Ralf Steffen aus Trittenheim an der Mosel sitzt der Schreck noch immer tief in den Knochen. Sein Sohn ist wahrscheinlich nur knapp dem Tod entkommen.
Der 21-Jährige wollte am Montag seinem Vater bei der Rieslingernte in den Steilhängen helfen. Dafür war er in die Monorackbahn gestiegen, die im Weinberg eingebaut ist. Diese Einschienen-Zahnradbahnen, mit der man extreme Steigungen in unwegsamem Gelände überwinden kann, haben viele Winzer an Mosel und Saar.
Talfahrt mit maximalem Tempo
Sein Sohn wollte mit der Bahn nach unten fahren zum Treffpunkt mit den anderen Erntehelfern, erzählt Ralf Steffen dem SWR. Von dort aus sollten alle nach und nach nach oben in die Steilhänge gefahren werden. Als der Sohn die Bahn startet, nimmt die Monorack sofort volles Tempo auf, sagt Vater Steffen. Bremsen konnte der Sohn nicht, wie sich später herausstellt.

Vor einer starken Kurve gelingt es dem Sohn, abzuspringen. Das Monorack wurde aus der Trasse geschleudert. Der junge Mann blieb wie durch ein Wunder unverletzt. "Es geht ihm relativ gut", sagt Ralf Steffen. "Ich hätte das wohl nicht mehr geschafft in meinem Alter. Unten ist die Bahn dann entgleist und in eine Felswand rein."

Gefährliche Manipulationen an der Bahn
Keiner habe zu diesem Zeitpunkt an eine Manipulation gedacht, sagt der Winzer aus Trittenheim. Als er die Bahn wieder auf die Schiene setzen will, merkt er zuerst, dass der Gaszug eingeklemmt ist.
Später stellt sich heraus: Das ist nicht die einzige Manipulation an der Bahn. Zusätzlich haben sich der oder die Täter auch an den Sicherungsstiften der Trasse zu schaffen gemacht, so dass eine Zwangsbremsung der Bahn nicht mehr möglich gewesen wäre. Auch der Aufpralldämpfer am Ende der Bahn sei entfernt worden.
"Wir wissen nicht, ob es ein Anschlag war."
Insgesamt wurde die Monorackbahn an fünf Stellen manipuliert, sagt Steffen. "Da sind fünf Abschaltmechanismen dran. Wenn der eine ausfällt, dann greift ein anderer Mechanismus, der letzte ist der Puffer. Wir wissen nicht, ob es uns gilt. Ob es ein Anschlag war oder ob es Zufall war." Und Sohn Marco ergänzt: "Ich wüsste wirklich nicht, wer uns so etwas schlimmes antun wollen würde". Jetzt müsse man das erst mal verarbeiten, sagt der 21-Jährige.

Bürgermeister geschockt
Auch der Bürgermeister von Trittenheim Franz-Josef-Bollig ist geschockt. "Meines Erachtens muss man sich da schon auskennen, um solche Manipulationen durchzuführen", sagte er dem SWR. Die Monorackbahn verläuft teilweise bis zu sechs Meter über den Weinstöcken, so der Bürgermeister, da können auch Touristen mitfahren, das sei schon heftig. Und er empfiehlt anderen Winzern, ihre Bahnen vor Inbetriebnahme zu überprüfen.

Polizei ermittelt wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung
Ralf Steffen hat die Polizei eingeschaltet. Die Ermittler haben vor Ort Spuren gesichert. Ermittelt werde wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung, sagte ein Polizeisprecher dem SWR. Ein ähnlich gelagerter Fall sei nicht bekannt. Gesucht werden jetzt Zeugen, die in den vergangenen Wochen etwas Verdächtiges in den Weinbergen beobachtet haben. Sie werden gebeten, sich bei der Polizei in Schweich zu melden. Tel.: 06502/91570.
Außerdem rät die Polizei allen Winzern mit solchen Weinbergsmaschinen, diese vor der Fahrt zu überprüfen.