Wo jetzt noch gehämmert und gefräst wird und der Wind durch die acht Stockwerke auf der Baustelle in Daun pfeift, sollen in einem Jahr Kinder und Jugendliche freiwillig außerhalb der Schule lernen können.
Tyrone Winbush, stellvertretender Vorsitzender der Lepper Stiftung, die die Junior Uni in Daun baut, ist zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten wird und die Uni im Herbst 2023 öffnen kann.
Das Vorbild für das neue Angebot in der Eifel ist die Junior Uni in Wuppertal, sagt Winbush: "Da haben wir gesehen, wie gut junge Menschen auch außerschulisch lernen können. Das bedeutet, dass sie ohne Notendruck, ohne Aufnahmeprüfung und mit viel Spaß ergründen können, wo ihre Talente und späteren beruflichen Wege liegen."
Zusatzangebot in der Freizeit der Schüler
Das Konzept sieht vor, dass Kinder und Jugendliche sich für verschiedene Kurse einschreiben können. Der Fokus soll hier anfangs auf den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik liegen.
Aber wie lässt sich dieses Zusatzangebot in den ohnehin schon immer stressiger werdenden Schulalltag mit Ganztagsschule, AGs und Vereinsmitgliedschaften integrieren?

Tyrone Winbush sagt, die jungen Leute könnten die Uni freiwillig nachmittags, an den Wochenenden, in den Ferien oder gleich mit der ganzen Schulklasse besuchen: "Wir sprechen mit den einzelnen Vereinen, mit Schulen und der Schulaufsichtsbehörde darüber, wie man das miteinander vereinbaren kann."
"Es kommt letztendlich auf die Lust der Kinder an. Wer Lust an Physik oder Informatik hat, der kommt nach der Schule hierher und kann seinen Projekten nachgehen."
Was noch fertig werden muss
Zum Richtfest am Freitag stehen schon alle Stockwerke des Gebäudes - sieben mit Seminarräumen und einem Hörsaal, im achten Stock ist die Technik untergebracht. Das Dach ist auch schon fertig und wird noch mit Sonnenkollektoren versehen.
Innerhalb eines Jahres sollen noch eine bunte Fassade mit großen Fenstern und die Einrichtung der Räume fertig werden. Eigentlich sollte die Uni schon in diesem Herbst fertig sein, nun dauert es ein Jahr länger.

Die Kosten für Bau und Unterhalt trägt die Dauner Lepper Stiftung komplett. Ursprünglich war von Baukosten zwischen sechs und sieben Millionen Euro die Rede. Beim Spatenstich im Juli 2021 wurde das schon auf zehn bis zwölf Millionen erhöht.
Wie viel der Bau letztlich kosten wird, kann Winbush nicht sagen: "Es ist viel Geld. Die Baukosten explodieren momentan. Das hat uns aber nicht davon abgehalten, das Projekt bis zum Ende bringen zu wollen."
Lehrende werden von der Stiftung ausgewählt
Die Kurse sind für die Schülerinnen und Schüler kostenlos, da die Lepper Stiftung diese zahlt. Und auch, wer an der Uni lehren darf, wird ausschließlich von der Lepper Stiftung ausgewählt. Die späteren Honorardozenten müssten ein Auswahlverfahren durchlaufen.
Ein Gremium wähle dann aus, sagt Winbush: "Ob es von der Thematik her passt und ob wir der Person zutrauen, das Thema so rüberzubringen, dass die jungen Menschen bei uns mit Spaß lernen können. Das ist uns das Wichtigste."
So gab es beispielsweise in diesem Jahr schon Sommerkurse in anderen Räumen in Zusammenarbeit mit der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel.
"Wer Interesse und Lust hat, einen Kurs an der Junior Uni zu halten, der kann das auch tun – vorausgesetzt, wir sind von der Qualität des Inhalts überzeugt und der- oder diejenige brennt für das, was er oder sie anbieten möchte."
Aufsichtsbehörde begrüßt Projekt
Als privates Projekt fällt die Junior Uni nicht unter die Aufsicht der für Schulen zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Die hat somit nach eigener Aussage auch keinen Einfluss auf die Auswahl der Lehrenden und Themen.
Die ADD sieht darin kein Problem, im Gegenteil: Man begrüße die Initiative und könne sich vorstellen, Kooperationen mit den Schulen in der Umgebung zu unterstützen, sagte ein Sprecher dem SWR. Wie das konkret ausgestaltet wird, werde die Zukunft zeigen.
Zukunftspläne für die Junior Uni
Tyrone Winbush geht davon aus, dass das neue Gebäude auch für ganz Daun ein Mehrwert ist: „Die Junior Uni ist ein Blickfang. Wenn ich mir vorstelle, was vorher hier stand: eine Brotfabrik. Da ist natürlich ein buntes, hohes Gebäude auch für die Anwohner schöner anzusehen."

Es solle einen Park geben, der von allen in Daun besucht werden kann. Und die Planungen gehen noch vor der Eröffnung der Junior Uni schon weiter: Im Gebäude seien auch zwei Etagen für duale Studiengänge vorgesehen. Dazu befinde man sich im Moment in Gesprächen mit möglichen Kooperationspartnern.