Nach einer Studie des Gesundheitsamtes Trier zu Long Covid klagen fast die Hälfte der Corona-Infizierten über Langzeitfolgen (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Befragung von Gesundheitsamt und Universität

Studie aus Trier: Wer besonders unter Long Covid leidet

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Martin Schmitt
Martin Schmitt am Mikrofon (Foto: SWR)

Das Gesundheitsamt Trier hat am Dienstag eine Studie zu den Langzeitfolgen von Corona vorgestellt. Daten von 1.500 positiv getesteten Menschen wurden ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen: Long Covid ist keine Seltenheit.

Die interessanteste Zahl der 64 Seiten langen Studie von Universität und Gesundheitsamt Trier steht fast am Ende: Knapp die Hälfte der befragten Menschen (49,7 Prozent) aus der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg berichtet von Spät- oder Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion.

Long Covid-Symptome: Oft Müdigkeit und Erschöpfung

Am häufigsten leiden diese Menschen demnach unter Müdigkeit und Erschöpfung - also Symptome, die bereits kurz nach der Corona-Infektion aufgetreten sind. Hinzu kommen laut Studie Kurzatmigkeit und eine deutlich verminderte Leistungsfähigkeit.

Etwa die Hälfte der Long Covid-Betroffenen bemerkte außerdem Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Auch Schwindel und Wortfindungsstörungen wurden häufig genannt. Herzmuskelentzündungen traten dagegen nur selten auf.

Jugendliche kaum von Corona-Langzeitfolgen betroffen

Wer leidet besonders unter den Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung? Auch dazu gibt die Studie Antworten. Was nicht verwundert: Erwachsene sind häufiger von Spät- oder Langzeitfolgen betroffen als Jugendliche und Kinder. Während gerade mal weniger als ein Fünftel der unter 18-Jährigen von solchen Komplikationen betroffen ist, sind dies bei Erwachsenen über 50 Prozent.

Vorerkrankung Bluthochdruck erhöht Gefahr von Long Covid

Interessant: Frauen sind demnach stärker betroffen als Männer (56 zu 43 Prozent). Auch Menschen mit Vorerkrankungen leiden deutlich häufiger an Spät- oder Langzeitfolgen. Bei Vorerkrankungen dominiert Bluthochdruck, von dem mehr als die Hälfte der Personen mit gesundheitlichen Problemen betroffen sind. Ein Drittel ist übergewichtig und je ein gutes Zehntel leidet an Diabetes oder an einer Herzerkrankung.

Auffällig ist laut Studie, dass Menschen über 65 Jahren nicht häufiger von Long oder Post Covid betroffen sind als Personen zwischen 18 und 65 Jahren.

Haben die Long Covid-Studie vorgestellt: Harald Michels, Leiter des Gesundheitsamtes Trier, Landrat Stefan Metzdorf (SPD) und Prof. Rüdiger Jacob von der Universität Trier (Foto: SWR)
Dr. Harald Michels hatte auch in Zusammenarbeit mit der Universität Trier an einer Long Covid Studie mitgearbeitet.

Long Covid-Betroffene sollen normales Leben führen

Nicht alle Krankheitsbilder von Post oder Long Covid lassen sich gleich gut behandeln, so der Leiter des Gesundheitsamtes, Harald Michels.

"Ich rate den Betroffenen, ihr normales Leben weiterzuführen - trotz der Beschwerden."

Bewegung in der frischen Luft sei beispielsweise wichtig. Wenn keine organische Erkrankung wie Herzmuskelentzündung vorliege, könnten die Betroffenen auch wieder Sport treiben. "All das kann dazu beitragen, dass die Symptome wieder verschwinden", so Michels.

Einzelhandel und Gastronomie keine Infektionstreiber

Was in der Studie überrascht: Die meisten Befragten haben sich in ihrem persönlichen Umfeld mit dem Coronavirus infiziert. Konkret werden am häufigsten Mitglieder des eigenen Haushalts, Arbeitskollegen, weitere Familienmitglieder und Personen aus dem Freundeskreis genannt. Gastronomie oder Einzelhandel stellen nach den vorliegenden Daten keine Infektionstreiber dar, so die Forscher.

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Befragt wurden vor allem ungeimpfte Menschen

Der Untersuchungszeitraum der Studie lag zwischen Oktober 2020 und Mai 2021. In dieser Zeit waren erst wenige Menschen in Deutschland vollständig geimpft. Daher weisen die Macher der Studie auch explizit darauf hin, dass es sich bei der Untersuchung in der Mehrheit um Langzeitfolgen von ungeimpften Menschen handelt.

Bestenfalls ein gutes Drittel habe vor dem positiven Test eine erste Impfung erhalten. Wie die Long Covid-Verläufe bei vollständig geimpften Menschen ausgesehen hätten, wird in der Studie nicht beantwortet.

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