Darunter sind wohl auch Interessenten aus dem internationalen Umfeld mit Interesse an der operativen Fortführung und Weiterentwicklung des Flughafens. Weitere inländische Bieter sollen eine alternative gewerbliche Entwicklung des Standortes anstreben.
Betriebsrats-Anwalt: "Hahn ein Goldstück"
Der Anwalt des Airport-Betriebsrats, Georg Wohlleben, nannte den Hahn "ein Goldstück". Seine seltene Nachtfluggenehmigung könne hochinteressant sein, etwa für den Einstieg großer Logistikfirmen.
Der Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn, Olaf Simon, hielt dagegen: Der Markt lasse sich nicht betrügen. Passagier- und Frachtzahlen reichen seiner Ansicht nach seit Jahren nicht annähernd aus, um schwarze Zahlen zu schreiben.
Er weist darauf hin, dass selbst die Fraport, die lange die Hauptanteile am Hahn gehalten hat, es nicht geschafft habe, den Flughafen in die schwarzen Zahlen zu bringen, sondern ihn letztendlich für einen Euro wieder verkauft habe. Er geht dennoch davon aus, dass ein neuer Investor für den Flughafen Hahn gefunden werden könnte. Ob der dann auch erfolgreich sein könnte, da ist Simon skeptisch.
Insolvenz für Hunsrücker wenig überraschend
Für Simon und viele andere Menschen im Hunsrück kommt die Insolvenz des Flughafens nicht wirklich überraschend. Dass die irische Airline Ryanair in der Vergangenheit immer mehr Strecken gestrichen habe, sei kein gutes Zeichen gewesen, sagen viele. Ein Hotelier in der Nähe des Flughafens hingegen bleibt optimistisch. Er geht davon aus, dass es weitergehen wird.
Das habe er alles schon oft erlebt, sagt Hotelier Walther Hitthaler. Er meint, dass es ja nicht unüblich sei, dass eine Insolvenz genutzt werde, um Ballast abzuwerfen und unter anderem Namen weiter zu machen. Vielleicht sei das auch beim Flughafen Hahn so. Er glaubt jedenfalls fest an den Fortbestand des Hunsrück-Flughafens.
"...und morgen läuft alles wieder weiter wie vorher."
Insolvenzverwalter hat Ruder übernommen
Am Hahn hat jetzt der Insolvenzverwalter übernommen: Über seine Frankfurter Kanzlei ließ der vorläufige Insolvenzverwalter Markus Plathner schriftlich mitteilen, der Flugverkehr finde wie von den Fluggesellschaften geplant statt. Dies sei wichtig für alle Reisenden und Frachtspediteure.
Er werde jetzt vor Ort die Möglichkeiten für die Sanierung des Unternehmens ausloten, so Plathner. Die Belegschaft werde kurzfristig informiert.
Der nächste Schritt werde sein, die Löhne und Gehälter der Beschäftigten zunächst kurzfristig auszuzahlen - über eine sogenannte Insolvenzgeld-Vorfinanzierung. In der Mitteilung wird Plathner als erfahrener Sanierungsexperte bezeichnet. Nach seinem Engagement 2014 für den Flughafen Zweibrücken sei dies bereits sein zweiter Einsatz als Insolvenzverwalter für einen deutschen Flughafen.
Entscheidung über Insolvenzgeld steht kurz bevor
Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di steht die Entscheidung über die Zahlung des Insolvenzgeldes kurz bevor. Gewerkschaftssekretär Marko Bärschneider sagte dem SWR, die Finanzierung werde spätestens am Donnerstag abschließend geklärt. Die Voraussetzungen für das Insolvenzgeld seien auf jeden Fall gegeben.
Die Beschäftigten bekämen damit im Oktober, November und Dezember ihr Geld in voller Höhe. Dies sei sehr wichtig, so Bärschneider - denn natürlich gebe es Existenzängste und wenn jetzt die Beschäftigten abspringen würden, sei das Schicksal des Flughafens endgültig besiegelt.
Der Betrieb könne erst einmal weiter gehen, so Bärschneider. Es gebe nun drei Monate Zeit, um Investoren zu finden. Nach Angaben von ver.di sind von der Insolvenz rund 500 Beschäftigte betroffen. Darunter Mitarbeiter der Flughafen GmbH sowie der Unternehmen im Umfeld der Gesellschaft.
Fünf Gesellschaften melden Insolvenz an
Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH hatte beim Amtsgericht Bad Kreuznach Insolvenz beantragt. Es seien Insolvenzanträge von fünf Gesellschaften im Umfeld des Flughafen Hahns eingegangen, teilte das Amtsgericht Bad Kreuznach dem SWR mit. Insolvenz angemeldet haben demnach die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, die JFH Jet Fuel Hahn GmbH, die HNA Airport Services GmbH, die HNA Tech GmbH und die HHN Aviation Security GmbH.
Airport gehört zum Großkonzern HNA
Der Regionalflughafen gehört dem chinesischen Großkonzern HNA. Der hatte bereits im Februar Insolvenz angemeldet. Gläubiger beantragten die Neuausrichtung des hoch verschuldeten Großkonzerns. Damals hieß es, dass die Restrukturierung keine Auswirkungen auf den Betrieb des Flughafens Frankfurt-Hahn und dessen Betreibergesellschaft haben sollte.
Zuletzt hatte der Flughafen noch angekündigt, mehr Personal einstellen zu wollen. Während die Passagierzahlen am Flughafen eingebrochen waren, hatte sich das Frachtgeschäft weitgehend positiv entwickelt.
Betriebsleiter war Anfang Oktober noch optimistisch

Der Betriebsleiter Christoph Goetzmann wollte sich zu den aktuellen Geschehnissen nicht äußern. Er hatte Anfang Oktober noch betont, den Flughafen ohne Beihilfen und ohne Kurzarbeit durch die Corona-Pandemie gesteuert zu haben. Die Flughafen-Geschäftsführung erwartete laut ihrem im Bundesanzeiger veröffentlichten Bericht 2020 trotzdem einen Fehlbetrag. Je nach Verlauf der Pandemie plane man, "dass bis zum Jahr 2024 ein positives Konzernergebnis erreicht werden kann", hieß es darin. Nach diesem Zeitpunkt dürfen Flughäfen gemäß EU-Recht generell keine staatlichen Subventionen mehr bekommen.
Im Sommer hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine Klage von Lufthansa zurückgewiesen. In diesem Rechtsstreit um Steuergeld in Millionenhöhe ging es um staatliche Beihilfen für den Hunsrück Flughafen seit 1997 und um Verträge mit Ryanair über Flughafenentgelte.
Sorge um Arbeitsplätze
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg, Harald Rosenbaum, war nach eigenen Angaben sprachlos, als er von der Insolvenz erfuhr. Im SWR-Interview sagte er, die Sache scheine ernst zu sein, da nicht nur die Flughafen Hahn GmbH, sondern auch vier weitere für den Betrieb des Flughafens wichtige Firmen Insolvenz angemeldet hätten.
Am Flughafen und dem Flugbetrieb hingen jede Menge Arbeitsplätze und eine ganze Menge Firmen. Das Schlimmste wäre, wenn der Betrieb eingestellt werden müsste. Deshalb müsse eine Lösung gefunden werden, wie der Betrieb des Flughafens aufrecht erhalten werden kann, sagte Rosenbaum. Entweder durch den Eigentümer HNA oder durch einen neuen Investor.
"Im Terminal sieht es aus wie in einem verbrannten Dorf"
Der Vorsitzende der Bürgerinitiative "Bürger für Hahn", Werner Heich, die sich seit Jahren für den Flughafen Hahn einsetzt, bezeichnet die Insolvenz der Flughafen GmbH als Schlag für die gesamte Hunsrückregion. Im SWR-Interview sagte er, die große Frage sei nun, wie es weiter gehe. Ob der Hahn zu retten sei, sei zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Im Terminal sehe es aus wie "in einem verbrannten Dorf". Dort werde seit Monaten nichts gemacht.