Seit einem Jahr geht Michelle Stein mit ihrem Sohn zum Babyschwimmen. Der kleine Hanno planscht eigentlich gerne mit seiner Mutter im Wasser. Doch seit letztem Herbst fängt er schnell an zu zittern.
Damals hatte der Idar-Obersteiner Stadtrat entschieden, die Temperaturen im Hallenbad zu senken, um Energie zu sparen. Michelle Stein findet das mittlerweile unzumutbar. Denn die Kinder seien nach dem Schwimmen häufig krank.
Baby-Schwimmkurse deutlich weniger nachgefragt
Während Michelle Stein und ihr Sohn immerhin zum Schwimmen kommen, haben andere Familien mit kleinen Kindern dem Hallenbad den Rücken gekehrt. Aber gerade den Babys im Lehrschwimmbecken, dessen Temperatur von 30,5 Grad auf 28,5 Grad gesenkt wurde, sei es zu kalt: "Die Kinder haben vorher mit drei Monaten bei mir angefangen, jetzt ist das jüngste Baby zehn Monate alt. Insgesamt ist mein Kurs deutlich weniger besucht", sagt Schwimmtrainerin Michelle Reichardt.

"Die Kinder haben vorher mit drei Monaten bei mir angefangen, jetzt ist das jüngste Baby zehn Monate alt."
Besucherzahlen im Hallenbad von Idar-Oberstein eingebrochen
Den Rückgang spürt aber nicht nur der Schwimmverein. Im Dezember 2017 hatte die Stadt noch rund 3.500 Besucher gezählt, im vergangenen Dezember waren es gerade einmal 1.500.
Auch ältere Besucher schreckt das kalte Wasser ab. Eine davon ist Angela Rohlik. Nach einer halben Stunde im Hauptschwimmbecken bei 26,5 Grad sei sie vollkommen durchgefroren. Früher war das Wasser zwei Grad wärmer.
Viele Hallenbäder in der Region haben Temperatur wieder angehoben
Angela Rohlik ärgert sich auch über die Entscheidung des Idar-Obersteiner Stadtrates. Der hatte zuletzt getagt und knapp dagegen gestimmt, die Temperaturen wieder zu erhöhen. "Ich finde, dass ein kommunales Hallenbad ein Ort der Begegnung bleiben sollte. Für mich wird da am falschen Ende gespart."
Dabei haben die meisten Schwimmbäder in der Region Trier die Temperaturen nach SWR-Recherchen mittlerweile wieder angehoben. "Das nehmen wir zur Kenntnis", sagt Bürgermeister Friedrich Marx.
Stadt argumentiert mit Energiesparverordnung
Dennoch gebe es eine Energieeinsparverordnung der Europäischen Union, die bis zum 15. April läuft und die Kommunen auffordert, 15 Prozent Gas zu sparen. "Das schaffen wir nicht ohne die Absenkung der Wassertemperaturen im Schwimmbad", sagt Marx. Sanktionen gebe es bei einem Verstoß zwar nicht, dennoch wolle sich die Stadt daran halten. Marx stellt aber in Aussicht, dass die Temperaturen wieder erhöht werden könnten, falls die Verordnung im April auslaufen sollte.
Für viele Idar-Obersteiner Bürger dürfte das nur ein schwacher Trost sein. Schwimmtrainerin Michelle Reichardt und Mutter Michelle Stein hoffen, dass zumindest die Temperaturen im Lehrschwimmbecken schneller angehoben werden, damit die Babys nicht weiter bibbern müssen.