Wegen der staatlich regulierten Preise und des politisch gesteuerten Finanzierungssystems hätten die Krankenhäuser keine Chance, ihre Einnahmesituation individuell zu verbessern, so eine Sprecherin der BBT-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier).
Kliniken bleibt auf steigenden Kosten sitzen
Im Brüderkrankenhaus in Trier führe die Inflation beispielsweise zu steigenden Kosten bei der Energie, bei Medizinprodukten, Lebensmitteln, Dienstleistungen und Instandhaltung. Im Gegensatz zu anderen Branchen könne man dies nicht einfach über Preise weitergeben.
Neben den Kostensteigerungen durch die Inflation gebe es häufig Lieferschwierigkeiten bei Medizinprodukten, und deshalb müsse man dann auf teurere Alternativen ausweichen. Spätestens im kommenden Jahr rechnet die BBT-Gruppe darüber hinaus mit stark steigenden Personalkosten.
Ähnlich sieht es im Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich aus. Nach Angaben von der kaufmännischen Direktorin, Ulrike Schell, bringt die aktuelle Situation drastische Mehrkosten in den Bereichen Strom und Gas, Sachkosten sowie Speisenversorgung mit sich.
Während Unternehmen in der freien Wirtschaft dies weitergeben könnten, sind eigenständige Preisanpassungen der Kliniken verboten, sodass sie alleine auf den immensen Kosten sitzen bleiben, so Ulrike Schell.
Angst vor "kaltem Strukturwandel"
Beim Krankenhaus "Maria Hilf" in Daun heißt es, dass im vergangenen Jahr die Energiekosten im sechsstelligen Bereich gestiegen seien. Von 2022 auf 2023 rechnet man dort, dass Mehrkosten im siebenstelligen Bereich anfallen. Auch bei den Sachkosten gebe es massive Kostensteigerungen.
Inflationsausgleich gefordert Kosten explodieren: Kliniken in RLP bangen um Existenz
Die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz haben durch extreme Preissteigerungen deutlich höhere Ausgaben. Dabei sorgen nicht nur die Kosten für Strom und Gas für ein Minus im Etat.
Man sieht sich vom Gesundheitsministerium im Stich gelassen. Ein Inflationsausgleich sei nicht vorgesehen. Durch die Inflation werde die Liquidität derart ausgeschöpft, dass es ohne politische Gegensteuerung zu einem "kalten Strukturwandel" komme - also viele Krankenhäuser schließen müssten.
Ausgelaufene Corona-Hilfen am Montag Thema in Mainz
Ende Juni sind alle Corona-Hilfen des Bundes für die Krankenhäuser ausgelaufen. Das wird am Montag auch Thema bei einer Tagung der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Mainz sein, die eine Petition auf den Weg gebracht hat.
Die Pflegedirektorin des Verbundkrankenhauses Bernkastel/Wittlich, Irene Baranowsky, ist in Sorge. Derzeit gebe es kein Budget, um den Mehraufwand für Hygiene, Isolierung und Behandlung zu refinanzieren.
Im Brüderkrankenhaus in Trier hat die Belegung bislang noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht. Das Krankenhaus muss immer noch Ressourcen für Corona-Patienten vorhalten. Das schränkt die Klinik bei planbaren Eingriffen ein. Ähnlich sieht es im Klinikum Mutterhaus in Trier aus.
Einschränkungen bei planbaren Behandlungen
Noch müssen in den Kliniken in der Region Trier keine Abteilungen geschlossen werden, um Geld zu sparen. Die Schließung von Betten innerhalb verschiedener Abteilungen, auch im Intensivbereich, sei aber wegen der angespannten Personallage tägliches Management, sagt eine Sprecherin der BBT-Gruppe.
Daher komme es immer wieder zu Einschränkungen bei planbaren Patientenbehandlungen. Auch das Klinikum Mutterhaus musste nach eigenen Angaben vereinzelt Betten reduzieren oder planbare Behandlungen verschieben, weil man nicht genug Personal hatte. Auch das "Maria Hilf"-Krankenhaus in Daun hat eine ganze Station geschlossen, um das vorhandene Personal umzuverteilen, sagte ein Sprecher.