In Salmtal war beim bundesweiten Warntag auch ein Feuerwehrwagen mit mobiler Lautsprecheranlage unterwegs.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )

Funktionieren die Warnsysteme im Ernstfall?

So lief der Warntag im Landkreis Bernkastel-Wittlich ab

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Jana Hausmann
Jana Hausmann ist multimediale Reporterin im SWR Studio Trier (Foto: SWR)
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Sirenen, Lautsprecher und Apps: Möglichkeiten, die Bevölkerung zu warnen, gibt es viele. Doch funktionieren sie im Ernstfall? Das wurde am Donnerstag in der Region Trier getestet.

Pünktlich um 11 Uhr rollt der Wagen vom Parkplatz des Feuerwehrgerätehauses in Salmtal los. Während viele Handys in diesem Moment noch stumm bleiben, weil die Warnung über das Cell-Broadcast-System doch nicht bei allen durchgeht, werden die meisten Bürger die Durchsagen aus dem Fahrzeug immerhin gehört haben. Die ersten Rückmeldungen seien positiv. Anwohner hätten gesagt, dass sie die Durchsagen gut verstanden hätten.

In vielen größeren Orten im Landkreis Bernkastel-Wittlich sind am Warntag solche Fahrzeuge unterwegs. Herzstück ihrer mobilen Anlagen ist ein kugelförmiger Lautsprecher, der auf jedem Fahrzeug installiert werden kann, sagt Jörg Teusch, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Bernkastel-Wittlich.

Auswertung läuft noch

Teusch sagte weiter, es werde noch ausgewertet, wie viel Zeit die Fahrten durch die Orte bräuchten. Für Salmtal hätten die Fahrten etwa eine Dreiviertelstunde gedauert. Allerdings seien manche Straßen auch zweimal befahren worden. In Wittlich seien drei Fahrzeuge mit Lautsprechern unterwegs gewesen. Die Feuerwehr brauche Erkenntnisse, wie viele Lautsprecherfahrzeuge in einem Akutfall zusammengezogen werden müssten - je nach Größe des Bereichs.

Jörg Teusch, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises Bernkastel-Wittlich und David Backendort, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, sind froh, über ihre mobilen Warnanlagen. (Foto: SWR, Jana Hausmann)
Jörg Teusch, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises Bernkastel-Wittlich und David Backendort, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Wittlich-Land sind froh, über ihre mobilen Warnanlagen.

Mobile Warnsysteme sollen im Ernstfall helfen

Die weißen Lautsprecher sind per Kabel mit einem ebenso mobilen Steuerungsgerät im Inneren des Autos verbunden. Darüber werden die Warntexte abgespielt. Die Feuerwehrleute können dabei je nach Situation aus verschiedenen vorproduzierten Texten wählen.

Am Warntag lautet die Durchsage: "Achtung, Achtung, hier spricht Ihre Feuerwehr. Dies ist eine Probedurchsage im Rahmen des bundesweiten Warntags am heutigen Tag. Es besteht keine Gefahr."

Während das Tonsignal normaler Lautsprecher, wie sie etwa auf Polizei- oder Feuerwehrautos angebracht sind, nach vorne strahlen, gelingt mit den kugelförmigen Lautsprechern eine 360-Grad-Beschallung, sagt Teusch. Damit könne man auch die Menschen erreichen, die beispielsweise in oberen Geschossen von Wohnhäusern lebten.

Der Vorteil der Kugellautsprecher: Das Tonsignal strahlt in alle Richtungen.  (Foto: SWR, Jana Hausmann)
Der Vorteil der Kugellautsprecher: Das Tonsignal strahlt in alle Richtungen.

Testfahrt soll wichtige Erkenntnisse liefern

Elf dieser mobilen Warnsysteme stünden derzeit im Landkreis Bernkastel-Wittlich zur Verfügung. Weitere sechs seien bereits bestellt. Die Test-Warnaktion, die neben Salmtal auch beispielsweise in Traben-Trarbach, Morbach oder Hetzerath durchgeführt werden soll, soll den Feuerwehren wichtige Erkenntnisse liefern.

Unter anderem darüber, wie lange so eine Warnfahrt dauert. Denn das lasse auch Rückschlüsse darüber zu, wie viele mobile Warnanlagen beispielsweise nötig wären, um neben den Leuten in kleineren Orten auch die Menschen in Städten, wie beispielsweise Wittlich zu warnen.

Wichtig ist für Jörg Teusch außerdem herauszufinden, wie gut die Leute die Warnungen hören und verstehen. Die Rückmeldung der Bevölkerung auf den Warntest sei deshalb essenziell, um das System gegebenenfalls weiter zu verbessern.

In Salmtal war beim bundesweiten Warntag auch ein Feuerwehrwagen mit mobiler Lautsprecheranlage unterwegs.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Zuerst ging es durch den Ortsteil Dörbach, dann durch das Gewerbegebiet nach Salmrohr.

Leute müssen für Warnungen sensibilisiert werden

Aktionen wie der bundesweite Warntag sind deshalb für Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Teusch enorm wichtig, um die Warnsysteme nicht nur zu testen, sondern auch um die Leute für das Thema Warnungen zu sensibilisieren. Denn nachdem heute beispielsweise kaum noch Sirenen in Warnsituationen zur Verfügung stünden, wisse auch kaum noch jemand, wie man mit ihren Warntönen umgehe.

"Warnung ist eine positive Sache. Aber die Bevölkerung muss natürlich auch wissen, wie sie mit der Warnung umgehen muss und wenn etwas kommt, überhaupt erst mal erkennen, dass das eine Warnung ist, auf die ich reagieren muss."

Große Investitionen in den Katastrophenschutz

Um im Ernstfall so viele Menschen wie möglich zu erreichen, rüstet der Landkreis Bernkastel-Wittlich auf. Neben den mobilen Warnsystemen für die Feuerwehr sollen auch Sirenen flächendeckend zur Verfügung stehen. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich gebe es derzeit 240 Sirenen bei den Feuerwehren. Diese werden bei Feueralarm aktiviert. In den kommenden Jahren sollen sie so umgerüstet werden, dass man über sie auch Warntöne abspielen und Lautsprecherdurchsagen machen kann.

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Außerdem soll es möglich sein, die neuen Sirenen auch mit Batterien zu betreiben, damit sie auch bei einem Stromausfall funktionieren. Wichtige Maßnahmen, die auch eine Konsequenz aus der Flutkatastrophe vom Juli 2021 seien, so Teusch. Er ist fest davon überzeugt, dass die Investitionen, die jetzt in den Katastrophenschutz gesteckt werden, ohne die Flut und deren Folgen deutlich länger dauern würden.

"Das ist zwar traurig, aber ich denke, das entspricht so ein bisschen der Mentalität in Deutschland, dass man immer erst einen Schadensfall braucht, um dann ausreichend zu reagieren."

Mit "Warnmittel-Mix" so viele Menschen wie möglich erreichen

Zwar sei man auf einem guten Weg - bis die Systeme jedoch flächendeckend installiert sind, könnten noch Jahre ins Land gehen. Bis dahin setzen Jörg Teusch und seine Kollegen auf den Warnmittel-Mix. Sei es nun über Meldungen im regionalen Radiosender, Warnapps wie NINA und KATWARN oder mithilfe des neuen Cell Broadcast-Systems, das am Donnerstag erstmals getestet wurde. Dabei wird eine Nachricht mit der entsprechenden Warnung direkt aufs Handy geschickt, um so möglichst viele Leute zu erreichen.

"Mit gezielten Meldungen kann man schon Panik in der Bevölkerung vorbeugen, und das ist bei einer großen Schadenslage oftmals schon der halbe Gewinn."

Eigenintiative der Bürgerinnen und Bürger für den Ernstfall gefragt

Doch auch die Eigeninitiative der Bürgerinnen und Bürger ist gefragt. Teusch verweist deshalb auf die Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Dort kann man sich darüber informieren, wie man sich bei Gefahrensituationen wie Hochwasser, Unwetter oder Feuer verhalten soll. Außerdem gibt es dort Hinweise, welche Vorräte man für den Ernstfall zu Hause haben sollte, oder wie man sich beispielsweise auf einen Stromausfall vorbereiten kann, so Teusch.

"Wenn mal einen Tag der Strom ausfällt, sollte sich jeder versorgen können. Wenn es natürlich länger dauert, ist man irgendwann auf die Hilfe des Katastrophenschutzes angewiesen, dann kommen wir auch und unterstützen. Aber es sollte nicht sein, dass man schon nach einer halben Stunde durch den Ort läuft, weil irgendwo gewisse Dinge fehlen, die für einen lebensnotwendig sind."

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