In Osann-Monzel, einem Ort zwischen Mosel und Lieser, gibt es nun für Privatleute eine Prämie, wenn sie Gästezimmer oder Ferienhäuser einrichten. Denn für die Touristen, die in den Ort kommen, gibt es zu wenige Plätze. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance | Beate Tuerk)

Modellprojekt in Osann-Monzel

Prämien sollen für mehr Gästezimer an der Mosel sorgen

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In Osann-Monzel an der Mosel gibt es immer weniger Betten für müde Wanderer. Die Gemeinde hat Prämien für neue Gästezimmer beschlossen. Die Nachfrage ist aber noch überschaubar.

Auf ihrem Weingut in Osann-Monzel an der Mosel (Kreis Bernkastel-Wittlich) beherbergt Irmtrud Braun seit 20 Jahren Weinliebhaber und Wanderer. Sie kümmert sich tagein, tagaus um vier Gästebetten direkt im Haus. Aber die Arbeit mit den Gästezimmern fällt der 80-Jährigen zunehmend schwerer. Es findet sich jedoch niemand, der sie fortführen möchte. "Da haben die Kinder kein Interesse dran", sagt Braun. "Zu viel Arbeit."

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Deshalb gehen ihre Gästebetten wohl demnächst verloren. Und das, obwohl Osann-Monzel dringend Unterkünfte braucht. In der 1.800-Seelen-Gemeinde kreuzen sich Moselsteig und Jakobsweg, was viele Wanderer und Pilger aus aller Welt anzieht. Doch die finden immer häufiger kein Bett für die Nacht. In den letzten zehn Jahren seien bereits 150 Gästebetten weggefallen, sagt Bürgermeister Armin Kohnz.

Prämien für Gästezimmer

Kohnz fürchtet, dass Osann-Monzel weiter Übernachtungsgäste an andere Orte im Umland verliert. Der Hauptgrund dafür sei die demografische Entwicklung - "die Altersstruktur derer, die die Zimmer vermietet haben". Diese hätten oft ein Alter erreicht, "wo sie irgendwann gesagt haben, wir möchten das nicht mehr machen". Zudem seien ihnen Investitionen in die Räumlichkeiten oft zu teuer.

Zu wenige Übernachtungsmöglichkeiten seien aber ein Problem für den ganzen Ort, findet Kohnz. "Wenn irgendwann keiner mehr kommt, dann ist diese Mund-zu-Mund-Propaganda auch nicht mehr da unter den Kunden und Feriengästen. Und das darf einfach nicht passieren."

Deshalb steuert die Gemeinde nun dagegen und hat Anfang Februar ein Förderprogramm für Privatleute aufgelegt. Wer künftig in seinem Haus ein Gästezimmer einrichtet, kann einmalig bis zu 2.000 Euro Zuschuss bekommen, eine neue Ferienwohnung ist dem Ort bis zu 3.000 Euro wert.

Zwei Anfragen habe es schon gegeben, sagt Kohnz, eine davon sei auch schon bewilligt. "Das muss aber noch ein bisschen beworben werden."

DEHOGA-Chef lobt Initiative

Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) kommt die Initiative gut an.

"Wir haben in der Corona-Pandemie rund 2.500 Betriebe in Rheinland-Pfalz verloren", sagt der rheinland-pfälzische DEHOGA-Präsident Gereon Haumann. Nun gebe es nur noch rund 10.000 Betriebe.

Auf der Gegenseite gebe es aber eine steigende Nachfrage nach Gästebetten in Rheinland-Pfalz. "Wir suchen seit 20 Jahren zusätzliche Mitarbeiter", betont Haumann. Er hoffe deshalb, dass das Beispiel aus Osann-Monzel Schule mache. Das schaffe auch ein ganz anderes Bewusstsein für den Tourismus.

Hotel wird um Gästehaus erweitert

Die ersten, die in Osann-Monzel die Prämie beantragt haben, sind Harry und Doris Brösch. Die beiden führen schon seit zwanzig Jahren ein Hotel direkt am Moselsteig und Camino und wollen jetzt expandieren: "Da wir wirklich auch oft ausgelastet sind von den Hotelzimmern und keine Gäste mehr annehmen können", hätten sie noch ein Haus dazu genommen, erklärt Doris Brösch.

Genau gegenüber vom Hotel hat das Ehepaar ein altes Haus gekauft. Statt normal zu vermieten, bauen sie es nun mit Hilfe des Zuschusses der Gemeinde zu Ferienwohnungen um:  "Natürlich ist die Investitionsmenge viel höher, viel größer. Aber trotzdem nimmt man das gerne mit", sagt Harry Brösch. "Und das ist auch ein Anreiz für andere."

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