräsidium Trier auf Anfrage des SWR mit. Mittlerweile spreche man hier von rund 2.000 Taten pro Jahr.
Immerhin werde nur ein Bruchteil davon vollendet. Dass Enkeltrick-Betrüger Beute machen, betreffe aufgrund der Warnungen durch die Polizei nur einen einstelligen Prozentbereich dieser 2.000 Fälle.
Täter haben selten Erfolg, doch der Schaden ist groß
Wenn die Täter jedoch einmal Erfolg haben, ist der Schaden in der Regel groß. Denn oft fordern die Täter fünfstellige oder sogar sechsstellige Bargeldbeträge oder andere Wertgegenstände.
Das bestätigt auch die Polizei Trier. Jedes Jahr entstehe in der Region Trier ein Schaden von über einer Million Euro. Und das trotz der durchaus erfolgreichen Präventionsmaßnahmen.
Opfer aus der Region Trier durchschaute den Enkeltrick
Dass nun ein mutmaßlicher Enkeltrick-Betrüger vor Gericht steht, ist offenbar der Wachsamkeit eines Mannes zu verdanken. Allerdings setzte er sich der Anklageschrift zufolge auch einer gewissen Gefahr aus.
Es war der 19. Januar 2023, als er einen Anruf der Enkeltrickbetrüger erhielt. Das geht aus der Anklage hervor. Die darin beschriebe Masche der Kriminellen ist bekannt.
Täter geben sich als Polizisten und Staatsanwälte aus
Sie seien von der Kriminalpolizei und von der Staatsanwaltschaft. Sein Sohn habe einen schweren Unfall verursacht. Es sei dabei jemand ums Leben gekommen, behaupteten die Betrüger.
Der Sohn komme ins Gefängnis. Für mindestens acht Jahre. Eventuell zehn. Er könne das aber verhindern, wenn er eine Kaution zahle, so die Kriminellen. Erst ging es um 68.000 dann um 187.000 Euro.
Betrugsopfer durchschaut den Trick der Kriminellen
Der Mann aus der Region Trier ging den Enkeltrickbetrügern aber nicht auf den Leim. Er habe den Trick durchschaut, heißt es in der Anklage. Und dann sei er zum Schein auf eine Geldübergabe eingegangen.
Auf Nachfrage des SWR bei der Polizei Trier hieß es dort, man habe zu diesem Zeitpunkt der Tat noch nichts von dem Fall gewusst. Die Polizei sei erst alarmiert worden, als die mutmaßlichen Täter vor der Tür standen.
Mutmaßlicher Abholer steht in Trier vor Gericht
Und hier kommt der Angeklagte ins Spiel, der sich von heute an vor dem Amtsgericht Trier verantworten muss. Bei ihm soll es sich um einen Abholer handeln.
Während die Hintermänner von Enkeltrickbetrügereien nicht selten aus dem Ausland agieren und auch von dort die Anrufe tätigen, wagen sie sich selbst ungern aus der Deckung.
187.000 Euro damit der Sohn nicht ins Gefängnis kommt
Das übernehmen Abholer, die zu den emotional völlig aufgelösten und besorgten Opfern fahren, die nur ihren Angehörigen helfen wollen und oft keinen klaren Kopf mehr haben.
So ähnlich soll es auch beim Angeklagten gewesen sein. Er sei am Nachmittag des 19. Januar 2023 zum Betrugsopfer gefahren, um 187.000 Euro in Empfang zu nehmen.
Frau des Opfers rief die Polizei
Doch als er ankam, rief das vermeintliche Opfer seiner Frau zu: "Ruf die Polizei!". Was diese dann auch tat. Der Angeklagte habe dann versucht, den Mann zu schlagen.
Außerdem habe der Angeklagte versucht, dem Mann eine Tasche zu entreißen, weil er immer noch davon ausging, dass die 187.000 Euro darin sein könnten.
Geflüchtet sei der Angeklagte dann auch. Aber laut Anklage kam er nicht sehr weit. Schließlich wurde er von der herbeigerufenen Polizei festgenommen. Heute beginnt nun der Prozess.