Mit einem Traktor bringt ein Landwirt Dünger aus. Dadurch gelangt schon mal Nitrat ins Grundwasser, so wie in Hetzerath.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Nitratbelastung in Hetzerath

Streit um Schadstoffe im Eifeler Trinkwasser

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Das Grundwasser rund um Hetzerath ist mit Nitrat belastet. Vier Landwirte haben deswegen in einem Vertrag erklärt, künftig Dünger einzusparen. Ein Betrieb weigert sich allerdings.

Im Dörfchen Erlenbach (Landkreis Bernkastel-Wittlich) gibt es nur zwei Straßen. Eine führt hoch zum Wald, die andere führt über die Felder. Diese ländliche Idylle ist die Quelle, aus der das Trinkwasser der Gemeinden Hetzerath, Sehlem, Esch und Rivenich kommt. Die Qualität des Wassers hat sich in den vergangenen Jahren allerdings verschlechtert.

Im Hetzerather Ortsteil Erlenbach wird Trinkwasser gefördert. Doch seit einigen Jahren steigt dort die Nitratbelastung.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Im Hetzerather Ortsteil Erlenbach wird Trinkwasser gefördert. Doch seit einigen Jahren steigt dort die Nitratbelastung.

Sorgen um Nitratbelastung in Hetzerath

Das Problem: In den Brunnen schwimmen pro Liter Wasser auch 32 Milligramm Nitrat mit. Das ergab eine Analyse des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Mosel im Mai. Erst ab 50 Milligramm pro Liter wird Nitrat laut EU-Trinkwasserrichtlinie gesundheitsschädlich.

Doch die Nitrat-Werte in der Gegend steigen seit Jahren. Auch das Landesumweltministerium spricht von einem "schlechten chemischen Zustand". Das Wasser, das in Hetzerath aus dem Hahn kommt, wird daher mit Wasser aus Quellen in den Eifeler-Wäldern verschnitten.

Nitrat kommt aus landwirtschaftlichem Dünger

Das Nitrat stammt aus Gülle und anderem Dünger, der rund um Erlenbach auf die Felder ausgebracht wird. Da sind sich die Fachleute des Ministeriums und der zuständigen Behörden einig.

Wer den Anteil der Schadstoffe reduzieren will, muss deshalb auch die Landwirte überzeugen. Und ist darauf angewiesen, dass sie bereit sind, an einer Lösung des Problems mitzuarbeiten.

Kooperation soll Trinkwasser retten

Vier von fünf Bauern rund um Hetzerath ziehen hier mit dem Wasserversorger an einem Strang. Sie haben freiwillig einen Kooperationsvertrag mit dem Zweckverband unterschrieben. Darin verpflichten sich die Bauern, ihre Düngung durch das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum überprüfen zu lassen.

"Wir haben sehr positive Erfahrungen mit den regionalen Landwirten gemacht, mit denen wir verhandelt haben. Es gibt aber leider auch Negativbeispiele."

Betrieb: Brauchen nicht noch mehr Bürokratie

Ein Betrieb allerdings weigert sich, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen. Es ist die Firma Stollenwerk aus dem nordhrein-westfälischen Kerpen. Das Unternehmen ist ein großer Hersteller von Gemüsekonserven, das auch in Erlenbach Land bewirtschaftet.

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Warum die Firma nicht mitmachen will, erklärt Friedrich von Schönberg. Er ist Leiter der Landwirtschaft bei Stollenwerk und sagt: "Wir sind davon überzeugt, dass wir im Moment und auch in Zukunft bezüglich des Grundwasserschutzes bestens aufgestellt sind. Wir brauchen nicht noch mehr Bürokratie im Betrieb."

Ohne Dünger keine Landwirtschaft

Stollenwerk dünge seit Jahren immer weniger. Zudem würden Zwischenfrüchte angebaut, die den Stickstoff in der Erde binden. Ganz ohne Dünger und Nitrat lasse sich aber keine Landwirtschaft betreiben, so Schönberg.

"Aus der Nitratbelastung zu schließen, dass einzig der Ackerbau und insbesondere wir, weil wir den Kooperationsvertrag nicht unterzeichnet haben, dafür verantwortlich sind, ist nicht nur falsch sondern unverschämt."

Wasserversorger will neuen Brunnen bohren

Eine Einigung mit Stollenwerk erscheint den Behörden unwahrscheinlich. Doch wie geht es jetzt weiter mit dem belasteten Grundwasser?

Der Zweckverband Wasserversorgung plant jetzt, einen neuen Brunnen im Wald zwischen Sehlem und Heckenmünster zu bohren, um die Gegend zu versorgen. Dort gibt es keine Landwirtschaft in der Nähe und somit auch keinen Dünger in der Umwelt.

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Parallel arbeitet die Struktur- und Genehmigungsdirektion an der Abgrenzung einer neuen Wasserschutzzone in Erlenbach. Dieser Schutz ist 2015 ausgelaufen. In der Regel dauert es Jahre, ein Schutzgebiet auszuweisen. Bei akuter Gefahr für das Grundwasser kann es allerdings schneller gehen.

Behörde hält Düngeverbot in Hetzerath für denkbar

Das zeigt ein Fall aus Birgel im Vulkaneifelkreis. Hier hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord das Gebiet um drei Brunnen vorläufig unter Schutz gestellt. Seitdem darf dort keine Gülle mehr als Dünger ausgebracht werden. Ein Landwirt hatte im März diesen Jahres erfolglos dagegen geklagt. Nun sollen die Wasserschutzgebiete entgültig ausgewiesen werden.

Ist das eine mögliche Lösung auch in Hetzerath, wenn der Nitratgehalt im Wasser weiter steigt? "Das wäre denkbar", heißt es bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Das Grundwasser zu schützen - das geht mit oder ohne die Landwirte.