Der Moselort Zeltingen-Rachtig im Kreis Bernkastel-Wittlich liegt neben der Hochmoselbrücke. Von überall im Ort ist das 160 Meter hohe und 30 Meter breite Bauwerk zu sehen, das sich über das Moseltal spannt.

Elisabeth Reis hatte sich in der Bürgerinitiative gegen die Hochmoselbrücke engagiert. Noch heute verzieht sie das Gesicht, wenn sie auf den sogenannten Hochmoselübergang angesprochen wird, also auf den 28 Kilometer langen Abschnitt, der den Hunsrück mit der Eifel und die Benelux-Staaten mit dem Rhein-Main-Gebiet verbindet.

Sie hält an ihrer Kritik von damals fest und behauptet: "Ich gucke weg." Ihr geht es nicht nur um die Brücke selbst. Nach wie vor kritisiert sie die ihrer Ansicht nach fehlerhafte Berechnung und die fehlende Wirtschaftlichkeit des Projekts.
Trotz Moselbrücke: mehr Touristen an der Mosel
Auch der Hotelier Markus Reis bleibt ein Gegner der Brücke. Er denke sich beim Anblick des monströsen Bauwerks, was für ein Blödsinn dort gebaut worden sei. Dennoch: die Schönheit der Mosel und der gute Wein hätten sogar mehr Gäste angelockt.

Die Brücke hat er in seine Ausflugsfahrten integriert. "Wir versuchen sie auf unseren Bullitouren mit den alten VW-Bussen immer in Szene zu setzen, indem wir die Brücke, die Situation erklären, wie sie dann gekommen ist." Aber er bleibt dabei: "Ich mag sie trotzdem nicht!"
Folgen der Moselbrücke nicht ausreichend geprüft
Viele Weinbaubetriebe, auf deren Weinberge der Schatten der Brücke fällt, erhielten eine kleine Entschädigung. Winzer Ulrich Griebeler fürchtet, dass andere Beeinträchtigungen bis heute noch nicht ausreichend geprüft sind. Aber es gebe deutschlandweit zu wenig spezialisierte Gutachter, sagt er.

Dabei hätten die Winzer an anderer Stelle profitieren können, meint Griebeler. Beim Bau waren Straßen angelegt worden. Diese Baustraßen hätten die Winzer gerne als Abkürzungen für ihre Weinberge genutzt. Aber sie wurden nach der Fertigstellung der Brücke wieder abgebaut.
Moselbrücke ein Einschnitt in die Natur
Bürgermeisterin Bianca Waters teilt viele Bedenken und die Kritik der Anwohner. Trotzdem versucht sie, dem Bau auch Positives abzugewinnen.

Auch für Bianca Waters ist die Brücke ein großer Einschnitt in die Natur. "Hätte mich jemand vorher gefragt, ob ich die Brücke haben will oder nicht, hätte ich gesagt, nein, ich brauche sie nicht," sagt Waters.
Damals, nach der Fertigstellung, habe sie gesagt, gut, sie ist jetzt da, wir müssen sie jetzt nutzen und dann müssen wir einfach das Positive rausziehen. Sie hat festgestellt, dass weniger Lastwagen durch Zeltingen-Rachtig rollen und Mitarbeitende in den Gewerbegebieten rund um den Ort schneller wieder zu Hause sind.
So leben die Menschen in Zeltingen-Rachtig inzwischen mit der Hochmoselbrücke. Bürgermeisterin Waters bringt es auf den Punkt: "Es wird keiner die Brücke wieder abbauen."