Schüler spielen brutale Inhalte nach

Grundschule Birkenfeld warnt vor Netflix-Serie "Squid Game"

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Die Serie "Squid Game" gilt als erfolgreich aber auch brutal. In Birkenfeld warnt eine Grundschule davor. Obwohl die Serie erst ab 16 ist, würden Szenen auf dem Schulhof nachgespielt.

Mehrere hundert hoch verschuldete Menschen treten in Kinderspielen gegeneinander an, um ein Millionen-Preisgeld zu gewinnen. Wer in den Spielen verliert, wird sofort erschossen. Die südkoreanische Serie "Squid Game" kann mit ihren expliziten Gewaltszenen verstörend wirken.

Umso fassungsloser waren Lehrerinnen und Lehrer der Grundschule Birkenfeld, als sie Anfang des Jahres mal wieder bemerkten, dass Grundschulkinder vermehrt über die Serie sprachen und  Spiele daraus auf dem Schulhof nachspielten.

Kinderspiel wird zur Gefahr

Konkret handelte es sich dabei um das Kinderspiel "Rotes Licht – Grünes Licht", berichtet Schulleiterin Uta Schmitt. Das Spiel klingt zunächst harmlos: Wenn ein Spieler "Grünes Licht" ruft, dürfen sich die anderen in seine Richtung bewegen. Wenn er sich umdreht und "Rotes Licht" ruft, müssen die anderen erstarren. Wer sich trotzdem bewegt, hat verloren – gilt als "tot". Denn in der Serie werden die "Verlierer" disqualifiziert und sofort erschossen.

Hype um "Squid Game" nicht neu

Auf dem Schulhof sei das Ganze zwar ohne Gewalt abgelaufen, sagt die Schulleiterin, bedenklich findet sie die Situation dennoch. Denn bereits 2021, als die erste Staffel veröffentlicht wurde, war die Serie – wie an anderen Schulen auch – Thema auf dem Schulhof. Nach Start der zweiten Staffel Ende 2024 wiederholte sich das Phänomen. 

Per Schul-App informierte die Schulleiterin die Eltern. "Ich bin mir sicher, dass die meisten Kinder, die auf dem Schulhof die Spiele mitgespielt haben, gar nicht wussten, worum es geht. Trotzdem, war es mir wichtig, die Eltern aufzuklären und für das Thema zu sensibilisieren", so Schmitt.

Grundschule Birkenfeld warnt vor Squid-Game: Per Schulapp informierte die Schule die Eltern darüber , dass immer mehr Kinder die Serie schauen
Mit dieser Nachricht hat die Grundschule Birkenfeld die Eltern per Schul-App über die Problematik informiert.

Serie "Squid Game" verstöre Kinder

Die in der Serie dargestellte Gewalt könne Kinder verstören und verängstigen. Doch das sei nicht das einzige Problem. Auch das dort dargestellte Prinzip "Sieger und Verlierer", bei dem Verlierer auch noch mit dem Tod bestraft werden, widerspricht ihrer Ansicht nach allem, was man in der Schule vermitteln will.

Schließlich gehe es in der Schule darum, Stärken zu fördern und bei Schwächen zu unterstützen. Kinder, die Fehler machten, als Verlierer darzustellen, sei inakzeptabel. "So ein Klima ist Nährboden für Mobbing. Und darüber muss man sprechen und intervenieren", erläutert die Schulleiterin Uta Schmitt.

Immer jüngere Kinder sehen brutale Inhalte

Auch die EU-Medienkompetenz-Initiative Klicksafe sieht die Serie kritisch. Zwar empfiehlt die Streamingplattform Netflix "Squid Game" offiziell ab 16 Jahren. Die Erfahrung zeige jedoch etwas anderes: "Solche oder andere gewalthaltige Medieninhalte werden oft bereits von wesentlich jüngeren Kindern und Jugendlichen konsumiert", sagt Deborah Woldemichael von Klicksafe.

Durch gewalthaltige Serien allein wird das Kind sicherlich nicht gewalttätig, aber es kann der Entwicklung schaden, verstören und verängstigen."

Ohne die Serie gesehen zu haben, könnten Kinder über YouTube oder soziale Medien wie Instagram und TikTok mit entsprechenden Inhalten in Kontakt kommen. Das liege unter anderem auch daran, dass auch bei Kindern beliebte Youtuber oder Influencer solche Hypes  - teils auch mit Bildausschnitten – in ihren Kanälen thematisierten. Die Folgen seien vielfältig:

Durch gewalthaltige Serie allein würde das Kind sicherlich nicht gewalttätig, aber es kann der Entwicklung schaden, verstören und verängstigen, beobachtet die Expertin von Klicksafe.

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Eltern sollten sich mit Mediennutzung der Kinder beschäftigen

Um zu verhindern, dass Kinder mit unangemessenen Inhalten in Kontakt kommen, sollten Eltern vor allem darauf achten, dass Kinder beispielsweise auf Streamingplattformen nur das schauen, was für ihr Alter geeignet ist, rät Deborah Woldemichael von Klicksafe.

Dafür könne man auch Kinderprofile einrichten, bei denen es Altersbeschränkungen gibt. Im Falle von gehypten Serien wie "Squid Game" schütze ein Verbot aber nicht davor, dass Kinder damit in Berührung kommen. Vor allem eben, wenn das Ganze schon im Klassenraum diskutiert werde.

In diesem Fall sollten Eltern ein offenes Gespräch mit ihren Kindern führen und nachhaken, was das Kind über die Serie weiß. In diesem Zusammenhang könnten auch Sorgen und Bedenken thematisiert werden.

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Serien und Spiele der Kinder im Blick haben

Grundsätzlich rät Deborah Woldemichael den Eltern dazu, den Medienkonsum ihrer Kinder altersgerecht vorzubereiten und zu begleiten. Helfen könnten dabei Elternratgeber wie "Flimmo" oder "Schau hin". Generell sei es außerdem hilfreich, sich über aktuell angesagte Serien und Spiele zu informieren und mögliche Gefahren offen zu diskutieren. Eltern sollten dabei auf eine vertrauensvolle Atmosphäre achten und es auch vermeiden zu urteilen, zu kritisieren oder zu bestrafen.  

Auch Online-Spiele können zur Gefahr für Kinder werden

Auch für Schulleiterin Uta Schmitt von der Grundschule Birkenfeld ist es wichtig, mit diesen Themen ganz offen umzugehen. "Ziel ist es, dass Kinder, die mit verstörenden Inhalten konfrontiert werden, so viel Vertrauen zu uns haben, dass sie mit uns darüber sprechen und wir dann im besten Fall in Zusammenarbeit mit den Eltern auf diese Problematik eingehen."

Auch an der Grundschule Birkenfeld haben Schüler Spiele aus der Serie Squid Game nachgespielt.
Für Schulleiterin Uta Schmitt von der Grundschule Birkenfeld ist es wichtig auch im Schulalltag über Mediennutzung und ihre Gefahren zu sprechen. Sie will die Medienkompetenz ihrer Schüler stärken.

Das gelte nicht nur für Serien und bedenkliche Inhalte auf Videoplattformen, sondern auch für Online-Spiele. Denn auch die seien stellenweise eine Gefahr für Kinder. Die Mehrzahl der Eltern sei dankbar dafür, dass die Schule diesbezüglich so sensibel sei und auf diese Themen aufmerksam mache.

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