OB-Wahl am Sonntag Wolfram Leibe (SPD) bleibt Oberbürgermeister in Trier
Amtsinhaber Wolfram Leibe (SPD) hat die OB-Wahl in Trier am Sonntag gewonnen. Er setzte sich gegen seinen CDU-Herausforderer und die Kandidatin der Satirepartei "Die Partei" durch.
SWR Aktuell: Frau Matthieß, wenn ein amtierender Oberbürgermeister wie Wolfram Leibe, der sich als Krisenmanager profiliert hat, auf zwei Kandidaten trifft, über die viele Wähler wenig bis nichts wissen, ist das dann überhaupt noch eine richtige Wahl?
Theres Matthieß: Zunächst muss man sagen, dass wir drei Kandidaten haben. Das ist gut so. Formal ist das alles okay. Aber ich verstehe, auf was sie anspielen: Ist das eine Auswahl, die die Trierer und Triererinnen jetzt haben. Und da sage ich: ja.
Die Wähler müssen sich zwischen drei Kandidaten entscheiden. Und diese drei Personen unterscheiden sich ja auch deutlich in ihren Positionen. Das hat man ja jetzt bereits in einem der ersten Duelle gesehen.
Der CDU-Kandidat Michael Molitor unterscheidet sich von den Ansichten Wolfram Leibes zum Beispiel beim Thema Mieten und Wohnen. Über Frau Ganske von "Die Partei" weiß man noch nicht so viel. Aber sie unterscheidet sich natürlich sichtlich von den beiden anderen Kandidaten. Wofür sie steht, das ist generell immer ein wenig schwierig bei "Die Partei" zu sagen.
SWR Aktuell: Bei der anstehenden Wahl scheint es aber schon die Stimmung zu geben, dass der Amtsinhaber uneinholbar scheint. Ist das noch ein Wahlkampf?
Matthieß: So ist das ja häufig. Da gibt es einen, der hat das schon mal gemacht. Der war schon mal Oberbürgermeister und ist de facto bekannter und hat mehr Erfahrung als die anderen. Das ist normal.
Herr Molitor nutzt den Wahlkampf ja auch, um sich offensiv als Gegenkandidat zu Herrn Leibe ins Spiel zu bringen. Es ist wichtig, dass es unterschiedliche Kandidaten und Positionen gibt. Es führt dazu, dass die Leute auch wählen gehen. Das wissen wir aus der Forschung.
Es gibt Wahlkämpfe, die vielleicht dynamischer ablaufen und auch mehr polarisieren und dann auch mehr Leute ihr Kreuzchen machen. Aber wenn wir sehen, dass die Wahlbeteiligung beim letzten Mal bei 30 Prozent lag, ist es wichtig, dass hier Gegenkandidaten da sind, egal, wie wir deren Chancen einschätzen.
Alle Infos kurz erklärt Die wichtigsten Fragen zur OB-Wahl in Trier
Am 25. September 2022 wird in Trier eine neue Oberbürgermeisterin oder ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen.
SWR Aktuell: Kommen wir zur CDU. Michael Molitor als Kandidat hat in der Partei nicht den allergrößten Rückhalt. Bei einer Mitgliederbefragung waren sogar viele Mitglieder dafür, den amtierenden SPD-Oberbürgermeister zu unterstützen. Für eine Partei, die sich selbst als Volkspartei bezeichnet, ist das doch ein erstaunliches Vorgehen, oder?
Matthieß: Für Herrn Molitor ist das im Wahlkampf sicher nicht förderlich. Und da wird sich auch der eine oder andere Wähler fragen, warum ist das so. Warum hatte er den Rückhalt in der Partei nicht?
Da fragt sich der Beobachter: Warum finden die niemanden, hinter dem mehr Leute stehen? Aber das ist eben auch bei anderen Kommunalwahlen die Frage: Welche personellen Ressourcen hat man? Am Ende sind das keine einfachen Bedingungen für Herrn Molitor.
SWR Aktuell: Ausgerechnet die stärkste Fraktion im Trierer Stadtrat, die Grünen, haben gar keinen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl aufgestellt. Wie es heißt, mit Rücksicht auf die neue vereinbarte Zusammenarbeit mit der SPD im Stadtrat. Wie bewerten Sie das?
Matthieß: Die Grünen sind stärkste Kraft in Trier. Bedeutet also auch, dass es hier eine Nachfrage nach deren Positionen gibt. Daher wäre es sehr spannend gewesen, wenn auch sie einen Kandidaten für die OB-Wahl aufgestellt hätten.
Das es jetzt nicht so kommt wegen der neuen Zusammenarbeit mit der SPD, ist schon irgendwie nachvollziehbar. Also, dass man jetzt miteinander kooperiert, das mag eine Begründung sein. Aber wir wissen letztlich auch nicht, welche Absprachen es da gibt.
Aber auch hier gilt: Hatten die Grünen überhaupt die personellen Ressourcen? Das sehen wir ja gerade, da ist dann auch der Erfolg auf der nationalen Ebene und dann geht das weiter bis in die Kommunen. Und dann stellt sich schnell die Frage, ob überhaupt die Leute dafür da sind, um diese Stellen zu besetzen. So etwas kann auch mal ein Grund sein, warum man eben niemanden aufstellt.
SWR Aktuell: Am Ende bleibt aber die Frage, die viele umtreibt: Wird der Amtsinhaber Wolfram Leibe unter diesen Umständen seinen Amtsbonus und seine Bekanntheit ausspielen können?
Matthieß: Also, ein Amtsbonus ist ja erst mal nicht Schlechtes oder Undemokratisches. Entweder belohnt man jemanden für gute Arbeit oder man bestraft ihn für schlechte Arbeit. Und wenn man so im Fokus steht, kann das ja in beide Richtungen ausschlagen.
Herr Leibe ist jetzt natürlich auch gut darin, seine Erfolge rhetorisch geschickt zu verkaufen. Auch als Krisenmanager. Und da war ja einiges: Corona, die Flut und die Amokfahrt. Und das ist jetzt auch die Frage für die Wähler und Wählerinnen. Wie gut hat er das gemacht?
Am Ende ist es mir aber vor allem wichtig, dass die Triererinnen und Trierer zur Wahl gehen. Wir haben drei Kandidaten und Kandidatinnen. Man kann sich entscheiden und der Ausgang ist offen.