Auf dem Trierer Hauptmarkt ist bei dem sonnigen Wetter schon einiges los.  (Foto: SWR)

Personalmangel in der Gastronomie

Gastwirten in der Region Trier gehen Kellner und Köche aus

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Christian Altmayer
Sebastian Grauer

Die Terrassensaison steht vor der Tür. Doch vielen Gastronomen in der Region fehlen durch Corona die Servicekräfte und Köche. Warum die Personalnot in Trier am größten ist.

Das Leben ist zurückgekehrt in die Fußgängerzone von Trier. Die ersten sonnigen Märztage locken Gäste in Biergärten, Restaurants, Cafés und Bars der Stadt. Dick eingepackt in Jacken schlürfen sie draußen ihren Kaffee und essen ihren Apfelkuchen.

Auch Touristiker, etwa die Hunsrück Touristik GmbH, melden: "Wir haben bereits einige Anfragen und Buchungen für die Saison. Vor allem Ostern, aber auch das späte Frühjahr als auch August und September sind bereits gebucht."

Nach zwei Pandemiejahren beginnt die Terrassensaison also vielversprechend. Doch viele Gastwirte blicken trotzdem mit Sorge in die nächsten Monate. Der Grund ist die Personalnot in der Branche.

Studenten fehlen in Restaurants und Kneipen in Trier

Die bekommt auch Johannes Schermack zu spüren. Der Betriebsleiter des Trierer Restaurants New Mintons sucht seit Wochen nach Verstärkung.

Das New Mintons in Trier hat mit 120 Plätzen eine der größten Außenterassen in der Innenstadt.  (Foto: SWR)
Das New Mintons in Trier hat mit 120 Plätzen eine der größten Außenterassen in der Innenstadt.

"Vier, fünf Mitarbeiter mehr könnten wir hier sicher gut gebrauchen", sagt der Gastronom. Doch die zu finden, sei seit Beginn der Pandemie noch schwieriger geworden als früher. Es fehlten vor allem die Studenten in der Stadt.

Gastronomie steckt wegen Pandemie in der Krise

Viele haben in den vergangenen Pandemiesemestern gar nicht an Universität oder Hochschule gelernt, sondern zuhause. Statt im Vorlesungssaal saßen sie vor dem heimischen Laptop.

Die jungen Leute fallen daher auch als Gelegenheitsjobber im Service aus. Was nicht nur im New Mintons für Probleme sorgt, sondern in der ganzen Gastro-Szene Triers, die von den rund 20 000 Studenten abhängig ist, wie Schermack sagt.

Rund ein Viertel der Stellen ist unbesetzt

Schilder mit der Aufschrift „Mitarbeiter gesucht“ hängen daher in den Schaufenstern etlicher Cafés, Restaurants und Bars. Vom Bitburger Wirtshaus über das Café Mohr bis hin zur Kartoffelkiste - alle suchen sie Servicekräfte und finden offenbar keine.

Viele Betriebe in Trier, wie zum Beispiel die Kartoffelkiste, suchen derzeit nach Mitarbeitern. Fündig werden sie kaum.  (Foto: SWR)
Solche Schilder sieht man in der Trierer Fußgängerzone derzeit häufiger: Viele Betriebe in Trier, wie zum Beispiel die Kartoffelkiste, werben um Mitarbeiter.

Das lässt sich auch an Zahlen festmachen. Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Rheinland-Pfalz sind in der Region Trier rund ein Viertel der Stellen in der Gastronomie nicht besetzt. Es fehlten Köche genauso wie Kellner, Fachkräfte und Aushilfen von der Rezeption bis zum Tresen.

Auch bei der Hunsrück-Touristik GmbH heißt es: "Grundsätzlich blicken wir bezüglich der Corona-Pandemie positiv und hoffnungsvoll in die Zukunft." Allerdings bleibe abzuwarten, ob die Betriebe wieder mehr Mitarbeiter fänden. In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass sich viele Kellner und Köche umorientiert hätten.

Corona treibt Servicekräfte in andere Branchen

Dehoga-Präsident Gereon Haumann kann die Aussage der Touristiker bestätigen. Am schlimmsten sei die Lage zwar in Trier. Doch nicht nur viele Studenten habe man durch die Pandemie an andere Branchen verloren.

Schuld sei, so Haumann, auch die Corona-Politik mit ständig neuen Regeln und Lockdowns, die Mitarbeiter in der Gastronomie immer wieder in die Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit gezwungen habe.

Auch an der Mosel gibt es Personalnot

Marlies Allmacher, Chefin der Traben-Trabacher Stadtmühle, kann das bestätigen: "Seit der Pandemie sind mir einige Mitarbeiter abgewandert."

Marlies Allmacher betreibt die Historische Stadtmühle in Traben-Trabach seit zehn Jahren. "Die vergangenen zwei waren hart", sagt sie.  (Foto: SWR)
Marlies Allmacher betreibt die Historische Stadtmühle in Traben-Trabach seit zehn Jahren. "Die vergangenen zwei waren hart", sagt sie.

Einer ihrer früherer Kellner arbeite heute im Impfzentrum, ein anderer habe bei einem Handwerker angeheuert. Zudem fehlt es Allmacher an einem Vollzeit-Koch. Doch auf die ausgeschriebenen Stellen beim Arbeitsamt melde sich niemand.

Immer mehr Gastronomen ändern Öffnungszeiten

Für die Betreiberin des urigen Lokals an der Mosel und auch ihre Gäste hat diese Personalnot inzwischen Folgen. "Wir waren immer ein Betrieb, der 365 Tage im Jahr offen hatte", sagt Allmacher. Nun öffne sie nur noch am Wochenende. Für die übrigen Tage habe sie nicht mehr genug Personal.

"Kein Einzelfall", sagt Dehoga-Präsident Haumann. Immer öfter sähen sich Gastronomen inzwischen gezwungen, ihre Öffnungszeiten zu verändern oder gleich ganze Tage dichtzumachen.

Dehoga fordert: Arbeitsbedingungen verbessern

Der Hotel- und Gaststättenverband hat aber nicht nur Forderungen an die Politik. Er will seine Mitglieder auch ermuntern, selbst etwas gegen den Personalmangel zu unternehmen.

Einen ersten Schritt hat der Verband bereits selbst unternommen. Im Dezember hat der Dehoga einen neuen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten unterzeichnet, der den Beschäftigen eine Bezahlung über dem künftigen Mindestlohn von 12 Euro zusichert.

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Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Rheinland-Pfalz plant deutliche Lohnerhöhungen, um dem Personalmangel zu begegnen. Für die Gäste wird es teurer.

"Wir müssen den Beschäftigten mehr bieten, wenn wir sie halten wollen."

Neben der Bezahlung müssten die Gastronomen aber auch die weiteren Arbeitsbedingungen verbessern, um auch künftig Kellner und Köche für die Branche zu begeistern. Dazu gehörten auch attraktivere Arbeitszeiten und Dienstpläne.

Auswärts essen, könnte teurer werden

Im Gegenzug wünscht sich Haumann aber auch etwas von den Gästen: "Sie sollen uns wie auch in der Pandemie die Treue halten."

Auch bei steigenden Preisen für Essen und Trinken, die angesichts der steigenden Kosten fürs Personal aber auch die Energie zu erwarten seien.

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