Solarpark Karlshausen Südeifel (Foto: SWR, Lara Bousch)

Energiewende in der Eifel

Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz entsteht in der Südeifel

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Lara Bousch
Lara Bousch ist Reporterin im SWR Studio Trier (Foto: SWR)

Es ist ein Mammutprojekt auf dem Acker: 60.000 Haushalte sollen in Zukunft mit Solarstrom aus der Südeifel versorgt werden.

Photovoltaik-Module soweit das Auge reicht, so soll es spätestens bis Ende des Jahres 2023 auf mehreren Feldern in der Südeifel aussehen. Der dort geplante Solarpark soll sich über eine Fläche von rund 300 Fußballfeldern erstrecken. Damit wird der Park der bisher größte seiner Art in Rheinland-Pfalz. So steht es im Datenregister der Bundesnetzagentur.

Besonders für dieses Projekt ist, dass es nicht auf einer einzigen Fläche umgesetzt wird. Die 380.000 Photovoltaik-Module werden demnach auf elf Anlagen verteilt und durch eine 30 Kilometer lange Kabeltrasse miteinander verbunden.

Solarpark Karlshausen Südeifel (Foto: SWR, Lara Bousch)
Die verbauten PV-Module kommen allesamt aus China. Es gebe keinen deutschen Hersteller, der so große Mengen liefern könne, sagt der Geschäftsführer von Enovos Renewables.

Die Flächen verteilen sich auf mehrere Dörfer: Affler, Sevenig, Scheitenkorb, Dauwelshausen, Rodershausen, Bauler, Karlshausen, Herbstmühle, Koxhausen, Niederraden und Weidingen. Das Umspannwerk, zu dem die lange Kabeltrasse führt, ist in Mettendorf geplant.

"Uns ist es wichtig zu zeigen, dass man solch große Solar-Projekte auch auf mehreren Flächen verteilt profitabel umsetzen kann und dass dabei die Menschen aus der Region partizipieren."

Ein profitabler Park für die Region Südeifel

Betrieben wird der geplante Park von drei Gesellschaftern: der Firma Enovos Renewables (60%), den Stadtwerken Trier (SWT) (25%) und der Bürgergenossenschaft Südeifel Strom, (15%), bei der Bürger Anteile kaufen können. Ingesamt soll der Solarpark 150 Millionen Euro kosten.

Wohin der Strom fließen soll, ist schon geklärt. Ein Großteil davon wird an die Stadtwerke Trier und über Enovos an große Industriefirmen wie Siemens, Nordzucker und Freudenberg geliefert. Es wird außerdem geprüft, ob auch die Mitglieder der Bürgergenossenschaft in Zukunft ihren geförderten Strom geliefert bekommen.

"Die Akzeptanz des Solarparks in der Bevölkerung steigt, wenn die Menschen vor Ort davon profitieren."

Normalerweise wird der Bau solch großer Solarparks bundesweit ausgeschrieben, doch den Betreibern war es eigenen Angaben zufolge wichtig, die regionale Wirtschaft zu unterstützen.

So übernähmen regionale Unternehmen die Planung und den Bau der Anlagen. Die Bauern würden für ihre Flächen mit einer Pacht entschädigt. Die Kommunen wiederum profitierten von den Gewerbesteuern.

Keine schlimmen Folgen für die Umwelt

Die Flächen, auf denen die Photovoltaik-Module errichtet werden, seien keine besonders wertvollen für die Landwirtschaft, so Michael Göke, Geschäftsführer des Energiekonzerns Enovos Renewables. Demnach war das eine Vorgabe der anliegenden Gemeinden. Auf den meist steinigen Flächen seien bisher vor allem Futtermittel oder Pflanzen für die Biogasproduktion angebaut worden. In Zukunft sollen Blühwiesen und Hecken zwischen den PV-Anlagen entstehen, die von regionalen Schäfern beweidet werden. Auch Insektenhotels sind geplant.

Solarpark Karlshausen Südeifel (Foto: SWR, Lara Bousch)
Bis zum Horizont reichen die Stahlpfähle, die als Grundkonstruktion 1,50 tief in den Boden gerammt werden. In Karlshausen beträgt die Fläche des Solarparks 20 bis 30 Hektar, also ungefähr 35 Fußballfelder.

Angesichts der aktuellen Energiekrise befürwortet auch der Bund für Umwelt und Naturschutz den Bau des Parks. Damit bewertet er seine Ziele des Naturschutzes neu, denn für den Bau des Parks, werden Habitate der Feldlerche verlegt und Bäume gerodet. Dennoch sei das Projekt im Moment wichtiger, so die Sprecherin des BUND für die Region Trier.

Solarpark Karlshausen Südeifel (Foto: SWR, Lara Bousch)
In der Ferne lagern Tausende PV-Module auf dem Acker.

Südeifel bietet viel freie Fläche

Dass das Projekt gerade in der Südeifel gebaut wird, sei kein Zufall, sagt Michael Göke. Denn es sei nicht so einfach, an große Flächen für Solarparks zu kommen.

Es kämen nur Flächen infrage, die den Verordnungen und politischen Vorgaben entsprechen. Darunter fielen solche, die für Landwirtschaft nicht besonders geeignet sind und nicht unter Naturschutz stehen.

Photovoltaik-Anlagen lohnen sich auch in Gegenden mit weniger Sonne

"Die richtig guten Flächen für Photovoltaik-Anlagen sind mittlerweile weg", sagt Henrik te Heesen, Professor für erneuerbare Energien an der Hochschule Trier.

Auch wenn die Südeifel nicht besonders viele Sonnenstunden biete, sei das nicht schlimm, denn Solaranlagen seien in den letzten Jahren so günstig geworden, dass es sich auch in Gegenden mit weniger Sonne lohne, darin zu investieren, sagt der Professor.

Die Größe des Projekts sorgt für eine komplexe Umsetzung

Auch wenn es wirtschaftlich interessant ist, in Photovoltaik-Anlagen zu investieren, stellt die Koordination des nun in der Südeifel geplanten Großprojekts die Betreiber vor viele Hürden. Rund 200 Verträge müssten laut Projektentwickler alleine für die 30 Kilometer lange Kabeltrasse mit Grundstückseigentümern abgeschlossen werden.

Solarpark Karlshausen Südeifel (Foto: SWR, Lara Bousch)
Lange Kabel müssen bis zum neuen Umspannwerk in Mettendorf vergraben werden.

Zudem habe man vor dem Bau analysiert, ob es besondere archäologische Funde im Erdboden gibt. Probleme bereiteten zum Beispiel Überbleibsel des Westwalls aus dem Zweiten Weltkrieg, die auf einem Feld bei Karlshausen entdeckt wurden.

Außerdem wurden die Untergründe auf Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg überprüft. An einem der Standorte habe man bereits eine Bombe entschärft.

Windenergie bringt zu viel Wiederstand

Wieso die Firma Enovos-Renewables sich nun für Photovoltaik-Anlagen und nicht für Windanlagen entschieden hat, habe vor allem mit dem Widerstand gegen Windanlagen aus der Bevölkerung zu tun, so Michael Göke. Das mache die Umsetzung der Projekte sehr langwierig und aufwendig, so der Geschäftsführer, obwohl Windenergie ertragreicher sei; denn dabei werde weitaus weniger Fläche beansprucht und auch im Winter Strom geliefert.

Dennoch ist der Solarpark in der Südeifel ein Vorzeigeprojekt für die Region, sagt Professor Henrik te Heesen. Das Projekt gebe der regionalen Energiewende einen großen Schub. Er rechnet aus, dass mit der Höchstleistung des Parks von rund 200 Megawatt, ein E-Auto eine Milliarde Kilometer fahren könnte.

"Natürlich ist der Flächenbedarf solcher Projekte enorm, doch alleine auf Dächern wäre so ein Projekt nicht umsetzbar. Wir brauchen beides für die Energiewende, PV-Module auf Dächern und auf freier Fläche."

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