Jugend-Engagement-Preis

Bitburger Schüler verschenken Wärme

Stand

Die Schüler der Theobald-Simon-Schule gewinnen den Jugend-Engagement-Preis. Sie verschenken Freude und engagieren sich fürs gemeinsame Erinnern.

Es ist längst nicht mehr selbstverständlich, Verantwortung in einem Verein zu übernehmen oder sich für andere Menschen zu engagieren. An der Theobald-Simon-Schule (TSS) in Bitburg gehört Ehrenamt genauso zum Berufs-Schulalltag wie Betriebswirtschaftslehre oder Englisch.

Die Schülerinnen und Schüler der Theobald-Simon-Schule in Bitburg.   (Foto: SWR)
Die Schülerinnen und Schüler der Theobald-Simon-Schule gewinnen den Jugend-Engagement-Preis "Sich einmischen - was bewegen" für ihre ehrenamtlichen Projekte.

Für wen oder was die Schülerinnen und Schüler sich im Rahmen des Wahlfachs "Ehrenamt zum Anpacken" einsetzen, das ist ihnen selbst überlassen. Von der Idee über die Planung und die anschließende Durchführung - ihre ehrenamtlichen Projekte entwickeln sie selbst. Für ihre Ideen werden sie belohnt: Am 10. März bekommen die Bitburger den Jugend-Engagement-Preis "Sich einmischen - was bewegen" des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.

Wärme ist besser als Schokolade

"Wir haben uns einfach die aktuelle Situation in Deutschland angeschaut, die Energiekrise, die Inflation und uns gefragt, wie wir mit leichten Mitteln helfen können", erzählt Zoey Adams, Schülerin an der TSS, darüber, wie sie zu ihrer Projektidee kamen. "Es gibt, so viele Menschen, die ihre Heizkosten nicht zahlen konnten. Die müssen sich doch irgendwie anders warmhalten."

Und dabei wollen Adams und ihre Mitschülerinnen Janina Pauls, Penelope Mourad und Janine Bauler helfen. Die Idee: kleine Care Pakete mit dicken Wollsocken, Tee und einem Mutmachspruch für die Seele. Denn Wärme, finden sie, ist besser als Schokolade.

Die erste Socke ist fast fertig

Mit dem Preisgeld des Jugend-Engagement-Wettbewerbs wollen die vier Schülerinnen den Tee und die Wolle kaufen. Ein Teil der Wolle könnte auch aus Spenden kommen. Deswegen stehen sie bereits in Kontakt mit Handarbeitsgeschäften. Ihr Wunsch: "Wir hoffen, dass wir dort Körbe aufstellen können, um Wolle zu sammeln, die Kunden bereit sind zu spenden." Janine Bauler hat sogar schon selbst mit dem Stricken angefangen. Die erste Socke ist so gut wie fertig.

Ein Tag voller Freude

Beim Projekt von Jennifer Hoppstetter, Stella Endris und Evelin Salfeld geht es um einen Tag voll Freude für alle, unabhängig von Beeinträchtigungen. Hoppstetter ist selbst Mutter einer geistig, wie körperlich beeinträchtigten Tochter. Sie weiß, welche Barrieren im Alltag auf sie und ihr Kind warten. Oft auch an Orten, die normalerweise für Spiel, Spaß und Freude stehen.

"Das geht schon damit los, dass die Wickeltische nicht für das Gewicht von Kindern älter als zwei Jahre ausgelegt sind", berichtet Hoppstetter. "Darum haben wir uns relativ schnell überlegt, es soll ein Fest, ein Tag voller Freude, für behinderte, chronisch kranke und gesunde Kinder sein." Inklusiv soll es sein, denn jedes Kind mit Erkrankungen habe unterschiedliche Bedürfnisse. "Darauf wollen wir eingehen", so Hoppstetter.

Erster Aktionstag: Waffeln gemeinsam backen

Einen ersten inklusiven Aktionstag haben Hoppstetter und ihre Mitstreiterinnen bereits auf die Beine gestellt. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der benachbarten Förderschule Sankt Martin haben sie Waffeln gebacken und verkauft.

Als Nächstes steht ein Besuch eines Trierer Indoor-Freizeitparks auf dem Plan. Dabei soll das Preisgeld helfen, denn es gibt einiges zu beachten. "Allein schon die Fragen zum Versicherungsschutz", merkt Jennifer Hoppstetter an. Welche Kinder dorthin mitfahren können, das wird gemeinsam mit dem Behindertenbeauftragten des Landkreis Bitburg-Prüm entschieden.

"Weißt du noch?" - Gemeinsam Erinnern und Zuhören

Das dritte Projekt der Schülerinnen und Schüler der Theobald-Simon-Schule läuft unter dem Titel "Weißt du noch?" und soll vor allem auf die Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenheimen zugeschnitten werden. Mit alten und neuen Fotografien von Orten aus Bitburg und der Umgebung wollen die Schüler Erinnerungen wecken.

"Wir stehen bereits in Kontakt mit einem Fotografen, der noch ganz viele alte Fotos hier aus der Region hat", erklärt Miguel Lopes Machadu. Er und seine Mitschülerin Lucy Zeimentz hoffen, mit ihrer Aktion besonders Seniorinnen und Senioren ohne Angehörige, die in der Nähe wohnen, ein Stück Einsamkeit nehmen zu können. "Wir wollen ihre Geschichten hören und vielleicht lernen wir auch noch etwas daraus, zum Beispiel, dass das Leben früher auch manchmal einfacher war", meint Lopes Machadu.

Die Bilder, die sie vom Bitburger Fotografen bekommen, wollen sie nachstellen, um zu zeigen, wie sich der Ort über die Jahre verändert hat. Aus den neuen und alten Aufnahmen basteln sie ein Fotoalbum, so der Plan. Mit diesem wollen sie dann die Seniorinnen und Senioren in den Pflegeheimen besuchen.

Kleine Projekte mit großer Wirkung

Ganz ohne Unterstützung geht es dann aber auch nicht: Anja Bilstein ist Lehrerin an der Berufsbildenden Schule und betreut das Wahlfach "Ehrenamt zum Anpacken", in dem die Projekte der Schülerinnen und Schüler entstanden sind. Ihr ist es wichtig, dass diese merken, dass sie schon mit kleinen und einfachen Aktionen sehr viel erreichen und Freude verbreiten können.

"Wir sind dann erfolgreich, wenn unsere Projekte ein Stück Wirklichkeit verändern", meint Bilstein. "Die Schüler sollen Ehrenamt hier erleben als etwas, bei dem man eine Idee hat, wie man ein Stück Welt verändert. Das soll nichts Großes sein, sondern etwas, dass sie selbstwirksam umsetzen können."

"Wir sind dann erfolgreich, wenn unsere Projekte ein Stück Wirklichkeit verändern."

Die Rückmeldungen von ihren Schülern motivieren Bilstein zum Weitermachen. Und ihre Schüler? Die finden nur warme Worte für ihre Lehrerin. "Sie ist eine unglaublich engagierte Frau und sagt oft Sachen, die wir mit in unseren Alltag nehmen können", meint etwa Jennifer Hoppstetter. Umso mehr freuen sich alle über die Auszeichnung mit dem Jugend-Engagement-Preis, weil es auch eine Auszeichnung für die Arbeit ihrer Lehrerin ist.

Trier

Energiepreise und Inflation Konzepte und viele Ideen: Wie ein Trierer Sportverein die Krise meistert

Der FSV Trier-Tarforst muss rund 35.000 Euro mehr für Strom und Gas ausgeben. Ohne Unterstützung wäre das für den Verein kaum zu schaffen. Und die Herausforderungen bleiben.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Charkiw

Fahrt an die Kriegsfront Trierer Helfer wagen sich an ukrainisch-russische Grenze

Vergangene Woche sind Matthäus Wanzek und seine Begleiter in der Ukraine angekommen. Sie versorgen Menschen in den zerstörten Kriegsgebieten um Charkiw mit Lebensmitteln.

Stand
AUTOR/IN
SWR