Ein Gang mit Haftzellen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich. Ein Gefängnismitarbeiter soll Häftlinge bei Einkäufen über den Tisch gezogen haben. Der Mann muss sich wegen Betrugs am Landgericht Trier verantworten. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Harald Tittel)

Kriminalität im Strafvollzug

JVA Wittlich erfolgreich mit Drogenscanner

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Marc Steffgen
Foto von Marc Steffgen, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Immer wieder wird versucht synthetische Drogen ins Wittlicher Gefängnis zu schmuggeln. Die JVA bekommt das Problem aber zunehmend in den Griff - auch dank moderner Technik.

Der Leiter der Justizvollzugsanstalt Wittlich, Jörn Patzak, ist zufrieden: 50 Fälle von Drogenschmuggel konnten im vergangenen Jahr aufgedeckt werden. Ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2021. "Die Zahlen zeigen, dass wir bei den Gefangenen mit all unseren Maßnahmen Eindruck gemacht haben. Die wissen mittlerweile, was wir alles tun, um den Schmuggel in die JVA zu unterbinden."

"Wir haben mit unseren Maßnahmen bei den Gefangenen Eindruck gemacht!"

JVA Wittlich (Foto: SWR, Die JVA Wittlich hat im Kampf gegen synthetische Drogen aufgerüstet.)
Die JVA Wittlich hat im Kampf gegen synthetische Drogen aufgerüstet.

Gefährlicher Rausch mit synthetischen Drogen

Laut Studien haben ein Drittel aller Insassen von Gefängnissen ein Suchtproblem. In den vergangenen Jahren sind immer mehr synthetische Drogen auf den Markt gekommen, die die klassischen Betäubungsmittel verdrängt haben. Seit 2018 wurden im Wittlicher Gefängnis 19 unterschiedliche synthetische Cannabinoide festgestellt.

Substanzen werden auf Briefen eingeschmuggelt

Die illegalen Substanzen werden auf ein Blatt Papier geträufelt, als Brief in die JVA geschickt und später von den Insassen geraucht. Das Landeskriminalamt hat festgestellt, das bis zu 600 Dosen auf ein DIN-A4-Blatt passen. Der Konsum kann lebensgefährlich sein.

Eine Malerei eines Kindes (Foto: JVA Wittlich)
Die synthetischen Drogen werden auf ein Blatt Papier geträufelt und später geraucht.

Auch in Wittlich gab es Notarzteinsätze bei kollabierenden Gefangenen. Für Anstaltsleiter Jörn Patzak ist es eigenen Angaben zufolge ein Wunder, dass es bislang noch keinen Drogentoten gab.

"Es ist wirklich ein Wunder, dass bislang noch niemand gestorben ist."

Drogenscanner entdeckt immer mehr illegale Substanzen

Seit einigen Jahren hat das Wittlicher Gefängnis aufgerüstet. Die Mitarbeiter sind geschult, können schnell erkennen, ob ein Insasse berauscht ist.

Ein spezieller Drogenscanner untersucht außerdem seit 2018 stichprobenartig die Post der Gefangenen auf illegale Substanzen. In Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt wird das Gerät immer wieder auf den neuesten Stand gebracht, denn die Kriminellen verändern fortlaufend die chemischen Verbindungen der Rauschmittel. Pro Jahr kämen bis zu 100 neue Substanzen auf den Markt. Jörn Patzak: "Die Drogenproduzenten sind uns immer eine Nasenlänge voraus, aber wir sind im Windschatten."

Schlupflöcher werden ständig geschlossen

Mit einem ganzen Maßnahmenkatalog werden Drogenkonsum und -schmuggel im Wittlicher Gefängnis sanktioniert. Neben internen Präventiv- und Disziplinarmaßnahmen wird Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz gestellt.

Im Februar 2022 wurde eine Frau zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, weil sie ihren Freund in der JVA Wittlich mit Drogen versorgt hatte. Im Gefängnis wird ständig versucht neue Schlupflöcher zu schließen. Zum Beispiel sind Tabakbeutel in den Arbeitsbereichen mittlerweile verboten, weil man darin Drogen schmuggeln kann.

Der Drogenscanner "IONSCAN" soll die 40-jährige Lebensgefährtin eines Insassen beim Einschleusen von Drogen überführt haben.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Der Drogenscanner "IONSCAN" soll die 40-jährige Lebensgefährtin eines Insassen beim Einschleusen von Drogen überführt haben.

Drogenscanner als Exportschlager

Der in Wittlich erstmals 2018 eingesetzte Drogenscanner kommt in immer mehr Bundesländern zum Einsatz. Was Anstaltsleiter Jörn Patzak besonders freut - mittlerweile wollen auch Haftanstalten aus dem europäischen Ausland den Scanner einsetzen.

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