Ein kleiner Clown sitzt hinter der Frontscheibe des Wohnmobils von Hubert Maciolek. Die Figur trägt Rot-Weiß, die Stadtfarben von Köln. Was wenig verwundert, denn die Macioleks stammen aus Troisdorf, etwa 20 Kilometer von der Rhein-Metropole entfernt.
Dem rheinischen Karneval allerdings wollte das Ehepaar dieses Jahr entfliehen. Statt auf dem Umzugswagen sitzen die Macioleks dieser Tage in ihrem Wohnmobil. "Wir haben jahrelang so viel gefeiert", sagt Maciolek: "Und jetzt ist es auch mal gut. Da fahren wir lieber in der Weltgeschichte herum."
Sie verbringen die Fastnachtszeit daher lieber abseits des Trubels, auf dem Reisemobilpark in Saarburg. Und sie sind nicht die einzigen hier am Flussufer. Rund zwanzig Wohnmobile stehen auf dem Platz, mit Kennzeichen aus Mainz, Köln und Siegburg.
Fastnachtsflüchtlinge zieht es vom Rhein an die Saar
"Die meisten Gäste, die wir jetzt haben, stammen aus dem Rhein-Main-Gebiet und dem Rheinland", sagt Betreiber Bernd Eilenz: "Das ist ganz typisch für die Fastnachtszeit, dass viele kommen, die mit dem Karneval nichts am Hut haben und dem eher entfliehen wollen."
Dieses Wochenende sei daher deutlich mehr los als an anderen Tagen im Januar oder Februar. Camping im Winter werde zwar auch an der Saar beliebter, sei aber noch immer kein großes Thema, sagt Eilenz: "Hauptsaison bleibt für uns der Sommer".
Wintercamping boome weiterhin vor allem in Skigebieten oder in wärmeren Regionen wie Spanien oder Südfrankreich. "Aber wir wollen lieber alle vier Jahreszeiten erleben", sagt Hubert Maciolek, "statt irgendwo am Mittelmeer zu überwintern."
Viele Campingplätze in der Region sind im Winter geschlossen
Der Troisdorfer reist schon seit 35 Jahren mit dem Wohnmobil, auch in der kalten Jahreszeit. Er war mit seinem Camper schon in Schweden und auf den norwegischen Lofoten. "Die Fahrzeuge haben mittlerweile sehr gute Heizungen. Da kannst du in Skandinavien im Schneegestöber stehen und hast drinnen trotzdem noch 18 Grad", sagt der Troisdorfer.
Doch nicht alle Wohnmobile sind so gut ausgestattet und mit dem Zelt kann es dieser Tage schon noch sehr ungemütlich werden. Daher sind auch längst nicht alle Campingplätze während der närrischen Zeit geöffnet.
An der Mosel bleiben die meisten wegen Hochwassergefahr bis zum Frühling geschlossen. Im Hunsrück und in der Eifel lohnt sich das Geschäft nicht, erzählen Betreiber. Dass ein Platz, wie der Saarburger Reisemobilpark, das ganze Jahr geöffnet ist, ist in der Region eher die Ausnahme.
Camping-Boom durch Corona
2007 hat Eilenz den Platz aufgemacht, als Nebenerwerb zu seinem Weingut im Nachbarort Ayl. Dass es dann so gut lief, hat ihn überrascht. Und Corona habe dem Camping und damit auch seinem Geschäft nochmal einen Aufschwung gegeben.
Fernreisen waren während der Pandemie ja kaum noch möglich, Hotels und Ferienwohnungen lange geschlossen. Da kauften sich viele ein Wohnmobil und verbrachten den Urlaub in der Heimat. Ein Trend, der weiterhin anhalte, sagt Eilenz.
Hubert Maciolek kommt auch gerne wieder. Er war schon einige Male in Saarburg: "Uns gefällt die kleine, mittelalterliche Stadt aber auch der Platz, da passt einfach alles."
Was sie so machen? Am Samstag ging es nach Saarburg. Die Troisdorfer haben sich den Umzug anschaut, um zu sehen "wie Karneval hier gefeiert wird". So ganz ohne Fastnacht kommen die Rheinländer dann also doch nicht aus.