Winzer Ernst-Josef Kees steht in seinem Weinberg in Osann-Monzel. Er fürchtet wie viele seiner Kolleg:innen den Mindestlohn. (Foto: SWR)

Wein könnte teurer werden

Moselwinzer kritisieren neuen Mindestlohn: "Für uns eine Katastrophe"

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Christian Altmayer

Zwölf Euro Mindestlohn hat die Bundesregierung am Mittwoch auf den Weg gebracht. Winzer an der Mosel fürchten wegen der gesetzlichen Lohnuntergrenze um ihr Geschäft. Warum die Bezahlung der Erntehelfer sich auf Weinpreise und Weinberge auswirken könnte.

Die Arbeit im Weinberg ist ein Knochenjob. Vor allem in Steilhängen ist das Rebenschneiden und Traubenlesen fordernd. Denn hier muss alles von Hand gemacht werden. Moderne Maschinen wie Vollernter können in abschüssigen Wingerten kaum zum Einsatz kommen.

Erntehelfer verdienen oft weniger als den Mindestlohn

1.500 Arbeitsstunden fallen daher geschätzt pro Jahr an, um eine Steillage abzuernten. 1.500 Arbeitsstunden, die die Winzer an der Mosel ab Oktober wohl einiges mehr kosten werden als bislang.

Denn dann soll der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland auf zwölf Euro steigen. Somit steigt auch die Bezahlung der meist osteuropäischen Erntehelfer in den Wingerten, die bei vielen Weingütern im Schnitt 19 Prozent weniger verdienen.

Winzer wegen Plänen der Ampel-Regierung beunruhigt

Winzern wie Ernst-Josef Kees aus Osann-Monzel (Kreis Bernkastel-Wittlich) macht die geplante Erhöhung des Mindestlohnes daher Sorgen. "Für uns Winzer ist das eine Katastrophe", sagt der Unternehmer, der auch Sprecher der Arbeitgeber im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau ist.

"Für die Weinbranche ist der Mindestlohn im Prinzip nicht zu stemmen."

Sind die Steillagen an der Mosel in Gefahr?

Kees befürchtet, dass viele Winzer ihre Steillagen aufgeben werden. Denn bei den steigenden Lohnkosten könne dort kaum noch wirtschaftlich gearbeitet werden - anders als in flacheren Lagen, wo Maschinen die Erntehelfer ersetzen können.

"Es werden also noch mehr Steillagen liegen bleiben", sagt Kees. Dabei prägen diese das Landschaftsbild des Moseltals und sind auch ein Touristenmagnet: "Und je mehr davon aufgegeben wird, desto unattraktiver wird die Region."

Ein Vollernter fährt durch die Reben und ernstet die ersten Trauben von den Rebstöcken. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Vollernter wie dieser können nicht in allen Weinlagen eingesetzt werden. In Steillagen ist daher noch viel Handarbeit nötig. Picture Alliance

Warum Wein teurer werden könnte

Auch im Geldbeutel könnten Weinliebhaber den steigenden Mindestlohn künftig zu spüren bekommen. Denn Kees erwartet auch, dass viele seiner Kollegen ihren Wein bald teurer verkaufen werden. Und so versuchen, über den Preis einen Teil der gestiegenen Lohnkosten wieder einzunehmen.

Für Gewerkschafter ist Mindestlohn "überfällig"

Klaus Schuh, Geschäftsführer der Gewerkschaft "Nahrung-Genuss-Gaststätten" in der Region Trier, glaubt hingegen nicht, dass der neue Mindestlohn solch gravierende Folgen haben wird, wie sie Winzer Kees skizziert: "Die Wirtschaft wird es überleben" - dem "üblichen Getöse aus Teilen der Arbeitgeberschaft zum Trotz".

Ähnlich äußert sich Lukas Bläsius, Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland-Pfalz/Saarland: "Die Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro ist überfällig und wird von den Gewerkschaften schon seit Langem gefordert."

Landwirte fordern Schonfrist beim Mindestlohn

Den Gewerkschaftlern ging es also nicht schnell genug. Winzer Kees hingegen hätte sich für die Anpassung der Löhne mehr Zeit gewünscht. Für die Betriebe im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau fordert der Moselaner daher eine Art Schonfrist: "Der Termin erster Oktober muss weg. Der ist nicht zu halten."

Bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns 2015 hätten die Landwirte schließlich auch mehrere Jahre gehabt, um die Bezahlung zu verbessern: "Was jetzt hier passiert, ist ein politischer Mindestlohn, der willkürlich festgelegt wird."

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