200 Prozent Zoll auf Weine aus der EU - damit hatte US-Präsident Donald Trump Mitte März gedroht. Dass es jetzt erst einmal nur 20 Prozent werden, sorgt bei Winzern an der Mosel für gemischte Gefühle.
Wir haben jetzt eine vorläufige Entwarnung.
"Die 20 Prozent sind natürlich besser als die 200 Prozent", sagt Johannes Selbach. Aber auch die 20 seien schlecht. "Mit 20 Prozent leiden wir, können aber weiterarbeiten. Mit 200 Prozent wäre alles kaputt." Selbach kommt aus Zeltingen-Rachtig an der Mittelmosel. Er exportiert seine und die Weine anderer ins Ausland und zu einem wesentlichen Teil in die USA.
Donald Trumps Zoll-Hammer droht den Moselwinzern weiterhin
"Wir haben jetzt eine vorläufige Entwarnung", sagt Selbach. Die EU plane immer noch Gegenzölle zum Beispiel auf US-Bourbon-Whisky, nachdem Trump zuerst die Zölle auf Stahl und Aluminium erhöht hatte. "Die Frage ist also noch nicht geklärt."
Im Fall einer Gegenwehr der EU hatte Trump die 200 Prozent auf Weine und alkoholische Getränke in Aussicht gestellt. Wenn die EU nun ihrerseits reagiert, könnte Trump wieder zurückschlagen und die 200 Prozent auf Weine doch noch einführen, so die Befürchtung. "Solange die EU jetzt keinen US-Whisky mit 50 Prozent besteuert, wird es bei den 20 Prozent bleiben", denkt Selbach.

Was den Winzern trotz des ankündigten 20-Prozent Zolls etwas entgegenkomme, sei der Umstand, dass der neue Zoll auch nur auf neue Bestellungen angewendet werde und nicht auf jene, die schon unterwegs sind. "Wir haben kürzlich noch einiges verladen. Das geht noch zu den alten Bedingungen durch den Zoll", so Selbach. Das sei gestern Abend eigentlich die beste Nachricht gewesen. Dass es zunächst 20 bis 25 Prozent Zoll und nicht sofort 200 Prozent werden, damit habe er eigentlich gerechnet.
Moselwinzer sind auch in den USA gut vernetzt
"Wir exportieren sehr viel, auch schon seit vielen Jahren und haben gute Kontakte in den USA. Wir haben die US Wine Trade Alliance finanziell unterstützt. Ich hoffe, viele Kollegen haben das getan, denn deren Lobbyarbeit war sicher mit daran beteiligt, dass wir jetzt mit nur 20 Prozent davonkommen", erklärt Johannes Selbach. Die US Wine Trade Alliance habe in den USA kommuniziert, dass der Schaden dort um einiges größer sein würde als hier in Deutschland.
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"Verheerende Entscheidung": So kommentiert Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt die von US-Präsident Trump angekündigten pauschalen Zölle von 20 Prozent auf alle EU-Importe.
Doch wie sehr machen nun die 20 Prozent Zoll dem Moselwinzer zu schaffen? Johannes Selbach verweist auf das sogenannte "Three Tier Modell", das der Wein auf dem Weg zum Endkunden in die USA ohnehin durchlaufen muss. Dieses dreistufige Distributionsmodell für alkoholische Getränke in den USA sieht den Importeur, den Großhändler und den Einzelhändler vor. "Bei jeder Stufe kommt nochmal ein Aufschlag drauf", sagt Selbach. Wenn jetzt noch der Zoll anfällt, werde der nicht nur auf die Ware, sondern auch auf die Transportkosten angewendet.
Winzer und Importeure wollen den Zoll abpuffern
Kostet eine Flasche beim Winzer an der Mosel 10 Euro, musste man bisher schon ungefähr 50 Prozent hinzurechnen, um den US-Endkundenpreis zu überschlagen. 15 Euro also. Mit den jetzt festgelegten Zöllen werde es eher in Richtung 20 Euro gehen.
Damit es nicht dazu kommt, gibt es nun Überlegungen, ob und wie man in der genannten Distributionskette den Zoll auffängt, indem beispielsweise Winzer und Importeur auf einen Teil ihres Gewinns verzichten, damit der Zoll nicht mit voller Wucht beim Endkunden ankommt.

Ähnlich wie Johannes Selbach sieht es auch Constantin Richter vom gleichnamigen Weingut in Mülheim and der Mosel. Richter exportiert etwa 30 Prozent seiner Produkte in die USA. "Minimal positiv" seien die 20 Prozent Trump-Zoll, sagt er. Noch müsse man abwarten, wie der US-Präsident handelt, falls die EU zum Gegenschlag ausholt und die Zollschraube für US-Produkte wie Whisky oder Motorräder anzieht.
Moselwinzer: 200 Prozent Zoll würden auch USA treffen
Doch 200 Prozent US-Zoll auf Weine aus der EU würden auch den amerikanischen Weinhandel massiv beschädigen, der massiv von Nicht-US-Produkten abhängt, über den aber wegen des "Three Tier Modells" auch amerikanische Weingüter ihre Produkte absetzen.
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"Deswegen hatten wir jetzt mit zwischen 0 und 50 Prozent an Zöllen erwartet, aber nicht 200 Prozent", so Richter. Um den Zoll nun abzupuffern, gibt es auch bei Richter die Überlegung, sich mit dem Importeur die Mehrkosten zu teilen, damit der Zoll nicht auf den Endpreis durchschlägt. Eine kleine Preiserhöhung werde es für US-Kunden aber dennoch geben.
Mindestlohn bereitet uns mehr Bauchschmerzen als US-Zölle.
Constantin Richter rechnet in jedem Fall für die Zukunft mit einem Absatzrückgang. Nicht nur wegen des neuen US-Zolls von 20 Prozent, sondern auch wegen der wirtschaftlichen Gesamtlage in den USA, wodurch die Leute dort weniger Geld ausgeben.
Winzer und Unternehmen besorgt US-Zölle sorgen für Verunsicherung in Rheinhessen
Die pauschalen Strafzölle von 20 Prozent auf alle EU-Importe verunsichern auch Betriebe in Rheinhessen. Neben großen Unternehmen wie Schott in Mainz sind auch Winzer betroffen.
Außerdem würden nun stärkere Marktakteure wie die Winzer aus Frankreich oder Italien sich umorientieren, wenn der US-Markt schwieriger werde. Da es aber ohnehin global zu viel Wein gebe, werde der Weltmarkt noch mehr unter Druck geraten. "Dann drohen uns auch noch 15 Euro Mindestlohn, die uns hier an der Mosel massiv treffen würden. Das bereitet uns momentan mehr Bauchschmerzen als die US-Zölle."