Im St. Martinus Gebäude, auf dem Gelände des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Trier, ist der Lärm von Bohrern und Hämmern zu hören. Hier wird kräftig gebaut, kein Wunder, der Neubau des Brüderkrankenhauses soll im Sommer diesen Jahres fertig sein.
Erstmals Strahlentherapie am Brüderkrankenhaus
Im Untergeschoss ist dagegen nichts von Staub und Baumaterialien zu sehen. Die Gänge sind hell erleuchtet, alle Räume sind eingerichtet. Denn dort hat bereits eine Praxis für Strahlentherapie ihren Betrieb aufgenommen. Für Christian Weiskopf, den Regionalleiter des Brüderkrankenhauses in Trier ist die etwas ganz Besonderes: Zum einen, weil die Krebspatienten des Krankenhauses jetzt erstmals auf dem eigenen Gelände eine Strahlentherapie erhalten können, zum anderen weil die Praxis auf ein neues Gerät setzt.

Ein Gerät, zwei Funktionen
Das steht hinter einer dicken Tür, die in einen weiß-grau gestalteten Raum führt. Auf einer Art Podest liegt eine Trage, hinter der ein lila-leuchtender Tunnel zu sehen ist. Das sogenannte "MR-Linac-Unity" soll die Bestrahlung von Krebspatienten noch einfacher machen. Denn das Gerät vereinigt die Magnetresonanztomographie (MRT) mit der Strahlentherapie, erklärt Dr. Dirk Bottke, der die Strahlenpraxis betreibt.
"Strahlentherapie bedeutet Zielen und Treffen. Das heißt, dass zu bestrahlende Tumore oder Organe lokalisiert werden müssen, beispielsweise mithilfe einer Computertomographie (CT), um diese dann nach Plan zu bestrahlen", so der Arzt.
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Präzisere Bestrahlung der Tumore möglich
Mithilfe des CT-Bildes, werde der zu bestrahlende Bereich vermessen. Damit werde dann ein Plan gemacht, mit dem die komplette Therapie erfolge. Das Problem dabei: Nicht immer werde auf dem CT-Bild alles sichtbar. Auch könne man bei dieser Variante der Bestrahlung nicht reagieren, wenn der Tumor sich beispielsweise verkleinert.
Mit dem neuen Gerät sei es stattdessen möglich, vor jeder Behandlung den Tumor zu vermessen und sichtbar zu machen. Dadurch lasse sich erkennen, ob er beispielsweise Größe oder Lage verändert habe.
"Man kann damit auch während der Behandlung beobachten, ob sich der Tumor beispielsweise durch Atembewegungen aus dem Bestrahlungsbereich rausbewegt. Das war bisher unmöglich, da hat man sozusagen blind geschossen."

Deutlich längere Behandlungsdauer
Mit dem neuen Gerät hofft man auch darauf, weniger gesundes Gewebe zu belasten. Wissenschaftlich belegt sei das zwar noch nicht, definitiv könne das Tumorgewebe aber präziser bestrahlt werden. Und das sei schon ein großer Vorteil. Der Nachteil: Die Behandlungsdauer. Während eine Bestrahlung in herkömmlichen Geräten etwa fünf Minuten dauere, müssten Patienten im sogenannten "Unity" etwa 30 Minuten ausharren. Und das in einer lauten, engen Röhre. Außerdem käme das Gerät für Menschen mit Herzschrittmacher oder Metall im Körper nicht in Frage.
In Trier soll das Gerät nun zunächst bei Patienten mit Prostatakrebs aber auch bei Leber-und Bauchspeicheltumoren oder Metastasen der Lymphknoten eingesetzt werden. Dirk Bottge hofft, dass die neue Technik möglichst vielen Patientinnen und Patienten angeboten werden kann. Vielleicht auch, dass dadurch Menschen, die beispielsweise unter Tumoren in der Leber litten, eine Operation erspart werden könne.

Millionenschwere Investition
Für den Wunsch, Menschen mit Tumorerkrankungen noch besser helfen zu können, hat die sogenannte X-Care-Gruppe, die die Strahlenpraxis am Trierer Brüderkrankenhaus betreibt, viel investiert. Während herkömmliche Geräte zu Strahlentherapie etwa 1,5 Millionen Euro kosteten, koste das neue Gerät zwischen sechs und acht Millionen Euro. Nach Angaben des Brüderkrankenhauses wird die neue Technologie in Deutschland seit 2018 eingesetzt. Bislang aber nur für Patientinnen und Patienten an den Universitätskliniken in Tübingen, Heidelberg und München.