Bäcker Fritz Helumt Olbertz vor seiner Bäckerei in Trier - der ältesten Bäckerei in der Stadt. (Foto: SWR)

Kosten für Gas, Rohstoffe & Mehl steigen

Gas und Mehl teuer wie nie: Bäckereien legen drauf

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Bäcker leiden unter Nachwuchsmangel. Mit den steigenden Preisen dürfte es noch schwieriger werden, jemanden für eine Übernahme zu finden - sagt Bäcker Fritz Helmut Olbertz aus Trier.

Der Duft von frisch gebackenem Brot steigt in die Nase, sobald man die Traditionsbäckerei Olbertz betritt. Inhaber Fritz Helmut Olbertz und seine drei Angestellten haben die ganze Nacht gebacken, damit jetzt in der Auslage frische Brötchen, Croissants und Teilchen liegen. Und natürlich verschiedene Sorten von Brot.

Traditionsbäckerei aus dem 19. Jahrhundert

Olbertz hat die Bäckerei von seinen Eltern übernommen. Er sagt, es sei die älteste Bäckerei in Trier, seit 1899 am gleichen Standort im Maarviertel. Doch mit ihm gehe diese Tradition vermutlich in einigen Jahren zu Ende. Denn einen Nachfolger zu finden - das sei schwer.

Arbeitszeiten schrecken viele ab

Das liege zum einen an den schwierigen Arbeitszeiten. Oft sei er die ganze Nacht in der Backstube. Zudem brauche es dafür eine Partnerin, die mitzieht. Seine Frau mache mit. Aber jetzt, wo eine Krise auf die andere folge, sei es noch schwieriger, dafür jemanden dafür zu begeistern, eine Traditionsbäckerei zu übernehmen.

Corona-Pandemie erschwert das Geschäft

In der Corona-Krise habe er schon viel verloren. Denn er verdient sein Geld nicht nur mit den Backwaren, die er in seinem Laden verkauft. Fast die Hälfte des Umsatzes komme aus den Lieferungen an Altenheime, Schulen oder Hotels. Und dieses Geschäft sei in der Pandemie eingebrochen und erhole sich nur langsam. Er wollte aber auf keinen Fall seinen Angestellten kündigen.

"Also ich kann keinen entlassen, um danach wieder jemanden zu suchen -in der Hoffnung, dass das Geschäft wieder besser wird."

Denn er habe jetzt gerade gutes Personal. Das wolle er auf keinen Fall wegschicken. Daher habe er seine "Truppe" zusammengehalten. Denn sowohl Bäckergesellen als auch Bäckereiverkäuferinnen zu finden, sei schwierig. Das heiße für ihn aber: gestiegene Einkaufskosten bei gleichbleibenden Lohnkosten.

Mehrkosten bleiben an Bäckern hängen

Der zweite schwere Schlag für ihn seien die gestiegenen Preise wegen des Kriegs in der Ukraine. Dadurch hätten sich viele Rohstoffe enorm verteuert. Zwar habe er für Gas noch einen Vertrag, der weiterlaufe zu den alten Konditionen. Aber allein für Mehl müsse er ein Vielfaches wie vor dem Krieg bezahlen. Auch der Diesel für seine Lieferfahrzeuge habe sich stark verteuert. Insgesamt schätzt er seine Mehrkosten pro Monat auf 6.000 Euro. Das könne er auch nicht auffangen, indem er pro Brötchen zwei Cent mehr verlange.

Zukunft der Traditionsbäckerei offen

Also habe er drauf gelegt - aus der eigenen Altersvorsorge. Aber ob jemand seinen Betrieb einmal übernehmen wolle irgendwann - das sei eher unwahrscheinlich. Olbertz sagt: Immer weniger Bäckereien backen selbst. Und mit den steigenden Preisen für die Rohstoffe werde es immer schwieriger, Nachfolger für eine Backstube zu bekommen. Er fürchtet, dass es seine Bäckerei in einigen Jahren nicht mehr geben könnte.

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SWR