Noch läuft die Heizung im Wohnzimmer von Ute Kraft. Heute, fünf Tage vor Weihnachten, wird sich entscheiden, ob das auch so bleibt. Der Grundversorger hat angekündigt, den Wohnsiedlungen "Am Rasbach" und "Vor der Hardt" das Gas abzudrehen - bei aktuellen Außentemperaturen im Minusbereich.
"Wir haben ja nun Winter, wir leben in der Eifel. Hier ist es eh kalt", sagt Ute Kraft. Sie hat Angst, dass ohne Heizung die Wasserleitungen gefrieren und platzen. "Dann können wir noch nicht einmal mehr duschen gehen. Wunderschönes Lebensgefühl. Man fühlt sich verraten und verkauft und alleinegelassen."
Gashahn war schon mal im September abgedreht
Vor so einer Situation standen Ute Kraft und die anderen Mieterinnen und Mieter schon einmal. Im September wurde den mehr als 160 Haushalten in Gerolstein bereits die Heizung abgedreht.
"Man fühlt sich verraten und verkauft und alleinegelassen."
Der Grund: Ihr Vermieter, eine Immobiliengesellschaft, hatte seine Rechnungen beim Versorger nicht bezahlt. Vergeblich versuchten die Anwohner damals ihren Vermieter, die Saad Immo, zu erreichen. Die Stadt half dann mit Heizlüftern aus.
Der Stadtbürgermeister Uwe Schneider (SPD) hatte selbst dazu recherchiert. Offenbar war die Mainova der Gasversorger der Wohnanlagen in Gerolstein. "Die Mainova als Gasversorger muss ja den Schritt gehen, weil die Gasrechnung einfach nicht bezahlt worden ist", sagte Schneider im September zum SWR.
Gasversorger hat offenbar kein Geld bekommen
Hat die Immo Saad die Nebenkosten nicht weitergeleitet? Der für Gerolstein zuständige Grundversorger teilte damals mit, dass die Mainova im August wegen ausbleibender Zahlungen die Sperrung der Gasversorgung für die Immo Saad gefordert hatte.
Anfang dieser Woche bekommen Ute Kraft und ihre Nachbarn dann Post: ein Brief vom Grundversorger evm. Darin steht: Der Vermieter sei seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen. Das habe zur Folge, dass die Erdgasversorgung voraussichtlich zum 19. Dezember 2022 eingestellt werde. Mehr als 100.000 Euro sollen vom Vermieter nicht gezahlt worden sein.
Vermieter will Geld privat zahlen
Bei einem Treffen der Mieter und dem Geschäftsführer der Immobilienfirma, Anis Saad, kündigt letzterer an: "Ich lasse sie nicht hängen. Dieses Geld zahle ich privat. Egal wie, es wird gezahlt."
Aber auch wenn Anis Saad das Geld zahlt, gibt es für die Bewohner in Gerolstein nur eine Notversorgung bis zum 11. Januar. Danach muss sich die Immobilienfirma einen neuen Gaslieferanten suchen.
Ute Kraft hat nur wenig Hoffnung, dass das klappt: "Man kann nur abwarten und hoffen."