Der Flughafen Frankfurt-Hahn im Hunsrück bei Lautzenhausen (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Vom Militär- zum Zivilflughafen

Flughafen Hahn: Chronologie eines Luftfahrt-Experiments

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Lange war der Hahn ein US-Luftwaffenstützpunkt. 1993 wandelte ihn das Land dann mit großen Hoffnungen in einen zivilen Flughafen um. Die Chronologie eines Experiments.

1951: Frankreich beginnt mit dem Bau eines Militärflughafens.

1952: Die USA übernehmen den Flughafen und bauen ihn zur Hahn Air Base aus. Der Flughafen wird zur größten US-Luftwaffenbasis in Deutschland nach Ramstein. Mehr als 10.000 Amerikaner leben rund um den Airport. Der Flughafen trägt zum Ruf von Rheinland-Pfalz als "Flugzeugträger der Nation" bei.

1991: Das US-Militär verlässt den Flughafen. Die Planungen für eine zivile Nutzung beginnen.

14. September 1992: Erstmals landet ein Passagierflugzeug auf dem Hahn. An Bord: Der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) und der damalige Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP).

1993: Die zivile Nutzung des Hahn beginnt. Am 15. Mai bringt eine Boeing 737 der Condor in einem Probelauf zum ersten Mal Urlauber in den Hunsrück. Am 30. September übergeben die USA den Flughafen der zivilen Verwaltung. Ziel ist es, mit dem Hahn den Frankfurter Flughafen zu entlasten. Im Gegensatz zum Rhein-Main-Riesen verfügt der Hunsrück-Airport über eine Nachtfluggenehmigung und gilt als relativ leicht erweiterbar.

Passagiere besteigen 1993 auf dem Flugplatz Hahn im Hunsrück ein Charterflugzeug der Condor.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Passagiere besteigen 1993 auf dem Flugplatz Hahn im Hunsrück ein Charterflugzeug der Condor. Picture Alliance

1995: Die Betreibergesellschaft Flughafen Hahn GmbH wird gegründet.

22. April 1999: Erstmals landet ein Passagierflugzeug der irischen Fluggesellschaft Ryanair auf dem Hahn. Die Landung läutet ein neues Zeitalter des Luftverkehrs ein. Seitdem machen Billigflieger auch in Deutschland den etablierten Airlines Konkurrenz.

Ein Linienflugzeug der irischen Billig-Airline Ryanair wird mit Gepäck beladen. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Ein Linienflugzeug der irischen Billig-Airline Ryanair wird mit Gepäck beladen. Picture Alliance

2005: Hessen wird neben Rheinland-Pfalz und der Fraport AG dritter Miteigentümer des Flughafens.

2007: Mit rund vier Millionen Passagieren verzeichnet der Hunsrück-Airport eine Rekordzahl an Fluggästen. Sie wird in den folgenden Jahren nicht mehr erreicht. Trotz des Rekords schreibt der Flughafen rote Zahlen: Minus 16 Millionen Euro.

2009: Die Fraport AG zieht sich vom Hahn zurück. Das Land Rheinland-Pfalz übernimmt ihren Anteil an der Betreibergesellschaft. Grund für den Rückzug der Fraport AG ist der Streit über den sogenannten HahnTaler. Die Fraport AG hatte gefordert, einen Aufpreis auf Tickets aufzuschlagen, um wieder in die Gewinnzone zu kommen. Ryanair und Rheinland-Pfalz hatten dagegen ihr Veto eingelegt.

So sah der Entwurf für den sogenannten HahnTaler aus. Fluggäste sollten ihn für drei Euro erwerben und so das Defizit des Flughafens reduzieren.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
So sah der Entwurf für den sogenannten HahnTaler aus. Fluggäste sollten ihn für drei Euro erwerben und so das Defizit des Flughafens reduzieren. Picture Alliance

2010: Der Flughafen hat weiter finanzielle Probleme und erwirtschaftet einen Fehlbetrag von 10,8 Millionen Euro. In den Folgejahren liegt das Minus bei 10,6 beziehungsweise 5,7 Millionen Euro.

2011: Ein Rekordjahr beim Frachtaufkommen für den Flughafen Hahn: 290.000 Tonnen an Frachtgütern werden abgewickelt. Die Fluggastzahlen sinken jedoch weiter auf 2,9 Millionen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) kündigt an, den Flughafen verkaufen zu wollen.

Juli 2011: Die EU-Kommission eröffnet ein Beihilfeverfahren zum Hahn. Die Brüsseler Wettbewerbshüter vermuten, dass der Flughafen mit illegalen staatlichen Subventionen unterstützt wurde. Dem Airport drohen Rückzahlungen in Millionenhöhe.

2013: Die Frachtgesellschaften Aeroflot (im Juli) und Qatar Airways Cargo (im Oktober) ziehen sich vom Flughafen zurück. Der Hahn-Kunde Air Cargo Germany (ACG) muss im Mai Insolvenz anmelden. Im Passagierbereich sind die Zahlen ebenfalls weiter rückläufig.

Ein Frachtflugzeug der Air Cargo Germany steht in einem Hangar am Flughafen Hahn.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Ein Frachtflugzeug der Air Cargo Germany steht in einem Hangar am Flughafen Hahn. Picture Alliance

Februar 2013: Der bisherige Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM), Heinz Rethage, löst Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher ab. Um den Hunsrück-Flughafen vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren, beschließt die rot-grüne Landesregierung einen Nachtragshaushalt mit 80 Millionen Euro. Die Schuldenlast des Hahn ist gewaltig: Bis 2017 werden Kreditverpflichtungen von 120 Millionen Euro fällig.

Juli 2013: Die EU-Kommission stellt neue Regeln für Regionalflughäfen vor. Betriebsbeihilfen sollen demnach maximal zehn Jahre lang möglich sein, danach müssen sich Flughäfen selber tragen. An Investitionen in Infrastruktur darf sich der Staat nur noch nach Größe des Flughafens gestaffelt beteiligen.

September 2013: Nach Unstimmigkeiten zwischen Rethage und Co-Geschäftsführer Wolfgang Pollety und Gerüchten um Misswirtschaft setzt das Land eine Personalrochade am Hahn in Gang: Pollety wird freigestellt und vom ehemaligen Geschäftsführer des Flughafens Dortmund, Markus Bunk, beerbt. Auch Aufsichtsratschef Johannes Endler nimmt seinen Hut. Sein Nachfolger wird Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD).

23. September 2013: Der Aufsichtsrat des Hahn beschließt ein Sanierungskonzept für den Flughafen. Ziel ist es, das Ergebnis in einigen Jahren um mindestens 7,5 Millionen Euro zu verbessern. 2023 müsse die "schwarze Null" stehen, heißt es. Erreicht werden solle dies u.a. durch höhere Parkgebühren, einen Ausbau des Frachtgeschäfts und niedrigere Sponsoring-Ausgaben.

Oktober 2013: Der Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz reicht Auskunftsklage gegen die Flughafen Frankfurt Hahn GmbH ein. Dabei geht es um zwei Kreditvergaben in Höhe von jeweils fünf Millionen Euro durch die Flughafengesellschaft und die landeseigene Förderbank ISB an die Frachtfluglinie Air Cargo Germany. Diese ist inzwischen insolvent. Die Kredite tauchen später auch im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes als Beispiele für die Verschwendung von Steuergeld auf.

November 2013: Die Kredite an die Air Cargo Germany werden ein Fall für die Justiz: Der Bund der Steuerzahler stellt Strafanzeige wegen Untreueverdachts gegen den früheren Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher und Co-Geschäftsführer Wolfgang Pollety.

2014: Die Frachtzahlen des Flughafens brechen ein: Nur noch 130.000 Tonnen an Frachtgütern werden über den Hahn abgewickelt. Die Fluggastzahlen sinken ebenfalls.

21. März 2014: Die Staatsanwaltschaft lässt Geschäftsräume am Flughafen Hahn durchsuchen. Es geht um die Geschäftsbeziehungen des Flughafens zur Firma Serve & Smile Dienstleistungs GmbH (SSD). Es bestehe der Verdacht, dass der Dienstleister in einer Weise begünstigt wurde, die zu einem "derzeit nicht bezifferbaren Vermögensnachteil" der Flughafengesellschaft führte. Im April werden die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Untreue auf insgesamt sieben Personen ausgeweitet. Unter ihnen ist Ex-Hahn-Chef Schumacher.

7. Mai 2014: Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage muss gehen. Der zweite Geschäftsführer Markus Bunk hat nun das Sagen und wird später alleiniger Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH. Die Stelle des ausgeschiedenen Geschäftsführers Heinz Rethage wird nicht neu besetzt.

1. Oktober 2014: Die EU-Kommission erklärt die staatlichen Beihilfen für den Hahn für rechtmäßig, auch gegen den von der Landesregierung geplanten Verkauf des Airports hat Brüssel nichts einzuwenden.

2. Dezember 2014: Das rheinland-pfälzische Kabinett billigt die Pläne zur Neuausrichtung des Flughafens. Der Hahn soll entschuldet und 2015 europaweit zum Verkauf ausgeschrieben werden.

17. März 2015: Die chinesische Yangtze River Express kündigt an, den Hahn zu verlassen. Damit verliert der Flughafen ein Drittel seines Frachtaufkommens.

Eine Maschine der chinesischen Frachtlinie wird am Flughafen Hahn entladen. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Eine Maschine der chinesischen Frachtlinie wird am Flughafen Hahn entladen. Picture Alliance

30. März 2015: Die Landesregierung bietet den Hahn zum Verkauf an. In überregionalen Zeitungen und im europäischen Amtsblatt sind Anzeigen geschaltet. Darin werden mögliche Bieter über das Verfahren informiert und aufgefordert, ihr Interesse zu bekunden. Im nächsten Schritt sollen die Bieter ihre Konzepte für den Hunsrück-Flughafen darlegen.

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SWR