Die Kirche St. Silvester steht umgeben von grünem, gepflegtem Rasen mitten im Ortskern von Minden. Auf den ersten Blick fällt einem hier nichts Ungewöhnliches auf. Nur die helle Eichentür am Eingang des Gebäudes stört den Gesamteindruck. Sie scheint irgendwie fehl am Platz. Mindens Ortsbürgermeister Franz-Josef Ferring klärt auf: "Wir haben die Tür nur provisorisch hier eingebaut, damit uns nachts nicht noch einer die Heiligen aus der Kirche stiehlt“, sagt der Ortschef lachend.
Hochwasser-Schäden noch immer sichtbar
Die originale massive dunkelbraune Tür der Kirche wird derzeit restauriert. Sie ist nicht die einzige Baustelle von St. Silvester. Denn das Hochwasser vom Juli 2021 hat überall im Gebäude große Schäden angerichtet. Das Wasser hatte den Boden teils hochgedrückt und auch Kirchenbänke, Altar und Sakristei schwer beschädigt.
Mittlerweile ist der Boden wieder eben. Der Putz an den Kirchenwänden wurde bereits abgeschlagen, sodass sie bald gestrichen werden können und auch die neue Elektrik wurde schon verlegt. Es geht vorwärts in St. Silvester. Möglich wurden die Sanierungsarbeiten nur durch die Hilfe von Firmen und vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus Minden und Umgebung, sagt Ortsbürgermeister Franz-Josef Ferring.
Enorme Hilfe von Firmen und Ehrenamtlichen
Sie alle hätten tatkräftig mit angepackt, um die Kirche schnell wieder auf Vordermann zu bringen. So wurden beispielsweise die Kirchenbänke in Eigenleistung restauriert. Auf den Zusammenhalt im Ort ist Bürgermeister Ferring stolz. Er hofft, dass die Kirche bald wieder zum Treffpunkt des Ortes werden kann.
Menschen, Wiederaufbau und Aufarbeitung Nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz - ein Überblick
Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 hat alles verändert. Nach der Flutkatastrophe haben wir zurückgeblickt auf das, was seitdem passiert ist, und wir beobachten, wie die Menschen in der Region in die Zukunft schauen.
33 Haushalte in Minden von Hochwasser betroffen
Neben der Kirche waren im Ort auch 33 Haushalte vom Hochwasser betroffen. In etwa neun Gebäuden lagen die Schäden teils im sechsstelligen Bereich, erzählt der Ortschef. Ein knappes Jahr nach der Flut seien die Sanierungsarbeiten in den Häusern zwar überwiegend abgeschlossen - bis alle Familien ihr Zuhause in Minden aber wieder hergerichtet haben, könne es noch dauern, schätzt er.
Minden-Beach nach Flut wieder eröffnet
Einige hundert Meter entfernt von der Kirche am Ufer der Sauer, liegt das Grundstück von Philippe Weidert. Er betreibt hier seit 2019 eine Beachbar. Direkt am Wasser stehen zahlreiche Liegestühle unter Palmen und Sonnenschirmen im Sandstrand.
Eine echte Urlaubsidylle. Doch auch sie wurde vergangenes Jahr vom Wasser in kürzester Zeit zerstört. Philippe Weidert und seine Familie retteten sich damals auf den Balkon im ersten Stock ihres Hauses. Von dort aus mussten sie mit ansehen, wie die Fluten der Sauer alles mitrissen.
Mehrere hunderttausend Euro Schaden
Eigentlich wollte der 41-Jährige seine Bar nach der Katastrophe nicht mehr eröffnen. Die Schäden und das Chaos waren einfach zu groß. Er habe einen Gesamtschaden von etwa 600.000 Euro gehabt. Doch eine enorme Hilfsbereitschaft von Menschen aus nah und fern ließen ihn nach vorne schauen. Bereits wenige Wochen nach der Flut konnte er wieder öffnen. Auch wenn bis heute noch nicht alles so funktioniert, wie es vor der Flut war.
Warten auf Fördergelder
Gerade die Beach-Bar habe er bisher überwiegend aus eigener Tasche wieder aufbauen müssen. Damit es weitergehen kann, warte er noch auf Fördergelder der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB). Er freut sich zwar darüber, dass es solche Hilfen gibt, der Weg dorthin sei aber kompliziert und dauere seine Zeit. Zeit die Betroffene wie er oft nicht hätten. Er hofft nun, dass das Wetter so schön sommerlich weitergeht wie in den vergangenen Wochen, damit er in seiner Beach-Bar viele Gäste bewirten kann.
Weitere Hochwasserschutzmaßnahmen geplant
Mindens Ortsbürgermeister Frank-Josef Ferring möchte eine derartige Katastrophe allerdings nicht mehr erleben. Um im Notfall dennoch vorbereitet zu sein, plant die Gemeinde nun, obwohl sie schon eine Hochwasserschutzwand hat, weitere Hochwasserschutzmaßnahmen. Die Erkenntnisse, die man aus dem vergangenen Juli gezogen hat, sollen dann in das neue Hochwasser- und Starkregenschutzkonzept einfließen, sagt der Bürgermeister.
Unwetter-Katastrophe hat sich ins Gedächtnis gebrannt
Er hofft, dass die entsprechenden Behörden mitziehen, damit die erforderlichen Maßnahmen schnell umgesetzt werden können. Auch wenn es nun, ein Jahr nach der Katastrophe in Minden aufwärts geht: Das Leid, das im Juli 2021 dort angerichtet wurde, könne niemand vergessen. Die Spuren des Wassers werden immer irgendwo sichtbar bleiben, genauso wie die Erinnerungen, sagt der Bürgermeister.