SWR Aktuell: Die Preise an den Trierer Zapfsäulen sind inzwischen wieder gefallen, teilweise um bis zu 80 Cent. In Trier sind die Spritpreise aber immer höher als im Durchschnitt des Landes. Woran liegt das?
Justus Haucap: Die Nähe zu Luxemburg ist für Trier das Dilemma. Das hört sich jetzt etwas paradox an. Aber weil Luxemburg relativ nah ist und viele Leute dort günstig tanken, gibt es in Trier selber ziemlich wenig Tankstellen.
Haucap: Im Vergleich zu anderen Städten mit ähnlicher Größe wird das deutlich. In Trier gibt es im Innenstadtbereich - im Fünf-Kilometer-Umkreis- acht Tankstellen. In Kaiserslautern oder Koblenz sind es 22 beziehungsweise 23 Tankstellen. Und wenn wir uns den Zehn-Kilometer-Umkreis anschauen, dann hat Trier elf Tankstellen und Kaiserslautern 35 und Koblenz sogar über 50. Das heißt, in diesen Städten ist der Wettbewerb viel intensiver.
Kein Wettbewerb wegen fehlender freier Tankstellen
Haucap: Jetzt kommt noch hinzu, dass es in Trier selbst keine freien Tankstellen oder Supermarkt-Tankstellen gibt. Die freien Tankstellen sind typischerweise die Preisbrecher im Markt. Und die Markentankstellen halten die Preise hoch. In Trier sind wirklich nur die vier bekanntesten Marken angesiedelt. Da gelingt es dann natürlich viel einfacher, die Preise hoch zu halten.
SWR Aktuell: Aber wer tankt bei Preisen von drei Euro für Diesel noch in Trier?
Haucap: Vermutlich werden das nicht viele machen. Aber es ist so, dass den Wenigen, die hier tanken, ganz schön in die Tasche gegriffen wird. Da wird eine Situation ausgenutzt, dass die Leute das entweder nicht wissen, dass sie in Luxemburg oder woanders viel billiger tanken können oder dass sie tatsächlich unbedingt tanken müssen.
Ist Trier ein Testfeld für Mineralölkonzerne?
SWR Aktuell: Drei Euro und mehr für Diesel. Ist das ein Test an Trierer Tankstellen, wie hoch man die Preise treiben kann?
Haucap: Warum der Diesel jetzt wirklich auf drei Euro gesetzt wurde, dass entzieht sich auch mir, weil das so weit weg ist von dem, was wir sonst an den Tankstellen beobachten. Es kann schon sein, dass die Tankstellen entweder kaum noch Benzin oder Diesel hatten. Oder dass sie mal testen wollten, was man in Trier so nehmen kann.
SWR Aktuell: Kann das auch andere Regionen in dieser Form treffen?
Haucap: Das glaube ich nicht. Weil in einer typischen Stadt von der Größenordnung wie Trier es einfach viel mehr Tankstellen gibt, die im Wettbewerb stehen. Das würde im Rest von Deutschland also nicht so gut klappen.
Trier nicht attraktiv für private Tankstellenbetreiber
SWR Aktuell: Müsste angesichts solcher extremen Preisanstiege und -schwankung nicht eingeschritten werden? Ist das möglich?
Haucap: Eingeschritten werden kann nur, wenn sich die Tankstellen in irgendeiner Hinsicht tatsächlich absprechen. Wenn sie einfach hohe Preise nehmen, aber sich nicht absprechen, gibt es erst einmal keine Handhabe. Da kann man eigentlich nur hoffen, dass der Wettbewerb in den Markt kommt. Das sieht jetzt in Trier allerdings tatsächlich schlecht aus. Das ist die Tragik, dass es kaum oder keine freien Tankstellen gibt, die den Wettbewerb im Markt tragen.
Andererseits ist es wahrscheinlich auch nicht besonders attraktiv, gerade in Trier als Tankstellenbetreiber eine Tankstelle zu eröffnen, weil man weiß, dass so viele Leute nach Luxemburg zum Tanken fahren. Das ist das Dilemma.