Winzer Harald Pfeifer in seinem Weinberg bei Kinheim (Foto: SWR)

Exklusive und süße Weinspezialität

Mosel-Winzer hoffen auf kalte Nacht für Eiswein

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AUTOR/IN
Sebastian Grauer

Im Weinanbaugebiet Mosel haben in diesem Jahr mehr Winzer Trauben für Eiswein hängen lassen als im vergangenen Jahr. Darunter auch Harald Peifer - er hofft jetzt auf eine kalte Nacht.

Winzer Harald Peifer aus Traben-Trarbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) steht in einem Seitental der Mosel bei Kinheim. Hier hat er 2.000 Quadratmeter Reben stehen, an denen noch Riesling-Trauben hängen. Er hofft jetzt auf eine kalte Nacht von mindestens minus acht Grad, um die Trauben lesen zu können. "Wir warten jetzt auf die Nacht der Nächte. Dann geht es morgens um fünf Uhr raus."

Eiswein-Trauben müssen gefroren gelesen und verarbeitet werden

Denn erst wenn es kalt genug ist, gefriere das Wasser in den Beeren. Dann müssten die Beeren gelesen und auch gefroren gepresst werden, sagt Peifer.

"Dabei tropft alles heraus, außer Wasser. Das bleibt als Eis zurück. Es tropfen dann nur Zucker und Aromastoffe heraus. Und das ist eigentlich so das Schönste, was man als Winzer erleben darf. Eiswein ist hochkonzentrierter Traubensaft."

Winzer Harald Peifer im Weinberg (Foto: SWR)
Riesling-Trauben im Weinberg von Harald Peifer bei Kinheim

Winzer haben mehr Eisweinflächen gemeldet als im vergangenen Jahr

Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz haben 43 Betriebe entlang von Mosel, Saar und Ruwer etwa 7,5 Hektar Eisweinflächen gemeldet, das sind etwa 3,5 Hektar mehr als 2020. Die Landwirtschaftskammer geht davon aus, dass das auch mit der erfolgreichen Ernte im vergangenen Jahr zusammenhängt. Dadurch seien die Winzer motiviert gewesen, weitere Flächen zu melden.

Späte Lese ein weiterer Grund für viel Eisweinflächen

Harald Peifer kennt noch einen weiteren Grund. Er nimmt an, dass die Menge der gemeldeten Flächen auch damit zu tun hat, dass die Rieslinglese in diesem Jahr bis in den November ging und damit länger als in den vergangenen Jahren. Die Trauben hingen ohnehin schon lange. Da hätten sich viele Winzer gedacht, warum nicht noch ein paar Trauben ein paar Wochen länger hängen lassen, um mit etwas Glück Eiswein lesen zu können.

"Für die Lese ist es schwer, Prognosen abzugeben. Aber grundsätzlich gilt: je früher der Lese-Termin, desto größer auch die Menge." Die Trauben würden nämlich mit der Zeit beginnen zu faulen und dann vom Stock fallen. Es ist also eine Wette auf den Frost, die die Winzerinnen und Winzer eingehen.

Eiswein ist exklusives Produkt

Der Wein aus den gefrorenen Trauben gehöre mit zum Exklusivsten, was es auf dem Weinmarkt gibt, sagt Peifer. "Eine kleine Flasche kann da schon bis zu 40 Euro kosten." Peifer verkauft lediglich einen Teil seines Eisweins. Der Rest werde in Weinproben präsentiert oder selbst getrunken. "Das tun wir eigentlich am liebsten", sagt der Winzer.

"Eiswein ist Prestige. Eiswein ist Philosophie. Eiswein ist für des Winzers Herz."

Eiswein passe hervorragend zu einem Nachtisch beim Abendessen, sagt der 50-Jährige. "Ich würde sogar noch etwas weitergehen. Ich würde sagen, das Dessert lässt man weg und trinkt nur den Eiswein."

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Sebastian Grauer