Frank Falkner steht am Schwimmer-Becker des Saarburger Freibades und hält ein Thermometer ins Wasser. Es ist noch früh, nur ein paar Schwimmer nutzen den sonnigen Morgen, um in dem 23 Grad warmen Becken ihre Runden zu drehen. Doch jetzt in den Sommermonaten dürfte es nicht lange dauern, bis alle Liegewiesen besetzt und die insgesamt drei Becken gut gefüllt sind.
Für Frank Falkner und sein Team bedeutet das: Arbeit im Akkord. Er selbst habe die vergangenen drei Wochenenden durchgearbeitet, in zwei Wochen gab es für ihn nur einen freien Tag, erzählt er. Ein Arbeitspensum, bei dem man seinen Job wirklich lieben muss.

Ein Job, der immer schwieriger wird
Als Badleiter der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell ist er für zwei Freibäder, ein Hallenbad und einen Campingplatz zuständig. Der gelernte Schwimmmeister macht alles, von der Organisation bis hin zum Beckendienst. Das Ganze immer mit dem Ziel, dass der "Laden" läuft.
Doch den "Laden" am Laufen zu halten, sei mit der Zeit immer schwieriger geworden, schildert Falkner. Denn den Schwimmbädern fehle es an Personal. Das macht sich im Freibad Saarburg unter anderem beim Kiosk bemerkbar. Die beliebten Schwimmbad-Pommes können derzeit nicht angeboten werden. Denn es ist schlichtweg keiner da, der den Kiosk betreiben will. Den Badebetrieb stemmten derzeit 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie ermöglichen es, dass das Schwimmbad sieben Tage die Woche von acht bis 20 Uhr geöffnet werden könne. Das Problem dabei: Sollte Personal ausfallen, werde es eng.
Öffnungszeiten in Kell am See reduziert
Noch schwieriger ist die Situation im Freibad Kell am See, sagt Frank Falkner. Dort arbeite er derzeit mit der Mindestbesetzung an Leuten. Um überhaupt öffnen zu können, würden Kollegen aus dem derzeit noch geschlossenen Trierer Nordbad aushelfen. Die Folge des Personalmangels: Kürzere Öffnungszeiten. Das Schwimmbad in Kell am See werde nur noch von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Wenn dort jemand ausfalle, wird Badleiter Falkner selbst zum Springer, um die Kolleginnen und Kollegen im rund 30 Kilometer entfernten Schwimmbad zu unterstützen.
Personalmangel: Ein Problem in vielen Freibädern
Probleme, die einer SWR-Umfrage zufolge auch andere Schwimmbäder in der Region Trier kennen. So musste das Kylltalbad in Kordel nach Angaben einer Sprecherin wegen des Personalmangels seine Öffnungszeiten dieses Jahr reduzieren. Es bleibe Montags geschlossen. Das Freibad in Gerolstein kann nach eigenen Angaben eine offene Stelle für einen Bademeister nicht besetzen. Die Lücke, die dadurch entstünde, könne nur durch Überstunden anderer Mitarbeiter gefüllt werden.
In Idar-Oberstein ist laut Stadtverwaltung ein Parallelbetrieb von Hallen- und Naturbad wegen fehlender Mitarbeiter nicht mehr möglich. Sobald das Naturbad öffnet, müsse dort das Hallenbad für den öffentlichen Badebetrieb geschlossen werden. Auch die Trierer Stadtwerke teilten mit, dass sie derzeit einen Mangel an qualifizierten Fachkräften für die Bäder verzeichnen. Dort seien derzeit bis zu drei Stellen offen. Der Badebetrieb könne zwar weitgehend normal ablaufen. Sobald aber auch das Nordbad geöffnet werde, seien zusätzliche Aushilfen nötig.
Fehlende Rettungsschwimmer und zu wenig Trainingszeiten Schwimmbädern in RLP droht der Personal-Kollaps
Trotz sommerlicher Temperaturen ist das Schwimmbad geschlossen? Das könnte in Rheinland-Pfalz nun öfter vorkommen. Der Grund: Zu wenig Personal.
Fachkräfte sind schwer zu finden
Doch Fachleute zu finden und auch zu behalten ist unter anderem wegen der hohen Dichte an Schwimmbädern in der Region Trier nicht leicht, sagt Frank Falkner. Jedes Jahr aufs Neue drehe sich das Personalkarussell. Entweder weil Kolleginnen und Kollegen aus Altersgründen ausscheiden, wegziehen oder eben sich beruflich neu orientieren. Denn gerade für junge Leute sei der Dauereinsatz in den Sommermonaten oft keine längerfristige Option.
"Wir arbeiten zur besten Zeit des Jahres. Wo andere Urlaub machen, stehen wir dann am Beckenrand, und wir dürfen uns dann die Freizeit zurückholen, wenn das Wetter schlecht ist."
Verdienst könnte mehr sein
Auch die Bezahlung könne für viele ein Hindernis sein. Laut Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes liegt das Einstiegsgehalt für die sogenannten Fachangestellten für Bäderbetriebe nach der Berufsausbildung etwa zwischen 2.500 und 3.000 Euro. Damit könne man auskommen, sagt Frank Falkner. Für die Verantwortung, die man am Beckenrand trage, sei es aber dennoch nicht genug, schließlich sei man als Bademeister für Leib und Leben zuständig.
Mehr Geld als Lockmittel
Einige Kommunen versuchten bereits mit besseren Tarifen die Fachkräfte zu locken. Nachbarbäder, die das nicht können, schauen dann sprichwörtlich in die Röhre und müssen zusehen, wie die wenigen Fachleute an ihnen vorbeiziehen, denn die könnten sich mittlerweile aussuchen, wo sie arbeiten. Für Frank Falkner ist klar: Mit einer besseren Bezahlung werde der Beruf im Schwimmbad auch für junge Leute wieder interessanter. Denn der Job an sich sei sehr vielseitig.
"Kein Tag ist wie der andere. Wir sind Entertainer, Schwimmlehrer, Ersthelfer, Seelsorger und Techniker. Man hat sicherlich Routinen wie in jedem Beruf aber so viel Abwechslung findet man nirgends."
Zufriedene Gäste sind das A und O
Das schönste für den 53-Jährigen ist jedoch die Arbeit mit dem Gast. Wenn die Badegäste Spaß haben und zufrieden sind, freut sich auch der Badleiter. Auch wenn die Kundschaft im Lauf der Jahre nicht einfacher geworden ist. So habe es schon Fälle gegeben, wo Besucher sich beschwerten, weil sie im Wasser nass gespritzt werden oder sie nicht allein auf der Bahn schwimmen dürften. Über solch divenhaftes Verhalten kann Frank Falkner nur den Kopf schütteln.
"Manche Gäste sind sehr fordernd. Einige glauben, dass sie für ihr Eintrittsgeld das Personal gepachtet haben."
Gute Fitness erforderlich
Zum Glück seien das aber Ausnahmen. Gerade die Stammgäste seien dankbar und wüssten zu schätzen, welche Arbeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten. Und das ist auch der Grund, warum Frank Falkner seinen Job auch nach mehr als 30 Jahren noch gerne macht. Dass er allerdings bis zur Rente zwischen seinen zwei Freibädern hin und her pendelt, um am Beckenrand zu stehen, glaubt er nicht. Das Fachpersonal müsse alle zwei Jahre die sogenannte "Rettungsfähigkeit" nachweisen. Dann wird geprüft, ob man noch fit genug ist, um Leute aus dem Wasser zu retten. Ist das nicht mehr gegeben, muss ein neuer Rettungsschwimmer oder Schwimmmeister her.
Aber so weit denkt der 53-Jährige jetzt noch nicht. Er hofft nun Leute zu finden, die den Job genauso gerne machen wie er, damit auch zukünftig viele Einheimische und Touristen den Aufenthalt in den Freibädern in Saarburg und Kell am See genießen können.