Die Polizei Trier überwacht mit einer speziellen Kamera den Verkehr auf der Autobahn bei Kenn.  (Foto: SWR)

Erste Bilanz der Monocam in Trier

Neue Kamera an A602 - 41 Handy-Sünder in drei Tagen ertappt

Stand
AUTOR/IN
Christian Altmayer

Die Polizei Trier hat an drei Kontrolltagen 41 Fahrer mit dem Handy am Steuer erwischt. Überführt hat sie die sogenannte Monocam als Teil eines bundesweiten Pilotprojektes.

Rund 40.000 Autos rauschen täglich unter der Autobahnbrücke bei Kenn hindurch. Doch nicht alle diese Fahrer achten dabei auf den Verkehr. Das zeigen die Bilder, die eine sogenannte Monocam der Polizei an der Schnellstraße aufgenommen hat.

Da wäre zum Beispiel die blonde Frau, die auf ihrem Mobiltelefon herumtippt. Oder der ältere Herr, der offenbar etwas auf dem Smartphone liest. Und auch ein junger Mann verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung, als er mit seinem Handy am Ohr telefoniert.

100 Euro Bußgeld für einen Blick aufs Handy

Doch nicht nur diese drei Autofahrer bekommen bald Post von der Polizei. Insgesamt 41 Leute hat die neue Kamera der Polizei auf der Autobahn 602 geblitzt, weil sie sich von ihrem Handy haben ablenken lassen. Ihnen drohen nun jeweils 100 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.

Eine beachtliche Bilanz für die kurze Zeit, findet auch Matthias Emmerich, der beim Polizeipräsidium Trier für dieses Thema zuständig ist: "Und man muss ja auch bedenken, dass wir auf die Kontrollen hingewiesen haben. Wir haben sie angekündigt und sogar ein Warnschild auf der Autobahn aufgestellt." Doch um das zu sehen, hätte man vielleicht vom Bildschirm aufblicken müssen.

Zwei Tote durch Ablenkung im Straßenverkehr

Während der Fahrt mal kurz nachschauen, was die Tochter geschrieben hat, einem Freund antworten oder den Anruf vom Chef entgegennehmen - es klingt nach einer Lappalie und ist längst Alltag auf deutschen Straßen.

"Wir wollen ja alle ständig erreichbar sein", sagt Emmerich. Doch viele unterschätzten die Gefahr dieser kurzen Blicke aufs Telefon. Wer sich ablenken lasse, riskiere einen Unfall.

"Wir haben allein 2021 rund 1.000 Unfälle wegen Ablenkung am Steuer registriert."

Nur einen kleinen Moment unkonzentriert sein, das kann dramatische Folgen haben. Im vergangenen Jahr gab es bei 1.000 registrierten Unfällen wegen Ablenkung 49 Schwerverletzte. Zwei Menschen starben. Die Dunkelziffer ist nach Angaben der Polizei mit Sicherheit viel höher. Auch, weil Handyverstöße bislang nur schwer nachzuweisen waren.

Nur eindeutige Aufnahmen der Monocam werden verwendet

Das könnte sich allerdings bald durch die Monocam ändern. Das Gerät filmt schräg von oben in vorbeifahrende Autos hinein und erfasst automatisch, wenn Fahrer zum Handy greifen. Die Bilder werden anschließend gespeichert und von Polizisten ausgewertet.

Denn Verwendung finden die Beweisfotos nur dann, wenn der Verstoß eindeutig zu belegen ist. Handy und Autofahrer müssen deutlich zu erkennen sein, die Qualität der Bilder in Ordnung. "Wir wollen sichergehen, dass wir wirklich nur Fälle weitergeben, die vor Gericht auch Bestand haben", erklärt Polizist Christian Simon, bei dem die Bilder in einem Polizeibus an der Brücke in Echtzeit einlaufen.

Entscheidung über Projekt soll Ende 2023 fallen

In Deutschland wird diese Technik zum ersten Mal erprobt. Die Polizei Trier hat sich das Gerät von Kollegen aus den Niederlanden ausgeliehen, wo die Technik schon länger im Einsatz ist. Deren Fazit: Mit 20 Kameras ließ sich die Zahl der Verstöße schnell reduzieren.

Für Rheinland-Pfalz, glaubt Emmerich, würden womöglich schon zehn Exemplare reichen, zwei für jedes Präsidium. Erstmal allerdings muss die Kamera eine Testphase durchlaufen. Drei Monate lang wird sie nun noch auf der Autobahnbrücke bei Kenn zum Einsatz kommen. Und dann nochmal drei Monate im Polizeipräsidium Mainz.

Ende 2023 soll dann die Entscheidung fallen, ob die Technik angeschafft wird oder nicht. Das Interesse an dem Projekt ist jedenfalls jetzt schon groß, wie Emmerich sagt. Mehrere Landespolizeistellen hätten bereits in Trier angeklopft, weil sie auch gerne eine Monocam hätten. Den Polizeirat würde das freuen, für viele Autofahrer könnte es dann hingegen teuer werden.

Studie von ADAC und ÖAMTC Ablenkung führt oft direkt in den Gegenverkehr

Eine aktuelle Studie zeigt: Nebentätigkeiten haben immer negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten – egal ob als Auto-, Rad- oder eScooterfahrer.

Stand
AUTOR/IN
Christian Altmayer