Eine verlassene Werkstatt in Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld) mit Bohrmaschinen, Fräsern und Werkbänken, die mit staubigen Werkzeugkoffern zugestellt sind. Fünf Mechaniker haben hier spezielle Werkzeuge hergestellt, mit denen Metalle bearbeitet werden. Martin Monz war fast zwei Jahre der Chef und musste sein Unternehmen zum April insolvent melden.

"Ich hatte viele schlaflose Nächte. Emotional war das eine Achterbahnfahrt", erzählt der 40-Jährige. Die Geräte in der Werkstatt sollen nun zwangsversteigert werden. Die Büroräume nebenan sind schon so gut wie leergeräumt und alle Mitarbeiter nicht mehr beschäftigt.
Auftraggeber springt ab
"Vielleicht hätte ich schon vorher die Reißleine ziehen sollen. Ich bin aber grundsätzlich ein positiver Mensch. Wenn ich ein Licht am Ende des Tunnels sehe, kämpfe ich weiter", so Monz weiter. Doch schließlich ist eben auch dieses Licht erloschen. Das Unternehmen war nicht mehr zu retten, weil es immer weniger Aufträge gab.

"Wir waren zu abhängig von einem großen Kunden. Seine Aufträge hatten bis zu 70 Prozent unseres Jahresumsatzes ausgemacht", sagt Monz. Anfang des Jahres habe das Unternehmen wegen der aktuellen Wirtschaftskrise deutlich weniger bestellt. "Es war ein Drittel von dem, was sie sonst wollten. Das konnten wir nicht auffangen".
Insolvenzen in der Region Trier gestiegen
Neben Martin Monz gibt es in der Region Trier viele andere Geschäftsführer, denen es ähnlich geht. Das private Unternehmen Creditereform erfasst Insolvenzverfahren. Es hat ausgewertet, dass die Anzahl an insolventen Firmen in der Region Trier in den Jahren 2021 bis 2024 stark zugenommen hat.
Besonders betroffen war der Kreis Trier-Saarburg. Dort haben sich die Insolvenzen fast verdoppelt - von 17 auf 33 Unternehmen. Zwar war die Entwicklung in einigen Landkreisen zeitweise rückläufig, jedoch ist die Menge an Insolvenzverfahren im Vergleich von 2023 zu 2024 insgesamt wieder mehr geworden.
Wirtschaftskrise trifft Baugewerbe
Bauunternehmen sind laut Creditereform von der aktuellen Wirtschaftskrise besonders stark betroffen. Da es immer mehr kostet eine Wohnung oder ein Haus zu bauen, würden Bauherren zunehmend Projekte absagen oder verschieben.
Immer mehr Insolvenzen Krise in der Baubranche in RLP - private Bauherren vor der Pleite
Nach jahrelangem Boom schwächelt die Baubranche, auch in Rheinland-Pfalz. Unternehmen sind insolvent - und reißen zum Teil die Häuslebauer mit in finanzielle Schwierigkeiten.
Bauunternehmen und Handwerksbetriebe hätten kaum noch Aufträge. Nach Angaben von Creditereform trifft das auch Zulieferer und Baustoffhändler.
Forderung nach weniger Bürokratie in den Unternehmen
Anne-Marie Dhonau ist Insolvenzverwalterin und arbeitet für eine Kanzlei, die auch in Idar-Oberstein eine Filiale hat. Bei ihr häufen sich die Gerichtsakten zu Insolvenzverfahren aus der Region. Sie fordert die Politik auf, die Unternehmen stärker zu entlasten. Ihr Vorschlag ist weniger Bürokratie.

Denn die Unternehmen müssten sich mit immer mehr Anträgen und Formularen auseinandersetzen. "Das kostet nicht nur Geld, sondern bindet auch enorme Kräfte", betont Dhonau. Den Firmen würde dadurch die Zeit fehlen, um in Krisenzeiten die Chance zu haben, sich neu aufzustellen.
Betroffene berichten Hindernis Bürokratie: Wie Handwerker und Bauunternehmer in RLP kämpfen
Die Bürokratie in RLP stellt für Handwerker und Bauunternehmer ein zunehmendes Hindernis dar: das wirkt sich auch auf den Wohnungsmarkt aus.
Eine Forderung, die auch die Wirtschaft an die künftige Bundesregierung in Berlin stellt. Die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Helena Melnikov, forderte im ARD-Morgenmagazin "einen ganz konsequenten Fokus auf den Bürokratieabbau".
Bürokratieabbau würde immense Kräfte bei den Unternehmen freisetzen.
Denn im Durchschnitt würden Unternehmen 20 Prozent ihrer Zeit mit Bürokratie verbringen. Es würde "immense Kraft freisetzen, gerade bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen", sollten sie weniger dokumentieren und belegen müssen.