Die Tankstelle in der Zurmaiener Straße ist die einzige in der Region Trier mit einer Zapfsäule für Erdgas.  (Foto: SWR)

Kaum Wagen, kaum Tankstellen

Warum Erdgas für Autos in der Region Trier gefloppt ist

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Erdgas gilt als klimafreundlicher Treibstoff. Dennoch finden sich kaum Gas-Autos auf den Straßen. Woran das liegt und warum die wenigen Erdgas-Fahrer sich darüber ärgern.

Benjamin Jung hat sich vor einigen Wochen einen Kleinwagen gekauft, der mit Gas fährt. Der junge Mann aus Pluwig bei Trier ist überzeugt von der Technik. Trotzdem beginnt er, sich Gedanken über sein neues Auto zu machen. Denn mit dem Fahrzeug ist er zwar zufrieden. Aber nicht mit dem Tankstellen-Netz.

In der gesamten Region Trier gibt es nur eine Zapfsäule, an der er "Compressed Natural Gas", kurz CNG, bekommt. "Und ich mache mir jetzt schon Sorgen, dass die irgendwann auch zumacht", sagt Jung.

Die Tankstelle in der Zurmaiener Straße ist die einzige in der Region Trier mit einer Zapfsäule für Erdgas.  (Foto: SWR)
CNG heißt der Treibstoff auf Basis von Methan, den man auch in Trier tanken kann.

Stadtwerke haben Zapfsäule in Wittlich geschlossen

Die Zapfsäule gehört zu einer Tankstelle im Norden von Trier. Betrieben wird sie seit 2006 von den Stadtwerken, die bei der Eröffnung noch mit dem "Alternativkraftstoff der Zukunft" warben. Die Stadtwerke hatten schon zwei Jahre Erfahrung mit einer Gas-Tankstation in Wittlich.

Diese Anlage allerdings gibt es nicht mehr. "Wir haben sie im November 2022 aufgrund rückläufiger Absatzzahlen geschlossen", schreibt Yannick Schneider von den Stadtwerken Trier. In ganz Rheinland-Pfalz gibt es nur noch 29 Gas-Zapfsäulen. Vom Kraftstoff der Zukunft spricht schon lange niemand mehr.

Die Tankstelle in der Zurmaiener Straße ist die einzige in der Region Trier mit einer Zapfsäule für Erdgas.  (Foto: SWR)
Die Tankstelle in der Zurmaiener Straße ist die einzige in der Region Trier mit einer Zapfsäule für Erdgas.

Rund 300 Gas-Autos in der Region Trier unterwegs

Während immer mehr Elektro-Fahrzeuge auf unseren Straßen unterwegs sind - nach Angaben der Kreise sind es inzwischen mehr als 15.000 - kauft kaum jemand Gas-Autos. In der gesamten Region Trier sind nicht mehr als 300 CNG-Modelle zugelassen, teilen die Landkreise mit.

Benjamin Jung ist einer davon. Der Pluwiger fragt sich allerdings, warum es nicht noch mehr Autofahrer wie ihn gibt: "Mit Erdgas zu fahren, schädigt die Umwelt nicht so stark und ist auch noch günstiger." Woran liegt es also, dass so wenige Leute Gas geben?

Ökobilanz besser als Benzin oder Diesel

Diese Frage beschäftigt auch Prof. Hartmut Zoppke von der Hochschule Trier. Sein Befund ist eindeutig: "Der Erdgasantrieb wäre in den letzten 20 bis 30 Jahren eine große Chance gewesen." Denn die CNG-Motoren verursachen wesentlich weniger Treibhausgase als Benziner oder Diesel.

Wäre die Technologie von der Politik gefördert worden, hätte man auch eine Akzeptanz am Markt erreichen können, sagt der Experte: "Es fehlte offenbar der Wille dazu." Inzwischen allerdings gebe es mit der Elektromobilität eine Alternative, die sich zunehmend im Individualverkehr durchsetze.

Elektromobilität verdrängt Gas-Autos

Das sieht auch sein Kollege Henrik Te Heesen so, Professor für erneuerbare Energie am Umwelt-Campus in Birkenfeld. Elektroautos schnitten, was die Klimabilanz angehe, besser ab als alle anderen Motorentypen - zumindest dann, wenn man sie mit Ökostrom betanke.

Anders sähe es aus, wenn man die Gas-Autos mit Biomethan anfeuern würde. Das allerdings stehe im Moment nicht in entsprechenden Mengen und Kosten zur Verfügung, so Te Heesen. Genauso wenig übrigens wie der Ökostrom zur Betankung der Elektrofahrzeuge. Das scheint Kunden aber weniger zu stören.

Professor Henrik Te Heesen ist Physiker. Der Wissenschaftler lehrt und forscht im Fach Umwelttechnik am Campus in Birkenfeld.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Professor Henrik Te Heesen ist Physiker. Der Wissenschaftler lehrt und forscht im Fach Umwelttechnik am Campus in Birkenfeld.

Volkswagen setzt nur noch auf E-Antrieb

Für Fans des Gas-Motors ist der Fall klar: Die Festlegung der Bundesregierung auf E-Mobilität sei "ideologisch", heißt es bei der Firma Gibgas Medien, die ein Fachportal über CNG im Internet betreibt. Geschäftsführerin Birgit Maria Wöber schreibt: "Die Bundesregierung ignoriert BioCNG. Man hat die E-Mobilität für alternativlos erklärt."

Daran habe auch der Volkswagen-Konzern seinen Anteil. Der beschloss unter der Führung von Herbert Diess allen alternativen Antrieben bei der Entwicklung ein Ende zu setzen und rein auf die E-Mobilität zu setzen.

Erdgas ist günstiger zu haben als Benzin und Diesel - auch in Trier.  (Foto: SWR)
Erdgas ist günstiger zu haben als Benzin und Diesel - auch in Trier.

Wöber würde sich wünschen, dass die Politik die Frage nach der Mobilität der Zukunft mit "weniger Ideologie, mehr Pragmatismus und Technologieoffenheit" angeht. Wissenschaftler Te Heesen vom Umwelt-Campus Birkenfeld hingegen sieht keine große Zukunft für die Erdgas-Autos: "Ich denke, die Elektromobilität hat sich mittlerweile im Individualverkehr durchgesetzt, sodass eine Umkehr zu CNG oder auch zu Wasserstoff-Pkw nicht kommen wird."

Elektromobilität auf dem Vormarsch

Auch der Krieg in der Ukraine und die Gaskrise dürften dazu beigetragen haben, dass Gas weniger populär ist. Diesen Trend erkennt man auch bei den Stadtwerken Trier. "Der sinkende Absatz und die aktuellen Entwicklungen auf dem Gasmarkt zeigen, dass die Zukunft hier eindeutig in der Elektromobilität liegt", erklärt Pressesprecher Yannick Schneider.

Seit Jahren bauen die Stadtwerke daher auch die Ladeinfrastruktur in der Region Trier aus. In die Infrastruktur für Gas-Autos zu investieren, kommt für die Stadtwerke nach eigenen Angaben hingegen nicht mehr infrage. Es seien keine neuen Zapfsäulen geplant.

Kein Biogas aus Bitburg für den Autotank

Und auch das Biogas, das die Stadtwerke in einer Anlage in Bitburg zu Erdgas veredeln, sei nicht für Autotanks gedacht. "Das Biomethan, das wir in der Eifel produzieren, nutzen wir vollständig für die Wärmeversorgung und flexible Stromerzeugung mit grünem Gas", sagt Schneider.

Das Gas, das aus der Zapfsäule in Trier kommt, haben die Werke bei Großhändlern eingekauft. Ob es aus Biomethan gewonnen wird, ist zumindest zweifelhaft und bei den Stadtwerken nicht bekannt, "da Großhändler auf dem Gasmarkt nicht ausweisen müssen, wo sie das Gas eingekauft haben". Nach Einschätzung von Professor Te Heesen handelt es sich CNG meist um "konventionelles Erdgas".

Wolfgang Francois (rechts, daneben Mitarbeiter Tobias Kessler) betreibt in Bitburg eine Aufbereitungsanlage für Biogas.  (Foto: SWR, Christian Altmayer)
Wolfgang Francois (rechts, daneben Mitarbeiter Tobias Kessler) betreibt in Bitburg eine Aufbereitungsanlage für Biogas.

Zapfsäule in Trier bleibt noch erhalten

Für Benjamin Jung sind diese Informationen enttäuschend. Er hätte sich gewünscht, dass die Politik die Technologie fördert und für eine Infrastruktur sorgt. "Solange es noch nicht genug Ökostrom gibt, ist ein E-Auto ja auch nicht besser für die Umwelt", sagt Jung.

Immerhin eine seiner Sorgen ist nach Angaben der Stadtwerke unbegründet. Die Zapfsäule im Trierer Norden wird erst mal weiterlaufen. Pläne, sie zu schließen, gebe es nicht.

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