Adrian Stürmer aus Speicher ist fasziniert von Militärflugzeugen. Seit Jahren fotografiert er sie rund um den US-Flugplatz Spangdahlem.  (Foto: SWR)

Militärische Übungen rund um Spangdahlem

Krieg in der Ukraine lockt Flugzeugfans in die Eifel

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AUTOR/IN
Christian Altmayer

Wegen des Kriegs in der Ukraine starten vom US-Flugplatz Spangdahlem derzeit viele Jets. Während sich Anwohner am Fluglärm stören, zieht es Flugzeugfans erst recht in die Eifel.

Wenn Adrian Stürmer das Kreischen eines amerikanischen Jets hört, zückt er sofort die Kamera. Denn dann zählt jede Sekunde. Durch den Sucher blickt der 20-Jährige vorbei am Zaun des US-Flugplatzes Spangdahlem, hinauf in den blauen Eifel-Himmel.

Minuten vergehen. Keine Maschine in Sicht. Dann endlich rauscht der Düsenjäger über die Bäume. Er fliegt so nah über den Kopf des Fotografen, dass die Ohren schmerzen, die Baumkronen zittern. Und so schnell, dass das Flugzeug im nächsten Moment schon wieder weg ist.

Fotograf ist mit amerikanischer Luftwaffe aufgewachsen

Doch dieser Moment hat gereicht für ein Foto. Denn Stürmer hat Erfahrung, mit der Kamera und mit den Jets. Fast jede Woche ist er rund um die US-Air-Base Spangdahlem unterwegs und schießt Fotos, auch für renommierte Flugzeugmagazine.

Die Jets zu beobachten und aufzunehmen, ist für den Studenten aber mehr als nur ein Nebenjob, sagt er. Es ist Hobby und Leidenschaft. Auch, weil er in Speicher, keine fünf Minuten vom Flugplatz entfernt, mit den Amerikanern und deren Luftwaffe aufgewachsen ist.

"Die Jets faszinieren mich schon seit ich ein Kind bin. Da sind schon auch Gefühle dabei."

Faszination für Geschwindigkeit und Lautstärke

Die Lautstärke und die Geschwindigkeit der Kampfmaschinen faszinieren den 20-Jährigen. Doch das ist es nicht allein: "Zivilflugzeuge interessieren mich gar nicht. Die sind zum Reisen da, aber mehr auch nicht. Bei den militärischen – da steckt natürlich eine Mission dahinter, da steckt mehr Power dahinter. Und das nimmt einen irgendwie mit.“

Und nicht nur Stürmer nimmt diese "Power" mit. "Früher war ich hier oft alleine auf dem Feld", sagt der Fotograf. Doch gerade in diesen Tagen wimmelt es in der Eifel von Flugzeugfans. Sie kommen aus ganz Deutschland, den Niederlanden, aus Frankreich und Belgien und bringen oft Autoladungen voller Fotoequipment mit.

Mehr Flugbetrieb wegen Krieg in der Ukraine

Denn derzeit ist am Eifel-Himmel einiges los. Seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine starten und landen auf dem Militärstützpunkt Spangdahlem deutlich mehr Flieger. Und sie fliegen auch Einsätze an der NATO-Ostflanke. Das bestätigt ein Sprecher des Luftfahrtamtes der Bundeswehr auf Anfrage des SWR.

Zudem sind Modelle in der Luft, die in der Eifel zuvor nur selten zu sichten waren. Neben der in Spangdahlem stationierten F-16-Staffel, die kürzlich aus Rumänien zurückkam, sind auch F-35-Maschinen und sogenannte Growler unterwegs.

Stundenlange Anreise für das perfekte Foto

Um diese normalerweise im US-Bundesstaat Washington stationierten Spezialflugzeuge zu fotografieren, sind auch zwei Niederländer angereist. Dreieinhalb Stunden haben sie auf sich genommen, um einen Blick auf die Growler zu werfen: "Und wir hatten Glück. Wir haben tolle Aufnahmen machen können."

Für die beiden ist es ein Kurztrip. Um interessante Flugzeuge zu sehen, sind sie auch schon mal bis nach Japan geflogen, erzählen sie: "Wir reisen um die ganze Welt für unser Hobby."

Stürmer kennt die besten Plätze für Fotos

Bis nach Asien ist Adrian Stürmer seiner Flugzeugleidenschaft noch nicht gefolgt. Dafür kennt er den Flugbetrieb rund um Spangdahlem so gut wie kaum ein zweiter.

Er weiß, wo die besten Orte zum Beobachten der Maschinen sind. Manchmal steht er - wie an diesem Tag - direkt am Zaun des Militärstützpunkts, oft aber auch am Waldrand nahe dem Dorf Binsfeld oder auf einer Anhöhe über dem Flugplatz.

Fluglärm hat sich verschlimmert

Weil er in Speicher wohnt, bekommt Stürmer allerdings auch einiges vom Fluglärm mit, wie er sagt: "Das spielt natürlich eine Rolle. Der Fluglärm existiert, keine Frage. Aber die Amerikaner sind da schon auch im Dialog mit den Bürgern und hören die Sorgen."

Und so könne er zwar verstehen, dass der Krach manche Anwohner störe: "Es ist aber natürlich irgendwo immer noch Militär. Und ganz wird man Fluglärm nie vermeiden können."

Jets starten jetzt auch nachts und morgens

Doch derzeit starten nicht nur mehr Jets in Spangdahlem. Sie fliegen teils auch früh morgens und nachts, was sonst verboten war. Und so bringen sie auch den ein oder anderen Eifeler um den Schlaf.

Der Grund ist: Das Verteidigungsministerium hat für die alliierten Streitkräfte die flugbetrieblichen Genehmigungen erweitert. Dies diene der Einsatzfähigkeit und somit der Landesverteidigung, heißt es beim Luftfahrtamt der Bundeswehr.

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Air Force hat Verlegung von Truppen geübt

Die Pressestelle der US-Luftwaffe in Europa teilt mit: "Spangdahlem sei besser als jeder andere europäische Flugplatz der Air Force als Drehkreuz geeignet. Und gut auf die Verlegung von Truppen vorbereitet."

Tatsächlich wurden solche Szenarien in den vergangenen Jahren immer wieder in der Eifel eingeübt. Binnen Stunden wurden Flugzeugstaffeln und Personal von Spangdahlem oder nach Spangdahlem verlegt. Das hat sich nun offenbar ausgezahlt.

Übungen und Einsätze gehen wohl noch weiter

Wie lange die Übungen und Einsätze über der Region Trier weitergehen, kann derzeit niemand seriös beantworten. Denn das hängt von der Lage in der Ukraine ab.

Solange die Trainings und die Flüge an die Ostflanke andauern, werden auch die Flugzeugfans weiter nach Spangdahlem kommen. Bis Adrian Stürmer irgendwann vielleicht wieder alleine mit seiner Kamera am Zaun der Base steht.

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