Wenn Kirchen im Bistum Trier kalt bleiben, muss man sich wie hier mit Decken behelfen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/HMB Media/Heiko Becker)

Richtlinie des Bistums Trier zum Energiesparen

Was tun, wenn Kirchen an der Mosel kalt bleiben?

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Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon (Foto: SWR)

Das Bistum Trier empfiehlt in einer Richtlinie, nur zwei Kirchen einer Pfarrei auf maximal elf Grad zu heizen. Ein Pfarrer von der Mosel will auch Energie sparen - aber nicht so.

Traditionell beginnt an Allerheiligen in den Kirchen des Bistums Trier das Heizen - zumindest wäre das so, wenn der Herbst nicht wie jetzt so warm wäre. Und dieses Jahr ist es ohnehin anders: Um die Energiesparziele der Bundesregierung zu erreichen, empfiehlt das Bistum, dass nur zwei Kirchen einer Pfarreiengemeinschaft geheizt werden dürfen - egal, ob sie fünf oder 20 Kirchen hat.

Ein Pfarrer von der Mosel will das so aber nicht umsetzen. In seiner Pfarrei gibt es sechs Kirchen, in denen fast regelmäßig Sonntagsgottesdienste stattfinden. Der Verwaltungsrat der Pfarrei hat vergangene Woche beschlossen, dass nicht zwei, sondern drei der Kirchen im Winter auf zehn Grad geheizt werden.

"Das Bistum hat zu Recht gesagt, dass wir Energie sparen müssen. Das ist gut so und das wollen wir auch. Aber wir werden von der Zwei-Kirchen-Regelung abweichen."

Die weiteren drei Kirchen werden jeweils zu den Gottesdiensten einmal im Monat auch auf zehn Grad geheizt. Die restlichen Tage im Monat sollen diese Kirchen auf maximal fünf Grad beheizt werden, damit dort nichts einfriert, sagt der Pfarrer: "Ich denke, durch unsere Regelung sparen wir genauso viel, wie wenn wir zwei Kirchen heizen würden, in denen häufiger Gottesdienste gefeiert werden."

Menschen beim Energiesparen nicht vergessen

Ihm und den anderen Mitgliedern sei es wichtig gewesen, neben dem Energiesparen auch an die Menschen zu denken: "Wir haben glücklicherweise noch Gottesdienstbesucher und wollen die auch nicht ganz verprellen."

"Wir haben gerungen und gesagt: Wenn wir eine Kirche über den Winter schließen würden, die nur auf fünf Grad geheizt wird, dann kommen die Menschen nicht mehr."

Selbstverständlich müsse Energie gespart werden, aber Gottesdienste und Veranstaltungen müssten weiter in Räumen der Kirche stattfinden können. Solange im Moment in der Gegend noch überall Gottesdienste gefeiert werden, solange seien die Menschen daran auch gewöhnt und nicht bereit, bei einer Schließung zur Kirche zwei Orte weiter zu fahren.

Zwar hätten die Gemeinden in seiner Pfarrei auch durch Corona nicht so viele Gläubige verloren, wie das womöglich woanders der Fall sei. Dennoch kämen ohnehin schon weniger Menschen in die Kirche und dem klassischen Gottesdienst fehle der Nachwuchs: "Deswegen wollen wir nicht so drastisch schließen, weil wir das zarte Pflänzchen noch erhalten wollen."

Richtlinie sorgt für Verwirrung

Die Richtlinie des Bistums kommt dem Pfarrer schwammig vor und er tut sich schwer mit einer Interpretation. Einerseits ist von einer Empfehlung die Rede, andererseits heißt es, es "dürfen" im Winter nur zwei Kirchen beheizt werden, was wie ein Zwang klingt: "Es geht von einer strikten Bindung bis dahin, dass man selbst entscheiden kann. Aber ich sehe die Richtlinie als Orientierungsrahmen, an dem wir uns ja auch orientiert haben."

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So will offenbar auch das Bistum die Richtlinie verstanden haben. Nach Angaben einer Sprecherin handelt es sich dabei nicht um eine Dienstanweisung. Die ohnehin eigenständigen Kirchengemeinden, die auch ihre Gebäude selbst unterhalten, müssten also nicht mit Sanktionen rechnen, wenn sie sich nicht daran halten. Es gebe auch Pfarreien, die ihre Kirchen gar nicht heizen wollen.

"Wir haben den Eindruck, dass die Pfarreien selbst sehr verantwortlich und gut mit der Situation umgehen und die Handlungsempfehlungen auf ihre Lage anpassen."

Die Empfehlungen seien nur rechtlich bindend, sofern sie aus der Verordnung der Bundesregierung hervorgehen. Das heißt: Die Raumtemperaturen in den Pfarrbüros sind vorgeschrieben, da diese in der Bundesverordnung so für Büroräume festgelegt wurden.

Neue Temperaturen überwachen, ist kein Problem

Die kälteren Temperaturen einzuhalten, ist für die Pfarrei an der Mosel kein Problem, sagt der Pfarrer. Die Kirchen seien mit modernen, computergesteuerten Heizungen ausgestattet: "Über ein Touchpad stellen wir dann einfach die gewünschte Temperatur ein."

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Außerdem habe man Thermometer und Hygrometer angeschafft. Temperatur und Luftfeuchtigkeit - wegen möglichem Schimmel - würden von Ehrenamtlichen überwacht, sodass auch keine zusätzlichen Kosten entstehen. Andererseits zeige aber die Erfahrung, dass in Kirchen, die gar nicht geheizt werden, auch kein Schimmel auftrete: Kirchen in Bayern oder der Kölner Dom würden nie geheizt und da gebe es auch keine Probleme.

"Früher haben wir uns, ganz ehrlich, keine Gedanken über das Heizen gemacht. Es war nie so warm wie in einer Wohnung mit 20 Grad. Aber auf 15 Grad haben wir schon geheizt. So, wie es gebraucht wurde. Das Öl war auch relativ günstig."

Konzerte sollen in warmen Kirchen stattfinden

Auch um eine weitere Sache musste der Verwaltungsrat der Pfarrei sich kümmern: Im Winter sollen in den Kirchen auch Konzerte stattfinden können: "Wir heizen die Kirchen für die Konzerte sogar wärmer, damit die Instrumente auch spielen können." Dafür gebe es mehrere Gründe: Gemeinschaft, Versammlungen und Kultur seien ein wichtiges Thema in den dörflichen Strukturen der Pfarrei.

Deshalb freut man sich dort, nachdem das wegen Corona nicht möglich war, dass es wieder Anfragen für Konzerte in Kirchen gibt. Auch Adventsgottesdienste soll es geben. Musikvereine und Chöre würden explizit darum bitten, in der Kirche und nicht im Gemeindehaus auftreten zu dürfen.

"Und da haben wir gesagt: Wir haben auch einen kulturellen Auftrag und wollen für die Menschen da sein. Und wenn wir so etwas unterbinden, nur weil wir die Heizung nicht anmachen … Das machen wir nicht." Vereine, die in der Kirche auftreten wollen, werden jetzt also einen Beitrag zum Heizen des Gebäudes zahlen.

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Ohnehin: In diesem Jahr wird die Heizsaison in den Kirchen angesichts der warmen Temperaturen nicht am 1. November starten, sagt der Pfarrer: „Wir fangen erst an, wenn die Temperatur in den Kirchen unter zehn Grad sinkt. Das haben wir im Moment noch nicht erreicht.“

Und sollte es dann doch mal kalt werden, hat die Pfarrei eine weitere Idee: Vor den Gottesdiensten soll Tee und Punsch ausgegeben werden. Anschließend vielleicht sogar Glühwein, sagt der Pfarrer von der Mosel: "Und dann kommt man vielleicht vor der Kirche auch noch ins Gespräch."

"Die Kirchen werden ja geheizt, nur nicht so warm. Aber gegen die Kälte kann man etwas tun: Wenn man damit einen Beitrag zum Energiesparen leistet, kann man sich ruhig mal eine lange Unterhose oder Funktionswäsche anziehen."

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