Wenn er daran denkt, dass die Frankfurter Buchmesse am Dienstag nach zwei Jahren in abgespeckter Form wieder wie gewohnt gestartet ist, dann ist es nicht nur Freude, die Ralf Kramp empfindet. Sein Verlag hat sich auf Krimis spezialisiert.
Denn wie viele andere Branchen sind auch Verlage, insbesondere kleine Verlage, von den aktuellen Krisen gebeutelt, sagt der Geschäftsführer des Hillesheimer KBV-Verlags: "Die Verlage leiden unter einer ganzen Ballung von Schwierigkeiten. Da sind die steigenden Energiepreise, die auch alle Zulieferer betreffen. Aber auch die Papierpreise sind immens in die Höhe geschossen."
Wegen Corona: Papier ist knapp
Dass Papier knapp werden würde, hat sich nicht erst seit der Energiekrise abgezeichnet, sagt Kramp: Schon Anfang des Jahres habe es große Streiks bei den Papierherstellern in Skandinavien gegeben.
Und auch die Coronakrise sei Schuld: Bestellungen im Internet schossen in die Höhe - die Papierhersteller haben daher auf das lukrativere Geschäft mit Versandkartons umgestellt und stellen kein hochwertiges Papier mehr her, sagt Kramp.
Er selbst habe aber Glück: Die Druckereien, mit denen der KBV-Verlag zusammen arbeitet, würden vorausschauend planen und Papier für gängige Bücher wie Krimis vorhalten.
Folgen für Leserinnen und Leser
Papier ist 40 Prozent teurer als vor der Krise, sagt Kramp, und das wird früher oder später auch die Kunden treffen: "Da die Rohstoffe knapper und teurer werden, müssen auch wir unsere Preise anheben."
Das gehe aber nur Schritt für Schritt und könne die derzeitigen Mehrkosten nicht ausgleichen. Denn würden die Buchpreise für die Verlage angemessen steigen, würden Kramp die Leserinnen und Leser weglaufen. Man müsse maßvoll vorgehen.
Amazon mache Verlagen das Leben schwer
E-Books seien bei der derzeitigen Krise nicht das große Problem. Die taugten zwar nicht wirklich als Geschenk, Leserinnen und Leser würden sie sich eher selbst kaufen und nach und nach ganz darauf umsteigen. "Das finde ich zwar schade, weil ich das bedruckte Papier liebe. Aber daran verdienen wir auch, weil wir die E-Books herstellen."
Ein viel größeres Problem für kleine Verlage sei der Versandhändler Amazon: Nachdem der in der Pandemie zunächst auf Haushaltsartikel und Toilettenpapier gesetzt habe, sei Amazon dann wieder auf Bücher umgeschwenkt, sagt Kramp.
Amazon habe sehr viele Bücher bei den Verlagen geordert und in sein Lager gelegt: "Und dann kam plötzlich in den ersten Monaten dieses Sommers der Gedanke bei Amazon, dass man doch gut das Lager bereinigen könnte. Dann wurden nicht so nachgefragte Artikel zurückgeschickt."
Bücher, die die Verlage in der Zeit, in der sie bei Amazon lagen, also nicht anderweitig verkaufen konnten. Aber auch hier hat der KBV-Verlag keine Probleme: Weil er enorme Rabatte hätte gewähren müssen, verkauft er nicht direkt über Amazon.
Ängste auf der Buchmesse
Ralf Kramp macht sich deshalb darauf gefasst, bei der Buchmesse auf Kolleginnen und Kollegen mit Ängsten zu treffen. Im Vergleich zu allen anderen Dingen des täglichen Lebens hätten Bücher in den letzten Jahren die geringste Preissteigerung gehabt: "Bücher müssten eigentlich viel teurer sein."
Die Branche habe jetzt also Angst, dass dieses Versäumnis auf sie zurückfällt. Wenn das Buch nämlich nicht mehr als Geschenkartikel zu Weihnachten verkauft wird - und das Weihnachtsgeschäft mache 40 Prozent des Jahresgeschäfts im Buchhandel aus - dann hätte die Branche ein Problem.
Dennoch Vorfreude auf die Buchmesse
Trotz all dieser Probleme und obwohl der KBV-Verlag in diesem Jahr nach der Coronapause noch keinen eigenen Stand dort hat, freut Kramp sich auf den Branchentreff: "Ich freue mich auf viele, viele Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen. Auf netten Austausch und neue Inspirationen."
Die Leserinnen und Leser können sich, sagt Kramp, auf Autorenlesungen des Verlags auf der Buchmesse freuen - und auf neuen Lesestoff: Gerade zum Jahresende kämen neue Romane von "treuen" Autorinnen und Autoren heraus, die jedes Jahr ein Buch im KBV-Verlag veröffentlichen.