Wenn die Schulglocke am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Daun um 12.40 Uhr läutet, müssen die Kinder von Claudia Becker sich beeilen. Denn schon vier Minuten später fährt der Bus nach Manderscheid ab.
"Meistens", sagt die Mutter, "bekommen sie ihn nicht." Sie müssten daher in die Linie 553 einsteigen, die ein paar Minuten später losrollt. Die allerdings nimmt nicht den direkten Weg nach Manderscheid, sondern fährt eine gewaltige Schleife.
Volle Busse in der Pandemie
Statt wie vorher 20 Minuten seien Schüler dann oft 50 Minuten unterwegs. Und das in einem auf dieser Strecke meist überfüllten Bus. "Das geht jetzt in der Pandemie wegen der Ansteckungsgefahr überhaupt nicht", findet die Schulelternsprecherin.
Neuer Fahrplan sorgt für Ärger
Was sie und andere Eltern besonders ärgert: Vor dem ersten Dezember 2021 habe es das Problem noch nicht gegeben. Da fuhr der Bus von der Schule später ab. Das sei einer der Gründe gewesen, sagt sie, warum ihre Kinder nun in Daun und nicht in Wittlich zur Schule gehen.
"An der alten Verbindung gab es nichts zu meckern. Ich weiß nicht, warum man einen Fahrplan abgeschafft hat, der funktioniert hat."
Am ersten Dezember habe sich dann aber alles verändert. Mit dem Start des neuen Linienbündels Eifel-Kondelwald kam ein neuer Fahrplan. Und der habe auch für Gemeinden wie Pantenburg, Bettenfeld und Meerfeld Probleme mit sich gebracht.
Massiver Ausbau des Nahverkehrs
Der Grund für die Änderungen ist ausgerechnet der Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs in der Region Trier. Elf neue Busnetze haben die Stadt Trier, die Landkreise und der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) in den vergangenen Jahren an den Start gebracht.
Nahverkehr in der Region Trier zu wenig genutzt Eifelkreis will kostenloses Busticket für Jugendliche
Trotz neuer Linien sind in der Region Trier weiterhin einige leere Busse unterwegs. Der Eifelkreis will Jugendlichen den ÖPNV nun über ein neues Angebot schmackhaft machen.
Was laut VRT zu einer "erheblichen Verbesserung" des Angebots geführt hat. Andernorts haben sich die Verbindungen aber auch verschlechtert. Manderscheid ist nur ein Beispiel dafür.
Orenhofen: Seit drei Jahren kein Bus mehr nach Trier
Ein weiteres ist der Ort Orenhofen im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Hier hält seit September 2019 kein Bus mehr nach Trier. Weil der VRT die Linien in der Region umgestellt hat, werden nur noch Nachbarorte wie Zemmer und Kordel angefahren.
Erst im Dezember 2022 soll Orenhofen an die Reihe kommen, mit dem neuen Linienbündel Waldeifel. "Und eine direkte Verbindung werden wir nicht mehr kriegen", sagt Ortsbürgermeister Wolfgang Horn.
Unterschriftensammlung für alte Linie
In der Gemeinde sorgte das für Protest, 400 Unterschriften wurden für den Erhalt der alten Linie gesammelt. Letztlich umsonst.
Die Anwohner konnten aber immerhin erreichen, das künftig öfter Busse zum nahen Bahnhof nach Auw an der Kyll fahren. "Ich bin froh, dass man unseren Wünschen in diesem Punkt nachgekommen ist", sagt Horn, auch wenn sich die Verbindung insgesamt verschlechtert habe.
Probleme in Wallscheid sind gelöst
Auch in Wallscheid im Kreis Bernkastel-Wittlich hat der VRT auf Beschwerden reagiert. Nachdem dort ein neuer Fahrplan galt, saßen Kinder stundenlang im Schulbus.
"Der Verkehrsverbund hat da aber sehr kurzfristig reagiert", sagt Ortsbürgermeister Uwe Kröffges: "Und die Fahrpläne umgestellt." Dadurch habe sich das Problem schnell gelöst. Kann das auch im Fall Manderscheid klappen?
VRT: Abfahrtszeiten können nicht geändert werden
Der VRT macht wenig Hoffnung. Die Abfahrtszeit der Linie 300 könne nicht nach hinten verschoben werden, sagt Pressesprecherin Katharina Fäßler. Denn das hätte weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Busnetz.
Konkret sei der Bus auf die Taktung der Züge am Bahnhof Wittlich-Wengerohr abgestimmt. Wenn er dort also später ankäme, könne es sein, dass Pendler ihre Anschlüsse verpassten. Der Landkreis Vulkaneifel habe daher extra die Ergänzungs-Linie 553 nach Manderscheid eingerichtet. "Eine gute Alternative", meint Fäßler.
Claudia Becker ist anderer Meinung. Sie kann die Argumentation nicht nachvollziehen. Die Busfahrpläne sollten sich ihrer Meinung nach vor allem nach dem Schülerverkehr richten. Denn außerhalb dieser Stoßzeiten seien die Busse doch ohnehin meist leer.