Fans halten ein Banner hoch auf dem steht, dass die WM in Katar boykottiert werden soll (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Pressebildagentur ULMER | Ulmer)

Wegen der Menschenrechte

Fußball-WM in Katar: Bei wem bleibt der Fernseher aus?

Stand

Wie halten Sie es mit der Fußball-WM in Katar? Schauen oder boykottieren? Da gehen die Meinungen auseinander. Wir haben Sportler, Politiker und Kulturmacher aus der Region Trier gefragt:

Viele Kneipen in der Region Trier werden die WM auf ihren Fernsehern laufen lassen. Bei einigen soll es aber dieses Mal keinen Fußball zu sehen geben. Und wie halten es die Menschen in der Region Trier mit der WM in Katar?

Ein Fernseh-Boykott während der WM-Übertragungen wird heftig diskutiert. Von "ich bin entsetzt über die Vergabe" bis hin zu "jetzt sollte es um das Sportliche gehen" ist bei der SWR-Umfrage unter bekannten Persönlichkeiten aus der Region Trier alles dabei.

Petra Moske vom Trierer Familienunterstützungsnetzwerk Nestwärme will sich die WM in Katar nicht anschauen (Foto: Esther Jansen)
Petra Moske vom Trierer Familienunterstützungsnetzwerk Nestwärme will sich die WM nicht anschauen. "Wegen Katar. Und wegen der Rolle der FIFA", sagt Moske. "Da werden Menschen ausgebeutet, damit sich Funktionäre die Taschen füllen können. Und dann zu sagen, dass diese Stadionarbeiter immerhin mehr verdienen als in ihrer Heimat ist der Gipfel. Diese Art Fußball hat für mich ihren Zauber verloren." Bild in Detailansicht öffnen
Hermann Lewen, der Gründer des Moselmusikfeativals wird die WM in Katar wegen der Menschenrechtsverletzungen nicht schauen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Birgit Reichert)
Hermann Lewen aus Bernkastel-Kues, Gründer des Moselmusikfestivals, hat sich im Vorfeld der WM sehr viele Dokumentationen zu Katar angeschaut. "Danach war ich entsetzt. Natürlich werde ich die WM nicht gucken." Abstrus sei, dass öffentlich-rechtliche Sender die WM übertragen. "Das Finale werde ich mir vielleicht trotzdem anschauen. Um zu sehen, was dieser Circus Maximus da veranstaltet." Bild in Detailansicht öffnen
Katarina Barley (SPD) lebt in Schweich und ist Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth)
Die stellvertretende Vorsitzende des Europaparlaments Katarina Barley aus Schweich wird die WM nicht gucken. "Mehrere tausend Gastarbeiter sind bei Bauarbeiten für die WM ums Leben gekommen. Mit den indiskutablen Äußerungen zu Homosexualität haben sich die dortigen Offiziellen ins menschenrechtliche Abseits begeben. Ich werde die Zeit lieber anderweitig nutzen, etwa um ein gutes Buch zu lesen oder einen Weihnachtsmarkt zu besuchen." Bild in Detailansicht öffnen
Der Co-Trainer von Eintracht Trier, Roger Stoffels wird sich die WM anschauen. Das Turnier sei jetzt vergeben und jetzt zähle das Sportliche (Foto: SWR, Maximilian Storr)
Roger Stoffels, Co-Trainer bei Eintracht Trier, war lange im Trainerstab des belgischen Erstligisten KAS Eupen, der katarischen Investoren gehört. Er will sich die WM anschauen. Jetzt gehe es um den Sport. Er glaubt aber, dass der Moment verpasst wurde, rechtzeitig über die Probleme der WM-Vergabe zu reden. "Im Fußball geht es auch darum, vorausschauend zu denken und zu handeln, damit verschiedene Szenarien nicht eintreten. Für mich wird viel zu wenig über die FIFA diskutiert." Bild in Detailansicht öffnen
Trierer Uni-Präsident Jäckel zu einem WM-Boykott Katar (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/Universität Trier | )
Michael Jäckel, Präsident der Uni Trier, sagt, dass man die WM wegen des medialen Aufwands gar nicht ignorieren könne. "Wegschauen? Das geht ja gar nicht." Er findet, dass das Turnier von Anfang an verkorkst war, ohne Atmosphäre und steril in bombastischer Architektur auf Kosten der Arbeiter. "Gut, dass einige Spieler und Teams politische Statements setzen wollen. Dafür bieten sich ja die Sekunden nach einem Tor an. Wünschen wir uns viele davon, egal auf welcher Seite. Denn wer möchte denn in Katar wirklich gewinnen?" Bild in Detailansicht öffnen
Ehemalige Weinkönigin Lena Endesfelder zur WM in Katar (Foto: SWR, Angelika Stehle)
Die ehemalige Deutsche Weinkönigin Lena Endesfelder aus Mehring wird die WM nur am Rande verfolgen. Kein Public Viewing in der Kneipe. "Das ist mein kleiner Protest – wenn mich jemand einlädt mitzukommen vielleicht einmal". Für Kneipen sei das ärgerlich. Eine WM bringe Umsatz, den sie zur Zeit bitter nötig hätten. Auch für die Fußballer sei das nicht einfach, glaubt sie: "Der Höhepunkt deiner Karriere vielleicht – und dann unter diesen Umständen." Bild in Detailansicht öffnen
Der Trierer Weibischof Jörg Peters zu WM in Katar (Foto: Bistum Trier/Thewalt)
Der Trierer Weihbischof Jörg Peters war fast 20 Jahre Sportbeauftragter der deutschen Bischöfe. Er blickt der WM mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits sei es ein großes Ereignis, auf das sich viele freuen, auf das sich Sportler lange vorbereiten und das von der Unterstützung der Fans lebt. "Andererseits werfen die Themen Arbeitsmigranten oder eingeschränkte Menschenrechte Fragen auf. Gut, dass viele dazu aufrufen, genau hinzuschauen und Missstände zu benennen - auch über die WM hinaus." Bild in Detailansicht öffnen
Baden-Württemberg

Thomas Hitzlsperger, ARD WM-Experte | 14.11.2022 Das kritisiert er an der Fußball-WM in Katar

Warum findet die Fußball-WM in Katar statt? ARD-Experte Thomas Hitzlsperger kritisiert die Vergabe, machte sich vor Ort ein Bild von Menschenrechten und deutscher Doppelmoral.

Leute SWR1 Baden-Württemberg

Fußball-WM in Katar Tote auf Baustellen, Homophobie und Kommerz: Rufe nach WM-Boykott verstummen nicht

Die Fußball-WM in Katar sorgt für reihenweise negative Schlagzeilen: ein WM-Botschafter, der Homosexualität als „geistigen Schaden“ bezeichnet, zahlreiche tote Arbeiter*innen auf Stadionbaustellen und dubiose Umstände der WM-Vergabe. Aufrufe zum Boykott bleiben da nicht aus.

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