"Die Kinder sind schutzlos. Deshalb würden wir eine Testpflicht sehr begrüßen", sagt Karin Kleinekemper-Rittich, Leiterin der städtischen Kita "Kleine Helden" in Gerolstein.
Da Kinder unter sechs Jahren nicht geimpft werden dürfen, gebe es kaum eine andere Möglichkeit, Coronaausbrüche zu verhindern, als eine Testpflicht in Kombination mit bereits durchgeführten Maßnahmen.

Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium schließt eine Testpflicht, wie sie etwa in Baden-Württemberg oder Bayern besteht, derzeit aber aus. Ein Argument des Landes ist es, dass Kinder, deren Eltern gegen Tests sind, aus der Kita genommen werden und so die wichtige frühkindliche Bildung verpassen könnten.
Mehr Eltern wollen Sicherheit für ihre Kita-Kinder
Das kann Kleinekemper-Rittich nicht verstehen. Im Gegenteil: Es gebe viele Eltern, die ohne die Sicherheit des Testens Angst hätten, dass sich ihr Kind in der Kita infiziert.
"Ganz vielen Eltern ist wichtig, dass alle Kinder getestet werden, damit sie eine große Sicherheit haben und ihr Kind hierhin geben können."
Auch der Verband der KiTa-Fachkräfte Rheinland-Pfalz ist aus den gleichen Gründen klar für eine Testpflicht, sagt die Vorsitzende Claudia Theobald: "Was ist denn mit den Eltern, die ihre Kinder aus Angst vor der Omikron-Variante jetzt aus der Kita nehmen, weil sie keine Absicherung durch Tests haben?"

Diese Kinder würden derzeit schon die frühkindliche Bildung verpassen. Der Verband geht davon aus, dass der Anteil der Eltern, die ihre Kinder in rheinland-pfälzischen Kitas testen lassen wollen, viel größer ist als der der Verweigerer.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei verpflichtenden, einfach zu handhabenden Lollitests mehr Kindern die Bildung vorenthalten wird als im Moment."
Coronatests auch für Kita-Kinder einfach durchzuführen
Wie einfach solche Test ablaufen, weiß man in der Kita "Kleine Helden" schon seit Mai 2021, sagt Karin Kleinekemper-Rittich. Seitdem werden nämlich einmal in der Woche freiwillige Tests durchgeführt.
Ein Team einer Apotheke in Daun kommt dann vorbei und gibt den Kindern die Teststäbchen, mit denen diese selbst den Abstrich im Mund durchführen. Zur Belohnung gibt es ein Stück Traubenzucker.
Die wöchentlichen Tests wie auch zwei Tests pro Woche für die Mitarbeitenden seien für die Kita noch mindestens bis März genauso kostenlos wie die Bürgertests für alle. Das Land übernehme also die Kosten.
Verweigerung von Tests für Kitaleiterin unverständlich
Das Problem sei aber, dass rund 40 Prozent der Eltern ihre Kinder im Moment nicht testen lassen wollen. Vor allem deshalb wäre die Testpflicht hilfreich, findet Kleinekemper-Rittich.
"Es ist nicht rational zu verstehen, warum die Kinder nicht getestet werden dürfen. Sie bekommen keinen Wirkstoff verabreicht, sie streichen ein Wattestäbchen selbstständig in ihrem Mund ab. Das ist also keine Belastung wie vielleicht für Erwachsene mit einem Abstrich in der Nase.“
Kinder kennen Gefahr durch Corona
Zumal die Kinder sehr gut verstanden hätten, dass Corona gefährlich sei. Ein Kind eines Chirurgen habe allen anderen beigebracht, wie man richtig die Hände wäscht. Einige der Sechsjährigen seien auch schon geimpft. "Impfen tut weh, aber Corona ist schlimmer", sagt ein Mädchen.
Die Mitarbeitenden seien alle geboostert und würden durchgängig Maske tragen. Außerdem seien die 150 Kinder in feste Gruppen aufgeteilt, die sich nicht begegnen. Es gibt eigene Waschräume pro Gruppe und auch der Spielplatz habe eigene Abschnitte für jede Gruppe.

"Wenn ein Kind mit Corona infiziert wäre, dann wäre das ein großes Thema. Kinder kuscheln gerne und fassen alles an." Deshalb wäre es aus Kleinekemper-Rittichs Sicht sinnvoll, zusätzlich zu den bereits bestehenden Maßnahmen eben auch eine Testpflicht einzuführen.
"Für uns wäre es eine große Sicherheit, wenn wir alle Eltern erreichen würden und eine Situation mit hundert Prozent Tests schaffen könnten."