Schriftzug "Interview" auf der grafischen Darstellung eines Schlaganfalls (Foto: SWR)

Welt-Schlaganfalltag am 29. Oktober

Schlaganfall – hier gibt’s Hilfe in Rheinland-Pfalz

Stand
INTERVIEW
Sibille Lozano

Etwa 15.000 Menschen in Rheinland-Pfalz erleiden jedes Jahr einen Schlaganfall. Er ist deutschlandweit die dritthäufigste Todesursache. Ein Neurologe gibt Antworten auf die drängendsten Fragen.

Ein Schlag, und es ist alles anders: Bei einem Schlaganfall wird das Gehirn nicht mehr richtig durchblutet; meist, weil ein Blutgerinnsel ein Gefäß verstopft oder weil es zu einer Hirnblutung kommt. Das Leben der Betroffenen kann sich von einem auf den anderen Tag verändern. Und dann? Fragen an Professor Matthias Maschke, Chefarzt der Neurologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier.

SWR Aktuell: Herr Professor Maschke, wie gut ist Rheinland-Pfalz bei der Versorgung von Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten aufgestellt?

Matthias Maschke: Bei einem Schlaganfall sind wir in der Akutversorgung über die überregionalen Stroke Units, die es an sechs Standorten im Land gibt, sehr gut aufgestellt. Das sind spezielle Schlaganfall-Stationen in Krankenhäusern.

Dann gibt es noch 23 regionale Stroke Units und seit ein paar Jahren das Telestroke-Netzwerk. Mit dieser Video-Beratung unterstützen Schlaganfall-Experten beispielsweise Krankenhäuser, die einen Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall haben, selbst aber über keine eigene Stroke Unit verfügen.

SWR Aktuell: Und wie sieht es in Rheinland-Pfalz mit Reha-Möglichkeiten aus?

Maschke: Die Rehabilitationskliniken sind flächendeckend da, wir haben in jeder Region in Rheinland-Pfalz wohnortnah Rehabilitationsklinken, die verschiedene Therapien anbieten; zum größten Teil stationär, in größeren Städten auch teilstationär. Insofern sind wir da auch gut aufgestellt.

grafische Darstellung FAST-Test zum Erkennen von Schlaganfällen (Foto: SWR)
Mit dem sogenannten FAST-Test können auch Laien erkennen, ob Verdacht auf Schlaganfall besteht.

SWR Aktuell: Nach einem Schlaganfall ändert sich für viele das Leben von einem auf den anderen Tag – wo bekommen Betroffene Hilfe, um den Alltag zu bewältigen?

Maschke: Es gibt in den Kliniken den Sozialdienst, der direkt Hilfestellung gibt. Auch in den Rehabilitationskliniken gibt es einen Sozialdienst, da ist dann schon ein bisschen klarer, wie stark die Behinderung der Betroffenen ist. Dann wird auch klar, wie die Zeit nach der Klinik gestaltet werden soll.

Das hängt natürlich stark davon ab, ob der oder die Betroffene berufstätig ist oder schon im Rentenalter. Je nachdem braucht man unterschiedliche Hilfestellung, die man teilweise über die Pflegestützpunkte in Rheinland-Pfalz sehr gut bekommen kann. Aber teilweise auch über Beratungen von den Pflegekassen - inwiefern zum Beispiel ein Pflegegrad notwendig ist und Versorgung zu Hause mit Hilfe von Pflegekräften. Oder ob unter Umständen stationäre Pflegeeinrichtungen notwendig sind.

Porträtfoto des Neurologen Matthias Maschke (Foto: Brüderkrankenhaus Trier)
Der Neurologe Matthias Maschke ist einer von sechs Regionalbeauftragten in Rheinland-Pfalz für die Stiftung "Deutsche Schlaganfall-Hilfe".

SWR Aktuell: Wie wichtig ist der Austausch in Selbsthilfegruppen nach einem Schlaganfall?

Maschke: Grundsätzlich ist der Austausch bei chronischen Erkrankungen extrem wichtig! Die Selbsthilfegruppen haben häufig sehr wertvolle Informationen: Wo bekomme ich Hilfestellung? Wo gibt es Therapeuten, die sich auf die Behandlung von Menschen mit Schlaganfall-Folgen spezialisiert haben? Und sich untereinander bestärken und wieder Kraft geben, dass man nicht allein ist mit einer solchen Erkrankung, das ist extrem wichtig. Die Selbsthilfegruppen sind im Rahmen von Corona allerdings weggefallen, die gibt's nur noch sehr spärlich.

"Sich untereinander bestärken und wieder Kraft geben, dass man mit dem Schlaganfall nicht allein ist, das ist extrem wichtig."

SWR Aktuell: Welche Tipps haben Sie für Angehörige von Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben?

Maschke: Das ist eine gute Frage! Die Beratung beginnt eigentlich schon in den Rehabilitionskliniken, da nimmt man die Angehörigen möglichst dazu, um über die Folgen für den Betroffenen und die Familie zu sprechen.

Es gibt auch Beratungsmöglichkeiten über die Deutsche Schlaganfall-Hilfe, die eine Telefon-Hotline hat. Ansonsten wäre natürlich der Austausch untereinander sehr günstig, beispielsweise in Selbsthilfegruppen. Es wäre wünschenswert, dass sie mit abflachender Corona-Pandemie wieder mehr werden.

SWR Aktuell: Danke für das Interview!

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