Der Krieg in der Ukraine beunruhigt auch die Menschen in der Region Trier. Insbesondere die Angst vor einer nuklearen Katastrophe ist offenbar groß. Denn sowohl in Apotheken als auch bei den Kreisverwaltungen fragen viele Bürger derzeit nach Jodtabletten.
Wer diese Tabletten schluckt, kann verhindern, dass radioaktives Jod in die Schilddrüse eindringt. Sie sind also für einen Notfall gedacht, etwa für einen atomaren Unfall in einem Kernkraftwerk.
Auf Cattenom eingestellt, aber nicht auf einen Atomkrieg
Genau für diesen Fall lagert der Landkreis Trier-Saarburg die Jodtabletten auch schon seit Längerem, heißt es von Pressesprecher Thomas Müller. Denn die Kommune liegt im 50 Kilometer Radius rund um das französische Atomkraftwerk Cattenom, in dem es immer wieder zu Störfällen kommt.
"Unser Katastrophenschutz ist daher auch auf einen atomaren Unfall in Cattenom vorbereitet", sagt Müller. In einem solchen Fall greife ein Alarmplan und die Tabletten würden an bestimmten Orten in den Städten und Verbandsgemeinden ausgegeben.
Genügend Jodtabletten in Eifel, Hunsrück und an der Mosel
Für einen Angriff mit Atomwaffen hingegen sei der Kreis nicht gerüstet. "Nach der Wende galten solche Szenarien als undenkbar", sagt Müller dazu. Daher gebe es auch keine einsatzfähigen Bunker mehr in der Region.
Zivilschutz in Kriegszeiten Warum es in der Region Trier keine einsatzfähigen Bunker mehr gibt
Im Falle eines Krieges wie in der Ukraine gäbe es zwar noch einige Bunker in der Region Trier. Schutz vor Atomwaffen bieten sie aber keinen mehr, wie ein Besuch in Wittlich zeigt.
Die Stadt Trier liegt ebenfalls nicht weit von Cattenom entfernt. Die Verwaltung hat daher bereits 2017 einen Vorrat an Jodtabletten besorgt und im Katastrophenschutzzentrum in Ehrang eingelagert. 360 000 Tabletten liegen dort auf Vorrat.
Der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Landkreis Bernkastel-Wittlich und der Kreis Birkenfeld haben auch mit Jodtabletten vorgesorgt, heißt es bei den Verwaltungen auf Anfrage des SWR. Bei den Gemeinden seien je nach Einwohnerzahl genügend Dosen vorrätig. Feuerwehr und Katastrophenschutz würden diese im Notfall verteilen.
Ausgabestellen in Bürger- und Gemeindehäusern
Wo die Tabletten dann zu bekommen sind, ließen die Verwaltungen erst einmal im Unklaren. Ausgabestellen könnten etwa Bürger- und Gemeindehäuser sein. Informationen gebe es zeitnah vom Katastrophenschutz.
Bunker, Sirenen, Krisenpläne Kriegsangst - wie gut sind wir in Rheinland-Pfalz geschützt?
Angesichts des Ukraine-Kriegs drängen sich Fragen nach Bunkern, Sirenen und dem Zivilschutz in Rheinland-Pfalz auf. Erste Erkenntnisse sind ernüchternd.
"Wir werden die Bürgerinnen und Bürger bei einem, hoffentlich nicht eintretenden, kerntechnischen Notfall informieren und die jeweiligen Ausgabestellen benennen."
Ohne konkrete Aufforderung solle aber niemand die Tabletten zu sich nehmen, warnen die Gesundheitsämter. Denn die könnten starke Nebenwirkungen entfalten, bis hin zu akutem Herz- und Kreislaufversagen.
Sorgen wegen Angriff auf Atomkraftwerk
Zudem nutzen sie nur etwas im konkreten Notfall, wenn also radioaktive Strahlung die Region Trier erreicht. Das ist derzeit nicht der Fall. Sorgen bereiten den Menschen aber der russische Angriff auf ein Atomkraftwerk im ukrainischen Saporischschja und die jüngsten Drohungen Putins, notfalls auch Nuklearwaffen gegen den Westen zu richten.
Militärexperten schätzen das Risiko eines Atomkriegs allerdings als gering ein. "Nun gilt es erstmal besonnen zu bleiben", empfiehlt daher auch der Trier-Saarburger Pressesprecher Thomas Müller.