Der Luftfahrtjournalist Volker K. Thomalla (Foto: SWR, privat)

Nach dem Verkauf des Hunsrück-Flughafens

"Hahn-Käufer muss bereit sein, zu investieren"

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Was muss der neue Besitzer des Flughafens Hahn besser machen als seine Vorgänger, um Erfolg zu haben? Fragen an den Luftfahrtjournalisten Volker K. Thomalla (Unkel).

SWR Aktuell: Herr Thomalla, das Land Rheinland-Pfalz und die chinesische HNA Group sind am Hahn gescheitert. Was muss der neue Besitzer des Flughafens besser machen als seine Vorgänger, um Erfolg zu haben?

Volker K. Thomalla: Der neue Käufer kann nur Erfolg haben, wenn er auch bereit ist zu investieren. Die Investitionsbereitschaft der HNA Group war ja zuletzt sehr begrenzt - um es vorsichtig auszudrücken. Ein neuer Betreiber kann Erfolg haben, aber dann muss er auch stark in die Akquise gehen, damit besonders im Passagierverkehr entsprechende Zahlen vorliegen und dann Airlines akquiriert werden, die ihre Dienste vom Hahn anbieten."

SWR Aktuell: Sehen Sie denn in der aktuellen Situation realistische Chancen, dass man in so einem großen Umfang Akquise betreiben kann?

Thomalla: Ja, auf jeden Fall. Es gibt Beispiele wie den Flughafen Memmingen, der über zwei Millionen Passagiere hat, auch in Corona-Zeiten. Er hat sich auf Nischenmärkte spezialisiert. Es gibt keinen Flughafen in Deutschland, von dem mehr Verbindungen nach Osteuropa aus angeboten werden als in Memmingen. Und da gibt es durchaus auch Bedarf. Und da hat auch der Flughafen Hahn seine Chancen. Außerdem hat der Flughafen Hahn einen 24-Stunden-Flugbetrieb und ist ein wichtiges Drehkreuz für Fracht und kann sich auch in dem Punkt sicher noch deutlich besser positionieren. Allerdings muss da die Investitionsbereitschaft vom Investor da sein.

SWR Aktuell: Sie haben es eben schon gesagt: Es gab eine mangelnde Investitionsbereitschaft der HNA. Ist es am Ende vielleicht sogar ein Glücksfall für den Hahn, dass er in Insolvenz ging?

Na ja, eine Insolvenz ist nie ein Glücksfall. Aber der Insolvenzverwalter hat, glaube ich, aus der schlechten Situation das Beste gemacht. Und die Tatsache, dass das Verfahren so schnell abgeschlossen werden konnte, zeigt auch, dass eben ein großes Interesse von verschiedenen Investoren an diesem Standort da gewesen ist. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist auch das Gelände mit verkauft worden. Und das Gelände allein ist ein richtig großes Gelände, also ein Wert an sich, sodass man selbst wenn das mit dem Flughafen nicht funktionieren könnte, man dort andere Sachen machen könnte. Ein Logistikzentrum oder so was. Also der Standort Hahn ist kein schlechter.

Denn der Hahn hat ja durch die Anbindung über die Bundesstraße 50 und die neu gebaute Hochmoselbrücke eine wirklich gute Anbindung, jetzt auch in Richtung Benelux. Dadurch sind die Fahrtzeiten, die Logistik-Zeiten, deutlich verkürzt worden. Das sind Vorteile, die der Hahn hat.

SWR Aktuell: Können Sie den neuen Käufer Swift Conjoy einschätzen? Oder seine Partner, die ja angeblich schon bereits im Bereich Luftfahrt aktiv waren?

Thomalla: Das Unternehmen ist mir überhaupt nicht bekannt. Es ist ja auch erst im letzten Jahr gegründet worden. Aber ich hoffe, dass die Ankündigung, dass es sich um erfahrene Manager aus dem Bereich der Luftfahrt handelt, stimmt. Denn man braucht große Erfahrung, um den Hahn in die Profitabilität zu bringen.

Ryanair-Flugzeug steht vor Passagierterminal am Flughafen Hahn (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Thomas Frey)
Der Flugbetrieb am Hahn geht auch im Juli weiter.

SWR Aktuell: Kein einziger Regionalflughafen in Deutschland ist wirklich genuin erfolgreich. Kann der Airport Hahn vielleicht sogar eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn jetzt alle Weichen richtig gestellt werden?

Thomalla: Also Regionalflughäfen werden, glaube ich, nie profitabel sein. Wie andere Wirtschaftsunternehmen sind auch sie ein Teil der Daseinsvorsorge, und man hat es beim Hahn jetzt zum Beispiel auch gerade während der Pandemie gesehen. Die kleinen Airports waren wichtig, um zum Beispiel Transporte von Masken, von medizinischer Schutzausrüstung oder von Covid-Patienten abzuwickeln. Und wir haben einen Wandel im Luftverkehr. Insgesamt wird in Zukunft deutlich mehr elektrisch geflogen. Und es wird auch Regionalflugzeuge geben, die diese Regionen anbinden können. Das wird in einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren sein. Und deswegen glaube ich auch, dass der Hahn wie andere Regionalflughäfen auch, sicher nie die Profitabilität von einem großen Flughafen erreichen wird. Aber dass sie durchaus mit einem vernünftigen wirtschaftlichen Ergebnis arbeiten können, sodass sie nicht nur Geld kosten, sondern dass sie tatsächlich auch vielleicht mal Geld machen.

Die Fragen stellten Christoph Mautes und Martin Heuser

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