Eine Lagerhalle in Wittlich. Zwei Gabelstapler fahren beladen mit jeweils zwei Paletten Wein durch die langen Gänge. Tausende von Weinkartons einer großen Mosel-Weinkellerei stehen hier. Auch andere Firmen aus der Region lagern in der 40.000 qm großen Halle der Firma Bucher ihre Produkte.
Firmengründer Gerhard Bucher betreibt eine weitere Halle am Flughafen Hahn. Seine Laster müssen daher täglich über die Mosel in den Hunsrück.
40 Fahrten macht die Firma Bucher pro Tag zwischen den Lagern in Wittlich und am Hahn. "Der Hochmoselübergang ist ein Segen für uns. Dank der Brücke sparen wir pro Fahrt zehn Kilometer und 20 Minuten Fahrtzeit," sagt Bucher.
Buchers Firma spart nicht nur Geld und Zeit. Die Brücke schont auch die Nerven seiner Fahrer und die der Menschen im Moseltal. Denn früher ging die Tour an den Hahn über den kleinen Moselort Mühlheim in den Hunsrück hinauf. Dank der Brücke müssten die 40 Tonner-Lastwagen jetzt durch keine Ortschaft mehr, sagt der Firmenchef.
Winzer mit Kritik und Verständnis
Ein paar Kilometer weiter in Zeltingen-Rachtig an der Mosel bewirtschaftet Winzer Sebastian Ehses seine Weinberge. In seiner Jugend hat er gegen die Brückenpläne protestiert. "Um das Moseltal vor dem Koloss zu schützen", erzählt er. Viele seiner heutigen Weinberge liegen in direkter Nähe der 1,7 Kilometer langen und 160 Meter hohen Brücke.
Manchmal, je nach Wind hört Ehses bei der Arbeit den Verkehr auf der Brücke. Was ihn aber mehr stört, ist der Anblick. Die Brücke sei eine optische Katastrophe und passe nicht ins naturbelassene Moseltal, sagt der Winzer.
Und doch verstehe er auch die Befürworter: "Ich habe Verständnis für die Firmen in Wittlich, die rüber in den Hunsrück müssen. Ich freue mich auf dem Weg in den Urlaub auch über eine gute Autobahnanbindung. Aber wir sind jetzt hier eben die Gelackmeierten."
Viel Verkehr sei auf der Brücke allerdings nicht, so sein Gefühl, erzählt der Winzer. Und das deckt sich mit den Ergebnissen von Verkehrszählungen.
Viel weniger Verkehr als vorausgesagt
Die Landesregierung ging bei der Brückenplanung davon aus, dass spätestens im kommenden Jahr 25.000 Fahrzeuge die Brücke passieren. Bei der letzten Zählung 2021 waren es gerade mal etwas mehr als 10.000.
Routenplaner im Internet bieten dem Nutzer in vielen Fällen andere Strecken an, wenn er von den Nordseehäfen ins Rhein-Main-Gebiet fahren möchte.
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Bei den Prognosen gingen die Planer zudem davon aus, dass am Flughafen Hahn jährlich elf Millionen Passagiere befördert werden (2023: 1,76 Millionen) und über 8.000 Arbeitsplätze entstehen werden. Zahlen, die heute wie Träume von blühenden Landschaften klingen.
Touristen zieht die Brücke an
Auch der Zeltinger Hotelier Markus Reis war in der Planungs- und Bauphase ein großer Kritiker der Brücke und ist es immer noch: "Durch den Bau der Straße ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für Wanderer und Mountainbiker einfach mal zerschnitten worden."
Doch für die Gäste seines Hotels sei die Brücke bei seinen Rundfahrten zu den schönsten Aussichtspunkten regelmäßig ein Highlight, erzählt der Hotelier. Vor allem der Panoramasteig mit Blick ins Tal und auf die Brücke komme gut an.
Für die Gäste verschandele die Brücke das Moseltal nicht, so wie er und andere Moselaner es sähen: "Die Gäste sind auf irgendeine Art und Weise beeindruckt von der Brücke. Aber ich denke immer noch, der Bau hätte nicht sein müssen. Auch wenn ich mir da für meine Touren einen kleinen Höhepunkt eingebaut habe."
Winzer Sebastian Ehses und Hotelier Markus Reis sagen beide, sie hätten irgendwie ihren Frieden mit der Brücke geschlossen. Doch es sei auch ein wenig Resignation dabei.