Saki und Zottel sitzen unter dem Vordach eines Geschäfts in der Trierer Fußgängerzone. Hier finden die zwei Straßenpunks zumindest ein bisschen Schatten und Schutz vor der Sonne.
Seit gut einem Jahr leben die beiden 19-Jährigen auf der Straße. Sie haben also schon so manche warme Nacht im Wald, unter Brücken oder in leerstehenden Häusern verbracht. Diesen Sommer macht ihnen die Hitze aber besonders zu schaffen.
"Diesen Sommer ist es wirklich extrem. Ich hab' mir schon ein paarmal einen Hitzschlag geholt."

Hitze kann für Obdachlose tödlich sein
Die Hitze ist für Menschen, die auf der Straße leben, besonders gefährlich. Denn sie haben kaum Zufluchtsorte. Sie können nicht mal eben nach Hause gehen und den Ventilator anwerfen.
Die Schattenseiten des Sommers Hitzewellen – dramatische Folgen für unsere Gesundheit
Hochsommer - dass heißt Sonne satt und Temperaturen über 30 Grad. Doch so toll das schöne Wetter für Viele auch ist: Gerade jetzt sollte man sich vor zu viel Sonne in Acht nehmen.
Deshalb kommt es auch immer wieder zu gefährlichen Vorfällen. In Köln ist kürzlich ein Obdachloser an den Folgen der Hitze gestorben.
Und neulich sei auch in Trier ein Krankenwagen in den Palastgarten ausgerückt, weil ein Obdachloser wegen der Hitze kollabiert war, erzählt Zottel: "So schlimm war es bei uns bisher zum Glück nicht."
Vier Trinkwasserbrunnen in Trier
Die 19-Jährigen achten aber auch auf ihre Gesundheit. Sie sitzen viel im Schatten und tragen Mützen. "Und wir trinken auch viel Wasser. Das gibt es ja hier an jeder Ecke kostenlos", sagt Saki.
Für das Gratis-Wasser hat die Stadt Trier selbst gesorgt. Vier Trinkwasserbrunnen betreiben die Stadtwerke inzwischen an der Porta Nigra, am Dom, im Palastgarten und am Kornmarkt.

Streetworker verteilen Getränke
Weitere Brunnen seien nicht geplant, sagt Pressesprecher Michael Schmitz, aber auch nicht nötig: "Die vier Standorte liegen recht gut verteilt in der Innenstadt. Andere vergleichbare Städte haben solche Angebote bisher überhaupt nicht."
Zudem sind in diesen Tagen immer auch zwei Streetworker in Trier unterwegs. Sie verteilen kühle Getränke und Kopfbedeckungen an die Wohnungslosen. Wem es dennoch zu heiß wird, der findet einen Rückzugsort im Westen der Stadt.
Rund 40 Obdachlose in Trier
In der Teestube des Benedikt-Labre-Hauses sind die Vorhänge zugezogen. Es ist kühl und schattig hier. Getränke und Obst stehen auf den Tischen. Die Einrichtung ist eine Zuflucht während der Hitze, die einige Wohnungslose nutzen.

Mehr als 20 Menschen übernachten hier regelmäßig, also etwa die Hälfte der in Trier bekannten Obdachlosen. Viele halten sich aber auch tagsüber hier auf, um der Sonne zu entgehen.
Hitze verschärft gesundheitliche Probleme
Leiter Martin Hintz weiß um die Gefahren, die derzeit draußen auf seine "Jungs", wie er sagt, warten: "Das Leben auf der Straße ist immer gefährlich. Die extreme Hitze verschärft die gesundheitlichen Probleme der Menschen aber noch weiter."
"Häufig sind Alkohol oder Drogen ein Thema. Aber auch die mangelnde Fähigkeit, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern, führt bei Hitze zu Problemen."

Klimawandel: Öfter heiße Sommer
Die sozialen Einrichtungen und die Stadt überlegen daher, wie sie das Angebot für Wohnungslose ausbauen können. Denn heiße Sommer werden durch den Klimawandel häufiger auftreten.
Eine Überlegung ist es, einen Hitzebus anzuschaffen. In Städten wie Stuttgart, Frankfurt oder Berlin gibt es diese Busse schon, die durch die Stadt fahren und den Menschen einen kühlen Aufenthaltsort und Getränke bieten.
Stadt Trier denkt über Hitzebus nach
"Ein Hitzebus würde uns hier in Trier sehr helfen", sagt Zottel: "Das wäre mindestens so wichtig wie der Kältebus, der hier im Winter schon fährt."
Diesen Sommer wird der Bus aber noch nicht rollen. Stadtsprecher Michael Schmitz erklärt, dass die Verwaltung derzeit prüfe, ob ein Bus oder ein fester Aufenthaltsraum mehr Sinn mache. Zudem müssten das Personal und die Finanzierung geklärt werden.
Straßenpunks fliehen vor der Hitze nach Sylt
Saki und Zottel wollen so lange nicht warten. Stattdessen wollen sie die kühle Meeresbrise genießen.
Mit dem 9-Euro-Ticket geht es jetzt nach Sylt. Andere Obdachlose hingegen leben in Trier länger als nur einen Sommer lang - mit all ihren Problemen.
Martin Hintz vom Benedikt-Labre-Haus würde sich daher wünschen, dass sich die Gesellschaft das ganze Jahr über mit Obdachlosigkeit auseinandersetzt.
"Das Leben auf der Straße ist immer hart und gefährlich, nicht nur an kalten Wintertagen oder heißen Sommertagen. Das sollten wir nicht vergessen."