Cowboy auf Pferd Karl May Pluwig (Foto: SWR)

Mehr Männer müssen her

Den Karl-May-Freunden Pluwig gehen die Reiter aus

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AUTOR/IN
Tjada Huchtkötter

Die Festspiele der Karl-May-Freunde Pluwig leben von Männern, die fest im Sattel sitzen und die alten Geschichten Karl Mays aufleben lassen. Doch immer mehr Sättel bleiben leer.

Seit über 20 Jahren werden im alten Steinbruch in Pluwig (Kreis Trier-Saarburg) die Abenteuer des Winnetou und seines Freundes Old Shatterhand aufgeführt. Im Stile des Wilden Westens verkleidet, liefern sich die rund 60 bis 70 Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller wilde Verfolgungsjagden oder spektakuläre Reitmanöver.

Doch bei immer mehr Rollen werde es schwer, sie passend zu besetzen. Der Grund: Es fehlen schlichtweg erwachsene männliche Darsteller, die reiten können.

Die männlichen Reiter werden knapp

Zwar gebe es keinen direkten Mitgliedermangel als solches, wolle man aber den Romanvorlagen Karl Mays treu bleiben, brauche es eben vorrangig Männer, die die Figuren verkörpern und dabei fest im Sattel sitzen können, sagt Winnetou-Darsteller Thomas Müller. "Der Reitsport ist nach wie vor weiblich dominiert und das bedeutet, dass wir hier bei unseren Spielen zu wenig männliche Reiter haben."

Zwar können einige Frauen auch reitende Männerrollen übernehmen, allerdings seien diese dann ohne Sprechtext. Die Frauen werden dann so gut verkleidet, dass man auf den ersten Blick nicht sehe, dass sie keine Cowboys seien. Auch wenn eine Frau noch so gut reiten könne: Wichtige Sprechrollen, wie die des bösen Cowboys Santer, würden, gespielt von einer Frau, dem Roman nicht gerecht.

Cowboy Karl May Pluwig (Foto: SWR)
Ein seltener werdendes Bild: Ein reitender Cowboy-Darsteller der Karl-May-Freunde Pluwig.

Aber nicht nur die männlichen Reiter seien knapp. Auch Personen, die filmreif Kutsche fahren können, fehlen. "Die ganze Bewegung, die hier herrscht, und die engen Manöver, die gefahren werden müssen. Das stellt den Kutscher oder die Kutscherin vor große Herausforderungen. Das ist mit einer 'einfachen' Kutschentour über Land nicht zu vergleichen." Für diese Spielzeit habe der Verein zwar einen Kutscher gefunden, ein oder zwei mehr seien aber jederzeit herzlich willkommen, so Müller.

Thomas Müller ist langjähriges Vereinsmitglied und spielte von Saison zu Saison immer größere Rollen. Er selbst lernte das Reiten extra für diese Auftritte hier. Nicht zuletzt, um sich nun seinen großen Traum zu erfüllen: In diesem Jahr spielt er zum ersten Mal die Hauptrolle des Winnetou.

Thomas Müller als Winnetou  (Foto: SWR)
Für Thomas Müller geht mit der Rolle des Winnetou ein Kindheitstraum in Erfüllung.

Auch die anderen männlichen Rollen zu Pferde konnten für die diesjährige Aufführung des "Winnetou I" gerade noch so besetzt werden. Die Festspiele im alten Steinbruch in Pluwig können also stattfinden. Fürs Erste, denn wie es in zwei Jahren aussehe, wenn die nächsten Festspiele stattfinden sollen, wisse niemand genau. Gelinge es dem Verein nicht, wichtige männliche Sprechrollen zu besetzen, für die der Darsteller auch gut reiten können muss, könne man die Geschichten des Karl May nicht mehr romangetreu nachspielen.

Und ein Aus für die Festspiele sei für die Mitglieder des Vereins tragisch. Denn für viele sei der Verein mehr als nur das Nachspielen der Geschichten rund um Winnetou und seinen Freund Old Shatterhand.

Verein setzt auf starke Gemeinschaft

Das Gemeinschaftsgefühl, der Zusammenhalt und das generationsübergreifende Miteinander: Für Margret Thonet alles Gründe, warum sie schon von Anfang an mit dabei sei. "Die haben mir hier auch über eine private schwere Zeit hinweggeholfen. Man wächst einfach zusammen und es gibt Halt und Freude."

Wir feiern auch manchmal abends hier und dann tanze ich auch schon mal auf dem Tisch wie im Wilden Westen.

Margret Thonet, Maskenbildnerin  (Foto: SWR)
Margret Thonet ist Mitglied der ersten Stunde. Sie ist Maskenbildnerin im Verein und spielt dieses Jahr ihre erste Rolle als Saloon-Chefin.

Gespielt wird dieses Jahr von Mitte Juli bis zum ersten August-Wochenende. Die Vorstellungen finden dann jeweils an den Wochenenden statt. Die Karl-May-Freunde Pluwig werden im Rahmen der Corona-Regelungen rund 1.150 Gäste pro Vorstellung auf ihrer Freilichtbühne begrüßen können.

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Tjada Huchtkötter