Demnach waren zuvor vom Gelände des Thomas-Morus-Gymnasiums aus Schreie und Lärm zu hören. Um die Situation zu klären, seien Beamte der Polizeiinspektion Daun dorthin gefahren und hätten etwa 14 Jugendliche angetroffen. Einige andere hätten das Gelände vorher bereits fluchtartig verlassen, nachdem sie den Streifenwagen gesehen hätten. Die Beamten hätten die Teenager aufgefordert, ihren Müll zu beseitigen. Das habe diese aber nicht interessiert.
Polizeibeamte mit Tritten angegriffen
Nachdem die Beamten von mehreren Personen aus der Gruppe bedrängt worden seien, habe die Polizei Platzverweise ausgesprochen. Diese seien aber missachtet worden. Als die Polizisten einige der Teilnehmer in Gewahrsam nehmen wollten, leisteten diese den Angaben zufolge Widerstand. Andere hätten die Beamten getreten und versucht, sie einzukesseln, um die bereits gefesselten Jugendlichen zu befreien.
Vorgehen gegen virtuelle Hetzer Ermittler finden nach Tötung von Polizisten hunderte Hasskommentare im Netz
Das rheinland-pfälzische Innenministerium und das Landeskriminalamt (LKA) informieren heute über die Arbeit der neuen Ermittlungsgruppe "Hate Speech". Nach der Tötung der beiden Polizisten bei Kusel war sie eingerichtet worden.
Polizei setzte Pfefferspray ein
Nach Angaben der Polizei musste Pfefferspray eingesetzt und Verstärkung angefordert werden. Schließlich seien vier Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren auf die Polizeiinspektion gebracht worden. Ein Teil der Gruppe sei der Polizei dorthin gefolgt, um den Vorfall erneut zu diskutieren. Diese seien angehört worden und hätten sich schließlich entfernt. Der 16-jährige Tatverdächtige sei von seinen Eltern abgeholt worden. Die drei 18-Jährigen wurden am Sonntagmorgen aus dem Polizeigewahrsam entlassen.
Jugendliche filmten Vorfall
Die Polizei sucht weiterhin Zeugen. Sie weist darauf hin, dass während des Einsatzes zahlreiche Personen Videoaufnahmen mit dem Smartphone gemacht hätten. Zeugen, die mögliches Videomaterial besitzen, werden gebeten, dies als Beweismittel der Polizei zu übergeben.
Aggressive Jugendliche, aber keine allgemeine Verrohung
Gegen ein paar der Jugendlichen laufen jetzt Ermittlungen wegen Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Landfriedensbruchs. Einige der jungen Leute seien der Polizei bereits bekannt, sagte die Leiterin der Polizeiinspektion Daun, Heike Steinmann, dem SWR.
"Es gibt ein paar, ich nenne sie mal 'unsere Pappenheimer', die haben einen etwas anderen Umgang mit der Polizei, als man ihn gewohnt ist. Ein Großteil der Jugendlichen hat aber eine klassische Erziehung genossen. Die verhalten sich anständig gegenüber der Polizei."
Sobald Alkohol oder auch Drogen ins Spiel kommen, verhielten sich manche Menschen aggressiver. Sie könne aber nicht pauschal sagen, dass das Verhältnis zwischen Polizei und Jugend sich verschlimmert hätte, so Steinmann.
Auch generell beobachte sie keine Verrohung im Dienstgebiet, etwa in Daun oder Gerolstein. Die Beamten der Dienststelle hätten sich in letzter Zeit oft über dieses Thema unterhalten. Eine erhöhte Aggressivität beobachteten sie aber nicht. Zum Beispiel verliefen auch die Corona-Proteste bisher friedlich und ohne rechte Parolen.
Gedanken bei den getöteten Kollegen in Kusel
Der Tod zweier Polizisten bei Kusel, Aufrufe zur Jagd auf Polizisten - auch darüber hätten sich die Beamten in Daun ihre Gedanken gemacht, als sie von den Jugendlichen angegriffen worden seien. Die tödlichen Schüsse auf zwei Kollegen seien noch sehr präsent. Dennoch müsse der Vorfall mit den Jugendlichen in Daun am Wochenende losgelöst davon gesehen werden, so Steinmann. Dieser habe sich auch eine Woche vorher genauso zutragen können.
"Kusel beschäftigt hier alle. Wir sind alle sehr betroffen."