Wie ein Stolperstein im Wald, so sieht Architekt Wolfgang Lorch den Erweiterungsbau der Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen SS-Sonderlagers KZ Hinzert. Es ging ihm darum, mit dem Gebäude die Geschichte dieses Ortes darzustellen.
Bau macht Geschichte sichtbar
Die Häftlinge im KZ Hinzert mussten auch Zwangsarbeit in den Steinbrüchen im Wald um das Lager leisten. Das Gebäude des Erweiterungsbaus der Gedenkstätte KZ Hinzert wirkt mit seinen unterschiedlichen Facetten fast wie ein behauener Stein, den jemand im Wald zurückgelassen hat.
Das Gebäude des Erweiterungsbaus der Gedenkstätte KZ Hinzert sollte nicht einfach nur eine Ergänzung des Hauptgebäudes aus dem Jahr 2005 sein, sagt der Architekt Wolfgang Lorch, sondern für sich stehen. Wie beim Hauptgebäude der Gedenkstätte ging es auch beim Erweiterungsbau darum, ein Zeichen zu setzen, gewollt eine gewisse Irritation zu schaffen.
Direkte Zeitzeugen kaum noch da
Das Architektenteam musste damit umgehen, dass von dem ehemaligen SS-Sonderlager und KZ Hinzert keine baulichen Reste erhalten sind, bald auch keine Zeitzeugen mehr. "Mich interessieren Orte mit Geschichte", sagt Lorch. Er hat mit dem Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach schon mehrfach Gedenkstätten entworfen.
Der Erweiterungsbau der Gedenkstätte KZ Hinzert hat große runde Fenster. Sie sollen Augen symbolisieren, die in den Wald sehen, in dem die Häftlinge des Lagers Zwangsarbeit leisten mussten, wo auch Häftlinge ermordet wurden, sagt Architekt Wolfgang Lorch.
Runde Fenster: Augen zur Geschichte
Die jetzt noch graue Fassade aus Leichtbeton wird mit Wasser berieselt, so dass sie später von einer grünen Moosschicht überzogen sein wird. Im Gebäude gibt es Seminarräume und im Obergeschoss Räume für Forschungsarbeit zum KZ Hinzert.
Der Erweiterungsbau der Gedenkstätte KZ Hinzert wurde notwendig, denn im Hauptgebäude war zu wenig Platz. Bis zu 10.000 Besucher kommen jedes Jahr in die Gedenkstätte KZ Hinzert, oft mehrere Gruppen gleichzeitig. Der Erweiterungsbau macht es möglich, mehrere Gruppen zu betreuen, ohne diejenigen zu stören, die sich die Dokumentation im Hauptgebäude ansehen.
Gedenkstätte arbeitet gegen das Vergessen
Viele Schulklassen besuchen die Gedenkstätte KZ Hinzert, aber auch Gruppen der Hochschule der Polizei, der Bundeswehr oder angehende Lehrerinnen und Lehrer. "Diese besondere Architektur führt auch Leute hierher", sagt die Leiterin der Gedenkstätte Hinzert, Sabine Arend. "Das ist auch eine Chance, sie an das Thema heranzuführen."
10.000 Häftlinge aus mehr als 20 Ländern in Hinzert
Das SS Sonderlager KZ Hinzert bestand von 1939 bis 1945. Luxemburgische und französische Widerstandskämpfer, russische Kriegsgefangene, polnische Zwangsarbeiter - mehr als 10.000 Männer aus mehr als 20 verschiedenen Ländern wurden in Hinzert von den Nazis zur Zwangsarbeit gezwungen, gefoltert und viele auch ermordet.
Rolle des KZ Hinzert im Netzwerk des Naziterrors
Das KZ Hinzert war Durchgangslager in andere Konzentrationslager, hatte selbst aber auch mehrere Außenlager, unter anderem in Wittlich und Neubrücke/Nahe oder Orten in der Südpfalz und Hessen.
Noch immer gibt es viel zur Geschichte des KZ Hinzert zu erforschen, auch dafür bietet der neue Erweiterungsbau Platz. Es kommen auch viele Menschen hierher, die etwas über das Schicksal ihrer Angehörigen erfahren möchten, die im KZ Hinzert Häftlinge waren.
Nachfahren auf der Suche nach der Familiengeschichte
Manche erfahren erst im hohen Alter, was ihrem Vater oder Großvater zugestoßen ist, weil die Betroffenen selbst nicht immer darüber sprechen konnten. "Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht Angehörige ehemaliger Inhaftierter hierher kommen", sagt die Leiterin der Gedenkstätte, Sabine Arend. Mittlerweile setzen sich auch mehr und mehr Enkelinnen und Enkel der SS-Täter mit den Verbrechen auseinander, die ihre Vorfahren im KZ-Hinzert verübt haben.